DMZ – BLICKWINKEL ¦ A. Aeberhard ¦
KOMMENTAR
Elon Musk, Gründer von SpaceX und Eigentümer der Social-Media-Plattform TwitterX, hat erneut hitzige Diskussionen ausgelöst. Diesmal steht er im Zentrum einer Kontroverse, nachdem er einer Theorie zustimmte, die behauptet, echte Demokratie sei nur unter der Führung sogenannter „hochrangiger Männer“ möglich. Diese These, die viele als sexistisch und elitär einstufen, hat scharfe Kritik hervorgerufen. Sie wird als Ausdruck rechtsgerichteter Ideologien interpretiert, die zunehmend auf Plattformen wie X Anklang finden.
Am vergangenen Wochenende teilte Musk auf X einen Screenshot, der eine Theorie beschreibt, die 2021 auf der Plattform 4chan verbreitet wurde. Laut dieser Theorie besitzen nur „Alpha-Männer“ mit hohem Testosteronspiegel und „neurodivergente Menschen“ die Fähigkeit, unabhängig zu denken. Im Gegensatz dazu würden Frauen und Männer mit niedrigerem Testosteronspiegel angeblich weniger rationale Entscheidungen treffen können. Diese Gruppe werde somit von Macht und Einfluss ausgeschlossen.
Die Theorie postuliert weiter, dass Menschen mit geringerer „körperlicher Durchsetzungsfähigkeit“ – darunter Frauen und sogenannte „Low-T-Männer“ – Informationen durch einen Filter der Anpassung verarbeiten würden, um Konflikte zu vermeiden. „Alpha-Männer“ und neurodivergente Personen hingegen seien in der Lage, unvoreingenommen neue Informationen aufzunehmen und objektive Entscheidungen zu treffen, die im besten Interesse einer demokratischen Gesellschaft stünden. Der in der Theorie verwendete Begriff „aneurotypisch“ scheint allerdings ein Fehlgriff zu sein und wird allgemein nicht anerkannt.
Diese Ideen haben besonders in Kreisen Anklang gefunden, die für eine übersteigerte Männlichkeitsideologie stehen und toxische Männlichkeitsvorstellungen fördern. Kritiker betonen, dass diese Theorien nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern auch gesellschaftlich gefährlich seien, da sie bestehende Ungleichheiten verstärken und die Bedeutung von Vielfalt in demokratischen Prozessen herabsetzen.
Musks kurze Reaktion auf diesen Post lautete: „Interessante Beobachtung.“ Dies löste sofort eine Debatte darüber aus, inwieweit Musk zur Verbreitung solcher Ansichten beiträgt. Er ist bekannt dafür, kontroverse Positionen auf seiner Plattform zu teilen, die er im Namen der Meinungsfreiheit verteidigt. Seine Kritiker sehen darin jedoch die bewusste Förderung von Desinformation und problematischen Ideologien.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Tatsache, dass der ursprüngliche Post von einem Account namens „AutismCapital“ stammt, der sich häufig mit Musks Projekten solidarisiert. Die Theorie wurde als „Reich-Effekt“ bezeichnet – offenbar eine Anspielung auf Robert Reich, den ehemaligen US-Arbeitsminister, der kürzlich in einem Artikel Musks wachsenden Einfluss kritisch hinterfragte.
Ob Musk den Post als Zustimmung zur Theorie oder als Reaktion auf Reichs Kritik teilte, bleibt unklar. Sicher ist jedoch, dass X zunehmend als Plattform für kontroverse und oft grenzüberschreitende Inhalte dient. Musks Verteidigung radikaler Meinungen als legitime Ausübung der Meinungsfreiheit stösst in weiten Teilen der Öffentlichkeit auf Ablehnung.
Diese jüngste Episode wirft einmal mehr die Frage auf, inwieweit Musk seine Position als
einflussreiche Figur in den sozialen Netzwerken nutzt, um politische und gesellschaftliche Diskussionen zu beeinflussen. Anstatt zur Meinungsvielfalt beizutragen, scheint seine Plattform vermehrt ein Forum für extreme Ansichten zu bieten, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt untergraben könnten. Es bleibt zu hoffen, dass Musks Fokus künftig stärker auf verantwortungsbewusster Kommunikation liegt, die gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratische Werte fördert, anstatt diese durch die Verbreitung fragwürdiger Ideologien zu schwächen.
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