DMZ –WISSENSCHAFT ¦ A. Aeberhard
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste von 30 Erregern veröffentlicht, die potenziell die nächste globale Gesundheitskrise verursachen könnten. Über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler evaluierten dabei in einem zweijährigen Prozess 1.652 Pathogenarten, um diese Prioritätenliste zu erstellen.
Die Liste der Prioritätserreger
Unter den identifizierten Pathogenen finden sich sowohl bekannte Viren wie SARS-CoV-2, das das neuartige Coronavirus verursacht, als auch MERS, das für das Middle East Respiratory Syndrome verantwortlich ist. Auch der Affenpocken-Virus, der 2022 zu einem globalen Ausbruch führte und weiterhin in Zentralafrika verbreitet ist, gehört dazu.
Ein weiteres alarmierendes Beispiel ist das Variola-Virus, der Erreger der Pocken, der trotz seiner weltweiten Ausrottung im Jahr 1980 weiterhin als Bedrohung gilt. Dies liegt unter anderem daran, dass die routinemäßige Pockenimpfung eingestellt wurde, was zu einer erhöhten Anfälligkeit in der Bevölkerung führen könnte.
Neue Bedrohungen und alte Bekannte
Neben den bekannten Viren wurden auch neue Bedrohungen identifiziert, wie etwa verschiedene Influenza-A-Viren, darunter Subtypen des H5-Virus, das jüngst in den USA bei Viehbeständen für Aufsehen sorgte. Auch Bakterien, die Cholera, Pest, Ruhr, Durchfall und Lungenentzündungen verursachen, wurden neu auf die Liste gesetzt.
Besonders beunruhigend ist die Aufnahme von zwei Nagetier-Viren, die auf den Menschen überspringen und sich zwischen Menschen verbreiten können. Der Klimawandel und die zunehmende Urbanisierung erhöhen das Risiko, dass diese Viren auf den Menschen übergehen.
Globale Vorbereitungen und Forschungslücken
Die WHO betont, dass diese Priorisierung entscheidend ist, um bestehende Wissenslücken zu schließen und Ressourcen effizient einzusetzen. Ana Maria Henao Restrepo, Leiterin des WHO-Teams für Forschung und Entwicklung bei Epidemien, erklärt: „Der Priorisierungsprozess hilft dabei, kritische Wissenslücken zu identifizieren, die dringend geschlossen werden müssen, und sorgt dafür, dass Ressourcen effizient genutzt werden.“
Der Nipah-Virus, der von Fledermäusen übertragen wird, bleibt aufgrund seiner tödlichen Natur und fehlender Behandlungsmöglichkeiten auf der Liste. Virologin Naomi Forrester-Soto vom Pirbright Institute in Großbritannien, die an der Analyse beteiligt war, warnt: „Kein einziger Ort ist am meisten gefährdet.“ Sie erforscht die Familie der Togaviridae, zu der auch das Chikungunya-Virus gehört.
Die meisten dieser Erreger sind derzeit zwar auf bestimmte Regionen beschränkt, könnten jedoch potenziell weltweit verbreitet werden. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit globaler Anstrengungen zur Überwachung, Forschung und Entwicklung von Gegenmaßnahmen.
Fazit
Die Veröffentlichung der WHO-Liste unterstreicht die dringende Notwendigkeit, sich auf zukünftige Pandemien vorzubereiten. Angesichts der globalen Vernetzung und der sich wandelnden Umweltbedingungen könnten diese 30 Pathogene eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, schnell und effizient auf diese Bedrohungen zu reagieren, um eine erneute globale Gesundheitskrise zu verhindern.
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