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Faktencheck: Trumps Unwahrheiten im Gespräch mit Elon Musk

DMZ – MEDIEN ¦ Lena Wallner ¦          

 

Am vergangenen Montag stellte sich der ehemalige US-Präsident Donald Trump in einem Interview den Fragen von Elon Musk, dem Eigentümer der sozialen Medienplattform X (ehemals Twitter). Das Gespräch wurde im Vorfeld als „größtes Interview in der Geschichte“ angekündigt und erregte entsprechend viel Aufmerksamkeit.

 

Allerdings fiel das Interview nicht nur durch die kontroversen Aussagen auf, sondern auch durch eine Vielzahl nachweislich falscher Behauptungen. Diese Falschaussagen decken eine breite Palette an Themen ab, darunter Wirtschaft, Außenpolitik, Einwanderung, Klimawandel und Kriminalität. Im Folgenden werden einige der gravierendsten Unwahrheiten Trumps aus dem Gespräch genauer betrachtet.

 

Kriminalität in den USA

Trump behauptete im Interview: „Die Kriminalitätsrate schießt in die Höhe.“ Diese Aussage widerspricht den aktuellen Statistiken des FBI. Tatsächlich zeigen die jüngsten Daten einen deutlichen Rückgang der Kriminalität in den USA. Im Jahr 2023 sank die Mordrate um etwa 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Gesamtzahl der Gewaltverbrechen ging um rund 6 % zurück. Dieser Abwärtstrend setzte sich im ersten Quartal 2024 fort, mit einem weiteren Rückgang der Mordrate um 26 % und der Gewaltverbrechen um 15 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023. Laut Experten wie Jeff Asher von AH Datalytics erleben die USA derzeit einen der schnellsten Rückgänge der Kriminalitätsraten in ihrer Geschichte. Trumps Darstellung steht somit im Widerspruch zu den vorliegenden Fakten.

 

Inflation und wirtschaftliche Entwicklung

Auch in wirtschaftlichen Fragen wich Trump von den Fakten ab. Er sagte: „Ich denke, wir haben die schlimmste Inflation seit 100 Jahren. Man sagt, es sind 48 Jahre, aber ich glaube das nicht.“ Diese Aussage ist falsch. Selbst als die Inflation im Juni 2022 mit 9,1 % ihren Höchststand erreichte, war dies der höchste Wert seit 1981, also vor etwa 40 Jahren, nicht vor 100 Jahren. Seitdem ist die Inflation erheblich gesunken und lag im Juli 2024 bei 3,2 %. Dieser Wert liegt unter dem Niveau, das zuletzt 2011 überschritten wurde. Trumps Darstellung der Inflation ist daher stark übertrieben und ignoriert die tatsächlichen Entwicklungen.

 

Klimawandel und Meeresspiegelanstieg

Ein weiteres Beispiel für Trumps problematische Aussagen betrifft den Klimawandel. Trump behauptete, dass die Gefahr eines Atomkrieges viel größer sei als die durch den Klimawandel verursachten Bedrohungen. Er fügte hinzu: „Die größte Gefahr? Das ist nicht die globale Erwärmung, bei der der Meeresspiegel in den nächsten 400 Jahren um ein Achtel Zoll ansteigen wird … und wir werden mehr Küstenland haben, richtig?“ Diese Aussage steht im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Laut NASA stieg der Meeresspiegel im Jahr 2023 durchschnittlich um 0,17 Zoll pro Jahr, was mehr als dem Doppelten der Rate von 1993 entspricht. Experten warnen, dass dieser Anstieg insbesondere die US-Ostküste und den Golf von Mexiko betrifft, wo die Auswirkungen besonders stark zu spüren sein werden. Trumps Behauptung, dass der Anstieg des Meeresspiegels mehr Küstenland schaffen würde, ignoriert die realen Gefahren, die von diesem Phänomen ausgehen.

 

Zuhörerzahlen und Rezeption

Trump sagte in Bezug auf die Reichweite des Interviews: „Du hast viele Zuhörer, wie 60 Millionen oder so.“ Diese Zahl ist stark übertrieben. In Wahrheit lag die Zahl der tatsächlich zuhörenden Konten bei etwa 1,1 Millionen, wie aus öffentlich zugänglichen Daten auf X hervorgeht. Trump schien sich auf die Gesamtzahl der Ansichten seines X-Beitrags zu beziehen, der das Gespräch teilte, doch viele dieser Aufrufe bedeuten nicht, dass die Nutzer tatsächlich zuhörten. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Trump Zahlen nutzt, um seine Aussagen imposanter erscheinen zu lassen.

 

Kamala Harris und die Einwanderungspolitik

Trump äußerte scharfe Kritik an Vizepräsidentin Kamala Harris und stellte dabei erneut falsche Behauptungen auf. Er behauptete, Harris wolle „alle Gefangenen freilassen, die in Haft sind, und einige dieser Typen sind wirklich schlimm.“ Diese Aussage entbehrt jeglicher Grundlage. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass Kamala Harris plant, alle Gefangenen freizulassen. Diese falsche Behauptung scheint auf einer Fehlinterpretation ihrer Position zur Schließung privat geführter Einwanderungshaftzentren zu basieren, die jedoch nichts mit regulären US-Gefängnissen zu tun hat.

 

Kriminalität und Migration in Venezuela

In Bezug auf Venezuela behauptete Trump: „Venezuela – deren Kriminalität ist um 72 % gesunken. Sie nehmen ihre Drogendealer. Sie nehmen – offen gesagt, ihre Gefangenen, sie leeren ihre Gefängnisse. Sie nehmen ihre Kriminellen, ihre Mörder, ihre Vergewaltiger, und sie liefern sie...“ Diese Aussage basiert auf stark übertriebenen und unzuverlässigen Informationen. Während es einen Rückgang der Kriminalität in Venezuela gab, lag dieser laut dem Venezolanischen Observatorium für Gewalt bei etwa 26 % von 2021 bis 2023 – keineswegs die 72 %, die Trump behauptete. Es gibt keine Beweise dafür, dass Venezuela gezielt Gefängnisse leert, um Kriminelle in die USA zu schicken.

 

Die Rolle von Elon Musk und die Gefahr der Propaganda

Elon Musk, der Eigentümer von X, wurde oft dafür kritisiert, dass er umstrittenen Persönlichkeiten wie Trump eine Plattform bietet, ohne ihre Aussagen ausreichend zu hinterfragen. Während Musk argumentiert, dass er die freie Meinungsäußerung fördern möchte, werfen Kritiker ihm vor, dadurch die Verbreitung von Desinformation zu begünstigen. In einer Zeit, in der Falschinformationen und politische Propaganda leicht verbreitet werden können, sehen einige Beobachter in dieser Art von unkritischer Plattformnutzung eine Gefahr für die Demokratie.

 

Menschen, die das Interview als "sensationell" und "wahrheitsgemäß" ansehen, verdeutlichen, wie leicht politisch motivierte Fehlinformationen das öffentliche Bewusstsein beeinflussen können. Dies unterstreicht die Bedeutung kritischer Medienkompetenz und eines wachsamen Umgangs mit Informationen in sozialen Netzwerken.

 

Fazit

Das Interview zwischen Donald Trump und Elon Musk zeigt die Herausforderungen und Risiken auf, die mit der Verbreitung von Fehlinformationen durch hochrangige politische Persönlichkeiten verbunden sind. Trumps zahlreiche Falschaussagen verdeutlichen, wie wichtig es ist, solche Behauptungen kritisch zu hinterfragen und sie anhand verlässlicher Daten zu überprüfen. Die Öffentlichkeit sollte darauf achten, Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen und sich nicht von sensationellen, aber falschen Aussagen beeinflussen zu lassen. In Zeiten politischer Unsicherheit und medialer Überflutung ist es entscheidend, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und dabei eine verantwortungsvolle und faktenbasierte Berichterstattung zu fördern.


 

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