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Langzeitfolgen von COVID-19 bei Kindern: Eine umfassende Studie beleuchtet Risikofaktoren und Symptome

DMZ – MEDIZIN ¦ Anton Aeberhard ¦

 

Eine kürzlich veröffentlichte, umfangreiche prospektive Kohortenstudie hat wichtige Erkenntnisse über die Langzeitfolgen von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern gewonnen. Die Untersuchung, die über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt wurde, zeigt, dass auch Kinder nach leichten oder asymptomatischen COVID-19-Verläufen anhaltende Symptome entwickeln können. Diese Beschwerden, die unter dem Begriff Long Covid oder Post-Covid-Syndrom bekannt sind, betreffen weltweit viele Menschen, darunter auch Kinder.

 

Langzeitfolgen nach SARS-CoV-2-Infektion

Long Covid ist durch das Fortbestehen von Symptomen gekennzeichnet, die mindestens 12 Wochen nach einer Infektion auftreten und den Alltag der Betroffenen spürbar beeinträchtigen. Während Langzeitfolgen bei Erwachsenen bereits intensiv untersucht wurden, fehlte es bislang an umfassenden Studien zu den Auswirkungen auf Kinder. Diese neue Studie schließt eine Lücke, indem sie die langfristigen Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern über einen Zeitraum von bis zu 36 Monaten nach der Infektion beobachtete.

 

Zu den häufigsten anhaltenden Symptomen zählten Müdigkeit, Atembeschwerden bei körperlicher Anstrengung, Kopfschmerzen sowie Magen-Darm-Probleme. Besonders betroffen waren ältere Kinder, Kinder mit Vorerkrankungen und diejenigen, die während der ersten COVID-19-Wellen – vor allem vor der Omikron-Variante – infiziert wurden. Es zeigte sich, dass Kinder, die während der akuten Infektion an Fieber oder Kopfschmerzen litten, ein höheres Risiko für langfristige Beschwerden aufwiesen.

 

Neuartige Erkenntnisse und Risikofaktoren

Die Studie liefert Hinweise darauf, dass bestimmte Symptome während der akuten Infektion mit einem erhöhten Risiko für Long Covid bei Kindern verbunden sind. Auffällig war auch, dass Kinder, die in der akuten Phase Steroide erhielten, häufiger langanhaltende Muskelsymptome entwickelten. Diese Beobachtungen legen nahe, dass nicht evidenzbasierte Therapien bei pädiatrischen COVID-19-Fällen mit Vorsicht eingesetzt werden sollten.

 

Zusammenhang zwischen COVID-19 und Autoimmunerkrankungen

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist der Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2-Infektionen und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen bei Kindern. Rund 1,1 % der untersuchten Kinder entwickelten nach der Infektion eine Autoimmunerkrankung – eine höhere Rate als in der Allgemeinbevölkerung. Dieser Befund unterstützt die Hypothese, dass SARS-CoV-2-Infektionen Autoimmunreaktionen auslösen können, wie es auch schon in Studien an Erwachsenen beobachtet wurde.

 

Reinfektionen und Impfungen

Die Studie untersuchte auch die Auswirkungen von Reinfektionen und Impfungen auf das Risiko, Long Covid zu entwickeln. Obwohl die meisten Reinfektionen bei Kindern milde verliefen, konnte bei einem Kind nach einer zweiten Infektion Long Covid diagnostiziert werden. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass Impfungen einen wichtigen Schutz vor Long Covid bieten: Geimpfte Kinder wiesen ein geringeres Risiko für Langzeitfolgen auf, wobei die Schutzwirkung mit der Anzahl der Impfdosen und dem Alter variierte. Besonders Jugendliche profitierten von der Impfung, wobei der Schutz im Laufe der Zeit nachließ.

 

Implikationen für Forschung und Gesundheitspolitik

Die Ergebnisse dieser Studie haben weitreichende Implikationen für die klinische Praxis und die Gesundheitspolitik. Sie verdeutlichen, dass Long Covid bei Kindern und Jugendlichen eine ernsthafte und langanhaltende Belastung darstellt. Die Studie fordert verstärkte Anstrengungen in der Forschung, um die Ursachen von Long Covid besser zu verstehen und wirksame Behandlungsstrategien zu entwickeln. Ebenso wird die Einrichtung spezialisierter Zentren zur Diagnose und Behandlung von Long Covid bei Kindern vorgeschlagen, um betroffene Kinder umfassend betreuen zu können.

 

Fazit

Diese umfassende Untersuchung zeigt, dass Long Covid auch bei Kindern und Jugendlichen eine ernstzunehmende Folge von COVID-19 ist. Die gewonnenen Erkenntnisse zu Risikofaktoren und Symptomen tragen dazu bei, das Verständnis dieser Erkrankung zu vertiefen, und bieten wertvolle Hinweise für die künftige Forschung und klinische Praxis.

 

 

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