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Zeitwahrnehmung und Herzschlag

DMZ – LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦             

 

Wir alle kennen es: Zuweilen vergeht die Zeit wie im Flug und dann wiederum scheint sie einfach stillzustehen. Unsere Zeitwahrnehmung ist großen Schwankungen unterworfen und womöglich ist dies von unserem Herzschlag abhängig.

 

Verantwortlich dafür könnten Blutdrucksensoren in den Gefäßwänden sein, welche Signale an das Gehirn senden und die Zeit entweder verkürzt oder auch ausgedehnter erscheinen lassen. Fachleute um Irena Arslanova von der University of London haben sich mit der Frage beschäftigt, warum die Zeit erst unaufhaltsam davonrennt und dann auf einmal einfach stehen bleibt. Sie berichten, dass sich unsere Zeitwahrnehmung gar mit jedem Herzschlag zu verändern scheint.

 

28 Versuchspersonen stellten sich in einem ersten Experiment der Herausforderung, die Dauer von zwei visuellen oder zwei akustischen Reizen zu unterscheiden. Ein Stimulus jeden Reizpaares wurde dabei 200 Millisekunden, der andere 400 Millisekunden lang präsentiert. Im Anschluss sahen die Probanden entweder ein Muster oder hörten einen Ton. Ihre Aufgabe war es abzuschätzen, ob die Länge der Darbietung eher dem kürzeren oder dem längeren Probereiz entsprach. Das Interessante dabei war, dass diese Stimuli jeweils entweder während eines Herzschlags (Systole) oder zwischen zwei Kontraktionen (Diastole) eingespielt wurden. Die Auswertung zeigte, dass die Freiwilligen die Dauer während der Systole als kürzer empfanden, als sie in Wirklichkeit war. Bei der Diastole verhielt es sich genau gegenteilig.

 

Rechnerisch liegt durch die Verzerrung in beide Richtungen wieder eine korrekte Einschätzung vor. Wie die Fachleute erläutern, lässt sich das Phänomen womöglich durch die Blutdrucksensoren in den Gefäßwänden erklären. Diese senden die Signale an das Gehirn: Zwischen den Herzschlägen fällt ihre Aktivität ab, was dem Denkorgan wieder mehr Kapazität für die Verarbeitung anderer Reize verschafft. Dieses Mehr an Sinneseindrücken ließ die Zeit ausgedehnter erscheinen.

 

Wie Irena Arslanova erklärt, beweist das Muster des Zusammenziehens und Ausdehnens, dass unsere Zeitwahrnehmung ständig dem Einfluss des inneren physiologischen Zustandes unterliegt. Eine Forschungsgruppe von der Cornell University in Ithaka (USA) publizierte parallel dazu ein vergleichbares Resultat: Es konnte aufgezeigt werden, dass bei einer niedrigeren Herzschlagrate die Zeit gefühlt langsamer verstreicht und bei beschleunigtem Puls schneller.

 

 

 

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