DMZ – WISSENSCHAFT ¦ S. Koller ¦
Seit dem Auftreten von SARS-CoV-2 hat das Virus zahlreiche Mutationen durchlaufen, die zur Entstehung neuer Varianten geführt haben. Diese Varianten unterscheiden sich in ihrer Übertragbarkeit, Pathogenität und Fähigkeit, der Immunantwort zu entgehen. Eine der jüngsten Varianten, die besondere Aufmerksamkeit erregt, ist die KP.3.1.1-Variante. Diese Variante, die von der JN.1-Variante (BA.2.86.1.1) abstammt, hat sich Anfang 2024 gegenüber den zuvor dominanten XBB-Linien durchgesetzt. In einer Studie werden die virologischen Eigenschaften von KP.3.1.1 und ihre potenziellen Auswirkungen auf die globale Gesundheit beleuchtet.
Entstehung und Verbreitung der KP.3.1.1-Variante
Die JN.1-Variante, von der KP.3.1.1 abstammt, hat sich durch die Substitution von Spike-Protein-Mutationen weiterentwickelt. Diese Mutationen führten zur Entstehung von Untervarianten wie KP.2 (JN.1.11.1.2), KP.3 (JN.1.11.1.3) und schließlich KP.3.1.1 (JN.1.11.1.3.1.1), die zusätzlich eine Deletion der Serinposition 31 im Spike-Protein (S
) aufweist. Diese Varianten haben sich seit Juni 2024 in mehreren Ländern verbreitet, darunter Spanien, die USA, Frankreich, Kanada und das Vereinigte Königreich.
Reproduktionszahl und Übertragbarkeit
Um die Übertragbarkeit von KP.3.1.1 zu bewerten, wurde ein bayesianisches multinomiales Logistikmodell verwendet, das auf Genomüberwachungsdaten aus den genannten Ländern basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die relative effektive Reproduktionszahl (Re) von KP.3.1.1 in Spanien über 1,2-fach höher ist als die von JN.1 und auch höher als die von KP.2, KP.3, LB.1 und KP.2.3. Ähnliche Trends wurden in anderen Ländern beobachtet, obwohl die begrenzte Anzahl an KP.3.1.1-Sequenzen eine mögliche Überschätzung der Re in diesen Regionen bedeuten könnte. Diese Daten deuten darauf hin, dass sich KP.3.1.1 weltweit verbreiten könnte, ähnlich wie andere JN.1-Unterlinien.
Virologische Eigenschaften und Immunflucht
Die virologischen Eigenschaften von KP.3.1.1 wurden durch Experimente mit Pseudoviren untersucht. Pseudoviren sind Labormodelle, die es ermöglichen, die Infektiosität und Immunantwort eines Virus in einer sicheren Umgebung zu testen. Diese Experimente zeigten, dass die Infektiosität des KP.3.1.1-Pseudovirus signifikant höher war als die von KP.3, was darauf hindeutet, dass sie die Virusinfektiosität erhöht.
Zudem wurde die Fähigkeit von KP.3.1.1 untersucht, der Immunantwort zu entgehen. Hierfür wurden verschiedene Serumproben getestet, darunter Seren von Genesenen nach Durchbruchsinfektionen mit den Varianten XBB.1.5 oder EG.5, sowie Seren von Personen, die mit HK.3 oder JN.1 infiziert waren. Auch Serumproben nach einer monovalenten XBB.1.5-Impfung wurden analysiert. In allen getesteten Gruppen war der 50%-Neutralisationstitel (NT50) gegen KP.3.1.1 signifikant niedriger als gegen KP.3, was auf eine stärkere Immunflucht dieser Variante hinweist.
Besonders bemerkenswert ist, dass KP.3.1.1 im Vergleich zu KP.2.3 eine um 1,3-fach niedrigere NT50 zeigte, insbesondere bei Seren von Personen, die mit den Varianten EG.5 und HK.3 infiziert waren. Diese erhöhte Resistenz gegenüber der Immunantwort könnte KP.3.1.1 einen weiteren Überlebensvorteil verschaffen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass KP.3.1.1 eine höhere Reproduktionszahl, eine erhöhte Pseudovirus-Infektiosität und eine stärkere Immunflucht aufweist als frühere Varianten wie KP.3. Diese Eigenschaften ähneln den kürzlich berichteten JN.1-Untervarianten, die ebenfalls eine erhöhte Übertragbarkeit, Infektiosität und Immunflucht zeigten. Die Evolution der KP.3.1.1-Variante unterstreicht die Bedeutung der JN.1-Linien und stellt eine neue Herausforderung für die globale Gesundheitsgemeinschaft dar.
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