DMZ – FORSCHUNG ¦ Sarah Koller ¦
Eine umfassende zweijährige Studie zur Langzeitüberwachung von Long-COVID-Patienten mittels Telemedizin hat vielversprechende Ergebnisse geliefert. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie haben Millionen von Menschen nicht nur akute, sondern auch anhaltende Symptome entwickelt, die als Long-COVID bekannt sind. Diese Studie, die von der Universität Mailand in Zusammenarbeit mit der ATS Mailand und ASST Fatebenefratelli-Sacco durchgeführt wurde, untersucht die Wirksamkeit der Telemedizin in der Langzeitbetreuung dieser Patienten.
Long-COVID, definiert von der WHO als das Fortbestehen oder das Auftreten neuer Symptome drei Monate nach der akuten Infektion, betrifft schätzungsweise mindestens 10% der mit SARS-CoV-2 infizierten Personen. Diese chronische Erkrankung kann das kardiovaskuläre, respiratorische, gastrointestinale, neuropsychiatrische und andere Körpersysteme beeinträchtigen und eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die das tägliche Leben erheblich einschränken.
Die Studie nutzte eine Telemedizinplattform namens COD19, um COVID-19-Patienten nach ihrer akuten Infektion zu überwachen. Die Plattform ermöglichte es, Symptome zu verfolgen, die Isolation zu überprüfen und die Bedürfnisse der entlassenen Patienten sowie des infizierten Gesundheitspersonals zu adressieren. Aufgrund des Erfolgs dieses Projekts wurde ein virtuelles Krankenhaus namens "COD20 – Home Hospital Care" entwickelt, das Videosprechstunden mit Spezialisten anbietet.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Telemedizin ein effektives Mittel zur Langzeitüberwachung von Long-COVID-Patienten sein kann. Nach einem Jahr berichteten 84% der Patienten noch über Symptome, nach zwei Jahren sank diese Zahl auf 61%. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung und Betreuung, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass Reinfektionen während des Beobachtungszeitraums selten waren, aber diejenigen, die eine zweite Infektion erlebten, ein höheres Risiko für anhaltende Symptome hatten. Die Schwere der ursprünglichen COVID-19-Infektion scheint ebenfalls einen Einfluss auf das Risiko von Long-COVID zu haben, wobei schwerere Verläufe häufiger zu langanhaltenden Beschwerden führen.
Während Telemedizin einige Barrieren wie Zugänglichkeit und rechtliche Regelungen überwinden muss, bietet sie eine vielversprechende Lösung für die langfristige Betreuung von Long-COVID-Patienten. Sie ermöglicht die Fernüberwachung und frühzeitige Intervention bei Warnsymptomen, was besonders in Zeiten von Pandemien von unschätzbarem Wert ist.
Die Studie hebt hervor, dass mehr als 50% der Patienten auch nach zwei Jahren noch Symptome von Long-COVID hatten, was die Notwendigkeit einer multidisziplinären Versorgung und möglicher Rehabilitationsmaßnahmen betont. Die Forschung zeigt, dass Telemedizin ein integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung sein kann, insbesondere in epidemischen Situationen, in denen Isolation und kontinuierliche Überwachung erforderlich sind.
Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um die Auswirkungen von Long-COVID besser zu verstehen und die Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Weitere Forschungen an größeren Kohorten sind notwendig, um die Langzeiteffekte von COVID-19 vollständig zu erfassen und die besten Betreuungsstrategien zu entwickeln.
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