Ich liebe Verbote!

Bildquelle: Natalie Barth
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DMZ –  Natalie Barth ¦                                Bildquelle: Natalie Barth

KOLUMNE

 

Eine Petition in Deutschland mit bereits über 800.000 Unterschriften möchte das Verbot der rechten Rebellen-Partei AfD erwirken. Zahlreiche Politiker wie z.B. die SPD-Chefin Saskia Esken stellen sich hinter diese Forderung. Was für eine grandiose Idee! Die beste, die ich seit Regierungsbeginn der deutschen Ampel gehört habe, denn…

 

…Verbote haben schon immer wahnsinnig viel gebracht. Besonders in Diktaturen wird uns das beispielhaft vorgelebt und ich finde, da könnten wir uns einiges abschauen. Ja, ein Verbot ist definitiv ein legitimes Mittel, wenn man sich nicht mehr anders zu helfen weiss und das dahinterstehende Grundproblem man selbst ist. Wer will schon gerne aus seinem gemütlichen Bettchen aufstehen und eine Selbstveränderung initiieren?  Und selbst wenn man wollen würde – wer setzt das dann um? Dafür reichen die bescheidenen Diäten eines Politikers einfach nicht aus.

 

Ich liebe Verbote. Verbote machen das Leben einfach leichter – zumindest das Leben derer, die hinter dem Verbot stehen. Im Fall der AfD wären das ja wohl auch die «Guten» des Landes! Ein Verbot schafft klare Linien, unnötige Diskussionen werden im Keim erstickt und das Ablenkungsmanöver bewirkt, dass man sich nicht gleich um die wirklichen Belange eines Landes kümmern muss.

 

Man weiss dann wieder, was man für eine Meinung haben darf und was so ganz grundsätzlich richtig und falsch ist. Abwegiges Gedankengut, wie die Frage, ob es so etwas wie Graubereiche gibt oder man bestimmte Aussagen in einer Demokratie einfach aushalten muss, sind dann vom Tisch. Herrlich so ein Verbot!

 

Man weiß dann wieder, wer zu den Guten und wer zu den Schlechten gehört

 

Man weiß dann wieder, wer zu den Guten und wer zu den Schlechten gehört. Das hat sich doch so arg vermischt in den letzten Jahren! Da frägt man sich zweitweise schon, wer eine Existenzberechtigung hat und wer ein Untermensch ist und am besten ausgelöscht gehört. Oder zumindest weggesperrt, wir wollen ja nicht barbarisch sein. Zu viele Grautöne und zu viele bunte Farben sind hinderlich für ein harmonisches Zusammenleben. Schwarz und weiß sind meines Erachtens völlig ausreichend.

 

Verantwortung übernehmen? Unnötig! Verbote regeln das.

 

Verantwortung zu tragen, ist einfach eine unnötige Last, derer man sich möglichst bald im Leben entledigen sollte, finde ich. Fremdbestimmung mit Verboten und Geboten haben dabei schon immer geholfen, ganz besonders dann, wenn die Unsicherheit gross und das Kontrollbedürfnis drängend waren. Die Religionen haben uns das jahrhundertelang vorgemacht und dieses Erfolgskonzept sollte endlich wieder mehr Beachtung finden. Halleluja! Das löst wahnsinnig viele Probleme auf einmal. Probleme, an die man dann nicht mehr die sowieso recht knapp bemessenen grauen Gehirnzellen verschwenden muss.

 

Das Gute daran ist auch, dass man sich unerhörten Bullshit nicht mehr anhören muss, weil man gleich auf ein Gesetz verweisen kann, das die Konsequenzen für diesen Bullshit ganz klar im Voraus definiert. Der erhobene Zeigefinger hat dann wieder mehr Macht als jetzt, wo er lediglich als ein schwaches Symbol für Missbilligung dient. Am besten bitte gleich die Freiheitsstrafe als Folge und Norm definieren und aussprechen. Hinter Gitter mit den widerwärtigen Unruhestiftern, die das gemütliche Nest und die Ruhe etablierter Parteien und Politiker stören! Jenen, die in den letzten 20 Jahren den Willen des Volkes und Nutzen des Landes zu ihren persönlichen Gunsten und Vorteilen mit Füssen getreten haben. 

 

Die Frauen von Stepford

Harmonie, keine Widerworte, keine Kritik, einfach alle im Gleichklang, ein Herz und eine Seele, in Einigkeit verbunden, im Gleichschritt marschierend. In Ewigkeit. Amen. 

Zumindest die per Dekret definierten Guten haben das Privileg dieser wunderbaren Harmonie. Und die Schlechten müssen wir dann nicht mehr ertragen. Was für ein Paradies. Die «Frauen von Stepford» wären begeistert, dass das in einem so großen Land wie Deutschland überhaupt umsetzbar ist.

 

Das Gute für bestehende Parteien, die sich gerne am Recht und Geld des Bürgers vergreifen und am liebsten die Bedürfnisse des Volkes ignorieren, ist, dass sie sich keine Gedanken mehr über Änderungen ihres Kurses machen müssen, da sie die ängstliche Masse, die komplett durch ihren «Fetisch 1933»* hypnotisiert ist, hinter sich haben. Endlich können sie sich wieder auf die wesentlich wichtigeren Dinge des Landes konzentrieren: Einen angemessenen Friseur-Besuch und regierungsgerechtes Styling zum Beispiel. Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda: Steuern auf KI fordern. By the way, KI wäre für den Inhalt der Aussagen so mancher Politikerinnen und diverser Partei-Programme ein echter Fortschritt.

 

Ja, so ein Verbot ist einfach eine gute Sache! Es sollte doch wesentlich mehr Verbote geben als bisher. Eine weitere Gruppe von über 200.000 Menschen hat sich dies nun ebenfalls zu Herzen genommen. Sie wollen die Partei der Grünen verbieten. Vielleicht war das Styling der Außenministerin für 130.000 EUR aus der Staatskasse doch ein klein wenig übertrieben. Aber nur ein klein wenig.

 

Ich begrüße diese Entwicklungen sehr und überlege mir schon, aus der Schweiz mit ihrer unnötigen direkten Demokratie wieder zurück ins Land der Ordnung zu gehen. Man muss viel deutlicher regeln, was okay ist und was nicht. Die herrschende Minderheit muss dem Proletariat doch deutlich machen, wie dumm es ist.

 

«Nieder mit der Demokratie! Es lebe die Diktatur! Willst Du nicht mein Meinungsbruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein.» Oh nein, ich muss mich zügeln. Ich gehöre doch zu den Guten! Also nochmal: «Willst Du nicht mein Meinungsbruder sein, dann lass ich Dich verbieten.» Reimt sich zwar jetzt nicht mehr, aber dafür bin ich ein höflicher, nachsichtiger und guter Mensch. Und da bin ich so verdammt stolz drauf!

 

 

*Quelle des Begriffs; NZZ, 19.1.2024: «Langsam wird es ernst: In Deutschland ist der Wurm drin» von Eric Guyer

 

 

Natalie Barth schreibt für den Blog www.nataliesdiary.com, auf dem es viele Artikel zu allen möglichen Themen auch zum Anhören gibt. Außerdem betreibt sie den Aufklärungskanal auf YouTube «Natalie Barth – Die Sekte und das Leben danach». 

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