DMZ – WISSENSCHAFT¦ Anton Aeberhard ¦
Seit dem Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie haben Epidemiologen Schätzungen zufolge in der WHO-Region Europa allein in den letzten drei Jahren etwa 36 Millionen Menschen identifiziert, die unter den Symptomen von Long Covid leiden. Neben den bekannten physischen Beschwerden treten bei Long Covid-Patienten häufig auch kognitive Beeinträchtigungen auf, die oft als "Brain Fog" bezeichnet werden. Britische Wissenschaftler haben kürzlich in einer bahnbrechenden Studie herausgefunden, dass es eine bedeutsame Verbindung zwischen Long Covid, verstärkter Thromboseanfälligkeit und diesen kognitiven Problemen gibt.
Die Forschungsarbeit, angeführt von Maxime Taquet von der Abteilung für Psychiatrie an der Universität Oxford, hat wichtige Erkenntnisse über die Ursache von kognitiven Beeinträchtigungen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion geliefert. Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend: Einer von acht Covid-19-Patienten erhält innerhalb von sechs Monaten nach der akuten Infektion eine Diagnose von neurologischen oder psychiatrischen Problemen. Besonders besorgniserregend ist dabei das häufig auftretende Symptom des "Brain Fog", das die Patienten lange begleiten kann.
Die Forscher entdeckten während ihrer Analyse und den Nachuntersuchungen bemerkenswerte Zusammenhänge. Während der akuten Phase einer Covid-19-Erkrankung führten erhöhte Werte des Blutgerinnungsfaktors I, auch bekannt als Fibrinogen, im Vergleich zum Entzündungsmarker CRP (c-reaktives Protein) häufiger zu objektiv messbaren kognitiven Störungen. Fibrinogen wird in der Leber produziert, und erhöhte Werte im Blut weisen auf Entzündungsvorgänge hin, die auch die Blutgerinnung aktivieren können.
Darüber hinaus zeigten die Studienteilnehmer mit erhöhten Fibrinogenwerten signifikant schlechtere Ergebnisse in Tests zur subjektiven Wahrnehmung kognitiver Probleme. Dies legt nahe, dass die Bildung von Mikrothromben im Gehirn mit diesen Beeinträchtigungen in Verbindung stehen könnte. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Fibrinogen direkt Nervenzellen im Gehirn schädigt.
Ein weiterer bedeutender Marker in der Studie war D-Dimer, ein bekannter Indikator für Thrombosen. Die britischen Wissenschaftler fanden auch hier einen klaren Zusammenhang zwischen erhöhten D-Dimer-Werten und kognitiven Störungen. Diese Erkenntnisse wurden durch die Analyse von über 90 Millionen britischen elektronischen Krankenakten bestätigt.
Die mögliche Erklärung für diese Zusammenhänge liegt in der Vermutung, dass erhöhte D-Dimer-Konzentrationen im Blut auf die Bildung von Thromben in den kleinen Blutgefäßen der Lunge hinweisen könnten. Dies könnte wiederum zu einer langfristigen Verringerung der Sauerstoffaufnahme führen und somit Erschöpfungszustände verursachen.
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass in schweren Covid-19-Verläufen die Verwendung von Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung erwogen werden sollte. Dies könnte möglicherweise dazu beitragen, Long Covid-Probleme zu verhindern oder zumindest erheblich zu lindern. Die Studie hat nicht nur das Verständnis von Long Covid vertieft, sondern könnte auch neue Wege zur Behandlung und Prävention dieser Langzeitfolgen der Krankheit eröffnen.