DMZ – WISSENSCHAFT ¦ S. Koller
Eine neue britische Langzeitstudie hat alarmierende Ergebnisse über die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf die geistige und psychische Gesundheit von Patienten veröffentlicht, die aufgrund der Krankheit ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Studie, "Cognitive and psychiatric symptom trajectories 2–3 years after hospital admission for COVID-19: a longitudinal, prospective cohort study in the UK", untersucht die kognitiven und psychiatrischen Symptomverläufe von COVID-19-Patienten über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren nach ihrer Krankenhausentlassung.
Deutlicher Anstieg von Depressionen und Angstzuständen
Laut der Studie, die im Rahmen des Post-hospitalisation COVID-19 study (PHOSP-COVID) durchgeführt wurde, zeigte fast jeder zweite Studienteilnehmer Anzeichen von mittelschwerer bis schwerer Depression, während jeder vierte eine deutliche kognitive Verschlechterung berichtete. Besonders beunruhigend ist, dass eine signifikante Anzahl der Patienten schwere kognitive Defizite aufwies, die einem IQ-Unterschied von 30 Punkten entsprechen können.
Depressionen, Angstzustände und Müdigkeit nahmen in den Jahren nach der Krankenhausentlassung kontinuierlich zu. Diese Symptome wurden am besten durch den Gesundheitszustand der Patienten sechs Monate nach der Entlassung vorhergesagt. Die Forscher stellten fest, dass erhöhte D-Dimer-Werte im Verhältnis zu CRP während der akuten Phase der Erkrankung mit späteren subjektiven kognitiven Defiziten zusammenhängen.
Langfristige Auswirkungen auf das Berufsleben
Die Studie beleuchtet auch die funktionalen Konsequenzen von COVID-19. Mehr als ein Viertel der Teilnehmer berichtete von beruflichen Veränderungen seit ihrer Erkrankung. Insbesondere kognitive Defizite wurden als Hauptgrund für diese Veränderungen identifiziert, da viele Betroffene die kognitiven Anforderungen ihrer bisherigen Tätigkeiten nicht mehr erfüllen konnten.
Persistenz und neue Symptome
Ein Großteil der Belastungen wird auf das Fortbestehen bereits vorhandener Symptome zurückgeführt, jedoch kann die erhebliche Zunahme von Depressionen, Angstzuständen und Müdigkeit nicht ausschließlich durch die Persistenz erklärt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl das Auftreten neuer Symptome als auch die Verschlechterung bestehender Symptome eine Rolle spielen. Dies unterstützt die Hypothese, dass COVID-19 nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige neuropsychiatrische und kognitive Folgen hat.
Methodische Stärken und Schwächen der Studie
Die C-Fog-Studie zeichnet sich durch ihre lange Beobachtungsdauer und die detaillierte Erfassung kognitiver und psychiatrischer Symptome aus. Allerdings gibt es auch Einschränkungen: Die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Patienten, die aufgrund von COVID-19 hospitalisiert wurden, und sind daher möglicherweise nicht auf alle COVID-19-Patienten übertragbar. Zudem könnte die niedrige Rücklaufquote der Teilnehmer zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen.
Fazit und Ausblick
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer langfristigen medizinischen Nachsorge für COVID-19-Patienten, insbesondere für diejenigen mit anhaltenden schweren Gesundheitsbeeinträchtigungen. Frühzeitige Interventionen könnten helfen, das Auftreten komplexer Syndrome zu verhindern und die funktionalen sowie wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 zu begrenzen. Weiterführende Forschung, einschließlich randomisierter kontrollierter Studien, ist notwendig, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln.
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