DMZ – GESUNDHEIT ¦ A. Aeberhard
KOMMENTAR
Die jüngste Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über einen internationalen Gesundheitsnotstand (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) aufgrund der Variante Clade 1b des Mpox-Virus verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, denen sich das globale Gesundheitswesen gegenüber sieht. Auch die Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) haben angesichts des alarmierenden Anstiegs von Mpox-Fällen den Ausbruch zur Kontinentalen Gesundheitsnotlage erklärt.
Diese Notlage tritt inmitten einer sich verschärfenden COVID-19-Welle auf, die weltweit zu steigenden Infektionsraten führt. Gleichzeitig stellt das sich weiterentwickelnde H5N1-Vogelgrippevirus eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Auch Ausbrüche von Polio, Cholera, Denguefieber und Masern sind in vielen Teilen der Welt wieder vermehrt aufgetreten. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit der öffentlichen Gesundheitssysteme auf.
In den USA haben weder die Demokraten noch die Republikaner öffentlich auf die Erklärung des Mpox-Notstands reagiert, was bei einigen Beobachtern Besorgnis auslöst. Gleichzeitig wird COVID-19 in geopolitischen Kontexten zunehmend thematisiert. Die WHO hat bisher nicht ausreichend Mittel aufgebracht, um die dringendsten Bedürfnisse zur Bekämpfung des Mpox-Ausbruchs in der Konfliktregion im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) zu decken. Besonders besorgniserregend ist die Situation in der Hauptstadt von Nord-Kivu, Goma, wo Millionen von Flüchtlingen in überfüllten Lagern leben und das Risiko einer Ausbreitung des Virus hoch ist.
Dies ist der dritte PHEIC in den letzten vier Jahren. Der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus rief den COVID-19-Notstand am 30. Januar 2020 aus. Im Juli 2022 folgte ein weiterer Notstand aufgrund eines multinationalen Mpox-Ausbruchs. Trotz anhaltender Infektionen und Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit wurden die Notstände für COVID-19 und Mpox im Mai 2023 beendet, was auf eine verbesserte Kontrolle und Verfügbarkeit von Impfstoffen und Therapien hinweisen könnte.
Der Mpox-Ausbruch seit 2022 führte weltweit zu mehr als 87.000 bestätigten Fällen in über 100 Ländern, mit einer globalen Sterblichkeitsrate von unter 1%. Die neue, virulentere Variante des Virus breitet sich jedoch weiterhin über die Demokratische Republik Kongo hinaus in benachbarte Länder aus, was erhöhte Wachsamkeit und präventive Maßnahmen erfordert.
Gesundheitsbehörden betonen, dass das Mpox-Virus hauptsächlich durch direkten und engen Kontakt übertragen wird. Die CDC in den USA und die europäische Gesundheitsbehörde ECDC empfehlen jedoch weiterhin Vorsichtsmaßnahmen, einschließlich Atemschutz und spezieller Schutzmaßnahmen für nicht geimpfte Gesundheitsfachkräfte. Die Möglichkeit einer Übertragung über die Luft ist derzeit nicht vollständig geklärt und bedarf weiterer wissenschaftlicher Untersuchung.
Seit Anfang 2022 wurden in der DRC und angrenzenden Regionen 37.583 bestätigte und Verdachtsfälle des Mpox-Virus gemeldet, wobei die Sterblichkeitsrate in bestimmten Regionen höher liegen kann als im globalen Durchschnitt. Die WHO betont, dass in Regionen mit schwacher Gesundheitsinfrastruktur, wie im Osten der DRC, die Herausforderungen besonders groß sind. Besonders besorgniserregend ist, dass Kinder unter fünf Jahren in der DRC einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, wobei die genaue Sterblichkeitsrate für diese Altersgruppe je nach Region und Gesundheitsbedingungen variieren kann.
Im Osten der DRC, insbesondere in Goma, gibt es zahlreiche Gelegenheiten für das Virus, sich in den provisorischen Flüchtlingslagern zu verbreiten. Die überfüllten Gesundheitseinrichtungen stehen vor enormen Herausforderungen. Ein Beispiel ist das eines sechs Wochen alten Babys, das sich aufgrund der Überlastung eines Krankenhauses mit Mpox infizierte, was auf die dringende Notwendigkeit verstärkter Gesundheitsmaßnahmen hinweist.
Die Zahl der Mpox-Fälle in afrikanischen Ländern stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr, was auf die Verbreitung in stark betroffenen Regionen hinweist. In den ersten sieben Monaten von 2024 wurden in der DRC und anderen betroffenen afrikanischen Ländern 14.250 Fälle und 456 Todesfälle registriert, ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Bislang entfällt ein großer Anteil der gemeldeten Fälle auf die DRC, was die prekäre Gesundheitssituation in dieser Region unterstreicht.
Diese Entwicklungen zeigen, dass die globale Gesundheitspolitik in einer zunehmend vernetzten Welt vor großen Herausforderungen steht. Es wird immer deutlicher, dass internationale Zusammenarbeit und ausreichende finanzielle Unterstützung notwendig sind, um derartige Gesundheitskrisen effektiv zu bewältigen.
Fragen und Antworten: Mpox Was Sie über Mpox wissen sollten (who.int)
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