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Krankentaggeldversicherung für Unternehmen

DMZ –  TIPPS ¦ Maya West ¦                         

 

Krankentaggeldversicherungen werden freiwillig von Schweizer Unternehmen abgeschlossen, um sich die Kosten der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu sparen oder um den Mitarbeitern Krankentaggeldzahlungen über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden durch den Schweizer Staat im Krankenversicherungsgesetz (KVG) und im Versicherungsvertragsgesetz (VVG) geschaffen.

 

Viele Freiheiten und wenige Vorschriften

Bei der Krankentaggeldversicherung in der Schweiz hat der Staat vor allem eine lenkende und keine aktive Rolle. Ausserdem lässt er den Unternehmen viele Freiheiten. Sie entscheiden etwa selbst, ob sie eine Versicherung abschliessen und ob sie sich für eine Police nach KVG oder für einen privatrechtlichen Vertrag nach VVG entscheiden. Letzterer bietet viele weitere Freiheiten. Es gibt jedoch eine Sache, die für Unternehmen verpflichtend ist: Wenn ein Mitarbeiter erkrankt, müssen sie ihm für einen bestimmten Zeitraum weiterhin seinen regulären Lohn zahlen.

 

Gesetzlich vorgeschriebene Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall

Wie lange diese Lohnfortzahlung durchgeführt werden muss, hängt von den Dienstjahren des Arbeitnehmers und vom jeweiligen Kanton ab. Unabhängig vom Standort sind im ersten Dienstjahr Lohnfortzahlungen von drei Wochen verpflichtend. Im zweiten Dienstjahr werden aber bereits verschiedene Zeiträume von einem bis zu zwei Monaten genannt. Wie lang der Zahlungszeitraum konkret ist, können Unternehmen mithilfe der kantonalen Skalen herausfinden.

 

Krankentaggeldversicherung nach dem KVG oder dem VVG

Wenn sich Unternehmen dazu entscheiden, eine Krankentaggeldversicherung abzuschliessen, können Sie zwischen zwei Varianten wählen. Diese Versicherungsart wird nämlich sowohl im Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) als auch im Versicherungsvertragsgesetz (VVG) geregelt. Anders als die Lohnfortzahlung liegt das Krankengeld nicht immer bei 100 Prozent des Lohns, sondern kann auch nur 70, 80 oder 90 Prozent betragen. Der Satz ist immer von dem jeweiligen Vertrag abhängig.

 

VVG – Mehr Freiheiten bei der Gestaltung der Versicherung

Eine Krankentaggeldversicherung nach dem VVG ist ein privatrechtlicher Versicherungsvertrag. Dieser bietet Unternehmen zahlreiche Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung, sodass sich die Police optimal an den individuellen Bedarf anpassen lässt. Gleichzeitig gilt aber auch, dass die Versicherungsgeber nicht verpflichtet sind, ein Unternehmen aufzunehmen. Sie können ihre Kunden nach dem Prinzip der Vertragsfreiheit selbst auswählen.

 

KVG – Einheitliche Kollektivversicherungen mit Aufnahmepflicht

Anders sieht es bei der Krankentaggeldversicherung nach dem KVG aus. Die Versicherer können Personen, die in der Schweiz ansässig und zwischen 15 und 65 Jahren alt sind, nicht ablehnen. Ausserdem muss für alle Versicherten ein Taggeld in der gleichen Höhe angeboten werden. Vorbehalte für bestehende Vorerkrankungen dürfen nicht länger als fünf Jahre aufrechterhalten werden. Wenn ein Arbeitnehmer zu einem anderen Arbeitgeber wechselt und dort wieder in einer Krankentaggeldversicherung nach dem KVG aufgenommen wird, dürfen die Vorbehalte nicht erneut angebracht werden. Leider ist das Krankentaggeld nach KVG oft sehr niedrig, da es keine gesetzlich vorgeschriebene Mindesthöhe gibt.

 

Viele Unternehmen entscheiden sich freiwillig für eine Versicherung

Da der Staat die Lohnfortzahlung für einen bestimmten Zeitraum vorschreibt, schliessen zahlreiche Schweizer Unternehmen freiwillig eine entsprechende Versicherung ab. Das gibt ihnen finanzielle Sicherheit bei Erkrankungen von Mitarbeitern und ermöglicht es ihnen, auch in Krisenzeiten die entsprechenden Zahlungen zu leisten. Diese werden dann von der Versicherung übernommen. Das ist insofern sinnvoll, als ein längerer Krankheitsfall dazu führen kann, dass ein Ersatz eingestellt werden muss. Dieser verlangt aber ebenfalls ein Gehalt, sodass das Unternehmen theoretisch doppelt zahlen müsste. Bei einem Ausfall von mehreren Monaten kann das eine grosse finanzielle Belastung bedeuten.

 

Die Mitarbeiterbindung durch eine Krankentaggeldversicherung verbessern

Eine Krankentaggeldversicherung bietet aber noch weitere Vorteile. Zum Beispiel sehen viele Mitarbeiter einen solchen Schutz im Krankheitsfall als wichtigen Benefit an, der dafür sorgt, dass sie gerne im Unternehmen bleiben. Das gilt hauptsächlich dann, wenn das Krankentaggeld länger gezahlt wird als die vom Gesetzgeber verpflichtende Lohnfortzahlung. Da es aktuell auch in der Schweiz schwierig ist, geeignete Fachkräfte zu finden, kann eine Versicherung also auch als Instrument zur Mitarbeitergewinnung und zur Mitarbeiterbindung genutzt werden. 

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