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Long COVID: Ein globales Problem von enormer Tragweite – Wissenschaftler fordern entschlossenes Handeln der Regierungen

DMZ –  POLITIK  ¦ Anton Aeberhard ¦

 

KOMMENTAR

 

Während das Thema Long COVID in politischen Debatten häufig nur am Rande behandelt wird, zeigen aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, dass dies eine verharmlosende Sichtweise darstellt. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass neue COVID-Varianten das Risiko für Long COVID weiter erhöhen könnten – ein Szenario, vor dem Experten bereits seit geraumer Zeit warnen. In einer kürzlich in Nature Medicine veröffentlichten Studie betonen führende Wissenschaftler die erheblichen Auswirkungen von Long COVID auf die globale Gesundheit und Wirtschaft.

 

Die Fakten

Long COVID betrifft weltweit schätzungsweise 400 Millionen Menschen, wie Ziyad Al-Aly, Direktor des Clinical Epidemiology Center am Veterans Affairs St. Louis Health Care System und Hauptautor der Studie, berichtet. Diese Zahl könnte jedoch eine konservative Schätzung darstellen. Die Forscher schätzen den jährlichen wirtschaftlichen Schaden auf etwa eine Billion Dollar, was etwa 1 % der globalen Wirtschaftsleistung entspricht.

 

Besonders beunruhigend ist, dass das Risiko, an Long COVID zu erkranken, mit jeder erneuten COVID-Infektion zunimmt. Da sich die COVID-Varianten weiterentwickeln, könnte auch die Bedrohung durch Long COVID ansteigen. Eric Topol, Mitautor der Studie, weist darauf hin, dass in den USA derzeit bis zu 900.000 neue COVID-Infektionen pro Tag auftreten könnten. Dies birgt nicht nur die Gefahr einer Zunahme akuter COVID-Fälle, sondern auch einer wachsenden Zahl von Long-COVID-Betroffenen.

 

Ein wachsendes gesundheitliches und wirtschaftliches Problem

Die Symptome von Long COVID sind vielfältig und können das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, den Magen-Darm-Trakt und das Fortpflanzungssystem beeinträchtigen. Mehr als 200 verschiedene Symptome wurden dokumentiert, darunter Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Herzrasen, chronischer Husten und Atemnot. Auffällig ist, dass die meisten Menschen, die an Long COVID leiden, ursprünglich nur milde Verläufe von COVID-19 hatten.

 

Neben den gesundheitlichen Auswirkungen stellt auch der wirtschaftliche Schaden, den Long COVID verursacht, ein ernstes Problem dar. Schätzungen zufolge sind in den OECD-Ländern zwischen zwei und vier Millionen erwerbsfähige Menschen aufgrund von Long COVID arbeitsunfähig. In Großbritannien gaben 20 % der Betroffenen an, nicht mehr arbeiten zu können, während 16 % nur noch in Teilzeit beschäftigt sind.

 

Forderungen der Wissenschaft

Angesichts der weitreichenden Folgen von Long COVID rufen Forscher die Regierungen dazu auf, umfassendere Maßnahmen zu ergreifen. Zu den empfohlenen Schutzmaßnahmen gehören unter anderem eine verstärkte Nutzung von Masken, verbesserte Belüftungssysteme und kombinierte Impfprogramme gegen COVID-19 und Grippe. Darüber hinaus fordern die Wissenschaftler eine intensivere Erforschung der Mechanismen und Behandlungsmöglichkeiten von Long COVID. Al-Aly und seine Mitautoren plädieren für großangelegte Plattform-Studien, um schnell wirksame Therapien zu identifizieren.

 

In den USA hat Senator Bernie Sanders das Thema aufgegriffen und kürzlich den „Long COVID Research Moonshot Act“ vorgestellt. Dieser Gesetzesentwurf sieht vor, jährlich eine Milliarde Dollar in die Erforschung von Long COVID zu investieren, um dringend benötigte Behandlungen zu entwickeln und die Versorgung der Patienten zu verbessern.

 

Fazit

Long COVID stellt ein globales Gesundheitsproblem von erheblicher Tragweite dar. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen sind gravierend, und die Zahl der Betroffenen nimmt weiterhin zu. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Regierungen weltweit dieser Krise die nötige Aufmerksamkeit schenken. Die Wissenschaft hat klare Handlungsempfehlungen gegeben; nun liegt es an den politischen Entscheidungsträgern, diese umzusetzen, um das Leid von Millionen Menschen zu lindern und die globalen Schäden zu begrenzen.


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