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Expertinnen & Experten warnen vor Covid-Blindflug: Massive Kritik am BAG

DMZ – GESELLSCHAFT ¦ A. Aeberhard

KOMMENTAR

 

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) plant, Ende August die Überwachung von Covid- und Grippefällen in Schweizer Spitälern einzustellen. Dieser vermeintlich aus Spargründen getroffene Schritt hat bei Fachleuten erhebliche Besorgnis ausgelöst. Er zeigt, dass die Behörden nach über vier Jahren Pandemie nichts dazugelernt haben und den Schutz der Bevölkerung offenbar nicht ernst genug nehmen. Darüber hinaus ist seit langem bekannt, dass unzureichende Maßnahmen, Prävention und Information bereits zu milliardenschweren Kosten durch hohe Krankenstände geführt haben.

 

Die Entscheidung des BAG bedeutet, dass große Spitäler dem Bund nicht mehr melden müssen, wie viele Covid-Patienten hospitalisiert sind. Auch Angaben wie Alter, Krankheitsverlauf und Impfstatus sowie Covid-Todesfälle werden künftig nicht mehr systematisch erfasst. Diese Informationen waren bislang entscheidend, um die Covid-Lage im Land zu überwachen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen.

 

Die Begründung des BAG, die Überwachung aufgrund von Budgetkürzungen einzustellen, ist kaum nachvollziehbar. Inmitten einer weiterhin andauernden Pandemie ist es unverantwortlich, sich auf Sparzwänge zu berufen, wenn die Gesundheit der Bevölkerung auf dem Spiel steht. Das Erfassen einer einzelnen Meldung könne bis zu einer Stunde dauern, so das BAG. Doch der tatsächliche Preis, den wir für diese Entscheidung zahlen, könnte weit höher sein.

 

Bereits jetzt verursachen krankheitsbedingte Ausfälle Milliardenkosten. Effektive Überwachungsmaßnahmen wären im Vergleich dazu finanziell gesehen ein Klacks. Die Aufhebung des Überwachungsprogramms ist daher nicht nur kurzsichtig, sondern auch ökonomisch unsinnig.

 

Fachleute sind sich einig, dass die Spitaldaten wichtig sind, um zu verstehen, wie schwer neue Virusvarianten verlaufen und welche Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet sind. Christoph Fux, Chefarzt für Infektiologie und Infektionsprävention am Kantonsspital Aarau, betont die Bedeutung dieser Daten als Ergänzung zu den Abwasserdaten. Diese liefern zwar einen Überblick darüber, welche Virusvarianten zirkulieren, doch nur die Spitaldaten zeigen, wie krank die Menschen tatsächlich werden.

 

Es ist alarmierend, dass das BAG offenbar keine Vision und Kompetenz zeigt, um mit der Pandemie umzugehen. Selbst wenn das Parlament eine rechtliche Grundlage für ein dauerhaftes Überwachungssystem schafft, wird dies frühestens in ein paar Jahren in Kraft treten. Die Finanzierung bleibt dabei ein ungelöstes Problem.

 

Es bleibt zu hoffen, dass der Protest der Fachleute nicht ungehört verhallt. Die Pandemie und die extremen Folgen haben uns gelehrt, dass wir flexibel und vorausschauend handeln müssen. Das BAG sollte diese Lektion endlich ernst nehmen und die Überwachung zumindest in einer abgespeckten Form fortführen. Alles andere wäre ein gefährlicher Blindflug, den wir uns nicht leisten können.


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