DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦
COVID-19 hat die Welt nachhaltig verändert. Mit steigenden Fallzahlen werden auch die langfristigen Konsequenzen der Pandemie deutlicher. Es ist mittlerweile bekannt, dass das Virus nicht nur ansteckend und potenziell tödlich ist, sondern auch langfristige Schäden verursachen kann. Eine aktuelle Überprüfung zeigt, dass zwischen 10 % und 30 % der Infizierten an Long COVID leiden, wobei die genaue Definition variiert. Weitaus alarmierender ist die Tatsache, dass über 50 % der Betroffenen langfristige Organschäden erleiden könnten, was eine neue Studie erneut bestätigt.
Akute COVID-19-Symptome und ihre Folgen
COVID-19 verursacht ein breites Spektrum an Symptomen, von milden Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Zu den schwerwiegenden Folgen zählen plötzliche Todesfälle, Herzinfarkte, Schlaganfälle und systemische Infektionen. Herzinsuffizienz und neue Autoimmunerkrankungen wurden ebenfalls beobachtet. Zahlreiche Studien seit 2020 haben die pathophysiologischen Mechanismen hinter diesen Komplikationen untersucht und große Fall-Kontroll-Studien weisen auf eine signifikante Zunahme solcher Fälle hin.
Long COVID und seine Langzeitwirkungen
Long COVID beschreibt ein Set an Symptomen, die über die akute Infektion hinaus andauern. Etwa 10 % bis 30 % der Infizierten berichten von langanhaltenden Beschwerden. Die Langzeitfolgen von COVID-19 betreffen jedoch nicht nur die Symptome, sondern auch die Organe. Studien zeigen, dass über 50 % der Infizierten, in einigen Berichten sogar 70 % oder mehr, Organschäden erleiden. COVID-19 kann Narben in der Lunge verursachen, was zu einer reduzierten Lungenfunktion führt. Es wurde auch mit langfristigen Herz-Kreislauf-Schäden in Verbindung gebracht, die das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen können.
Das Herz
Menschen, die zwischen März und November 2020 mit SARS-COV-2 infiziert wurden, hatten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, koronare Herzkrankheiten und Herzinsuffizienz. Diese Risiken bestehen auch nach milder akuter Infektion. Eine frühe Studie zeigte, dass 78 % der Patienten Herzbeteiligung und 60 % anhaltende Myokardentzündungen aufwiesen. Diese kardiovaskulären Komplikationen können zu langfristigen Risiken führen, einschließlich eines erhöhten Risikos für Schlaganfälle und Herzinfarkte, auch bei anderen Atemwegsinfektionen, wie der Grippe. Patienten mit COVID-19 haben jedoch ein siebenmal höheres Schlaganfallrisiko als Grippepatienten, und das Risiko bleibt bis zu einem Jahr nach der Infektion erhöht.
Das Gehirn
Es gibt überzeugende Beweise dafür, dass SARS-CoV-2 das Gehirn infizieren kann, was zu Schäden führt, einschließlich des Verlusts von Gehirnmasse und der Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke. Diese Schäden können kognitive Fähigkeiten und Gedächtnis beeinträchtigen und sind mit einem erhöhten Risiko für neurologische und psychiatrische Erkrankungen verbunden. Bildgebende Studien haben gezeigt, dass diese Veränderungen im Gehirn Monate nach der Infektion anhalten können, was auf langfristige neuronale Schäden hinweist. Die UK Biobank-Studie hat signifikante Reduktionen der grauen Substanz und eine verringerte Gehirngröße bei COVID-19-Patienten festgestellt.
Das Endothel und die Blutgefäße
COVID-19 kann Endothelzellen schädigen, was zu einer erhöhten Bildung von Mikrothromben führt, die den Blutfluss blockieren können. Solche Schäden wurden bei einer großen Anzahl von Autopsien gefunden. Diese endothelialen Schäden können auch bei asymptomatischen COVID-19-Patienten auftreten und langfristig zu Organalterung führen.
Das endokrine System
COVID-19 kann das endokrine System auf verschiedene Weisen beeinflussen. SARS-CoV-2 kann direkte virale Effekte auf endokrine Gewebe haben, was zu Störungen der Hormonproduktion und -regulation führt. Hyperinflammation und langfristige Stoffwechselveränderungen sind weitere Konsequenzen. Die Infektion kann auch die Reproduktionsgesundheit beeinträchtigen und zu temporären Veränderungen im Menstruationszyklus, verminderter Fruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen führen.
Das Immunsystem
COVID-19 kann eine Immundysregulation verursachen, die sich in einer erhöhten Anfälligkeit für andere Infektionen zeigt. Dies kann zu einer beschleunigten Alterung der Immunzellen führen und das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöhen. Es gibt Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 bis zu zwei Jahre nach der Infektion im Körper verbleiben kann, was langfristige immunologische Effekte zur Folge hat.
Weitere Organe und Systeme
- Lunge: COVID-19 kann zu langfristigen Atemwegsproblemen und Lungenfibrose führen.
- Nieren: Nierenschäden und akutes Nierenversagen wurden bei Long COVID-Patienten beobachtet.
- Darm: SARS-CoV-2 kann Darmzellen infizieren und langfristige gastrointestinale Komplikationen verursachen.
- Blut: Lang anhaltende Blutveränderungen und Mikroklumpenbildung wurden bei vielen Patienten festgestellt.
COVID-19 und SARS-CoV-2 haben schwerwiegende Auswirkungen auf fast jedes Organ im Körper. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer langfristigen Überwachung und Behandlung der betroffenen Patienten.
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