DMZ – FORSCHUNG ¦ Patricia Jungo ¦
Was auf ersten Anblick ganz unscheinbar erscheint, kann in Wirklichkeit unglaublich wertvoll sein. So verhält es sich auch mit einer einfachen Wasserpflanze. Sie schafft es ihre Biomasse innerhalb von zwei Tagen zu verdoppeln und zudem Stickstoff aus der Luft zu binden.
Damit übernimmt sie die wichtige Aufgabe eines wertvollen Gründüngers und dient auch als Futter für Geflügel und Vieh. Sie kann ebenfalls zur lebensrettenden Nahrung für Menschen werden. Bis anhin galt der kleine Algenfarn (Azolla caroliniana) für Menschen als ungenießbar.
Wie Michael Jacobson, Professor für Ökosystemwissenschaften und -management an der Pennsylvania State University in State College erklärt, wurde bisher davon ausgegangen, dass die Azolla-Familie durch hohen Gesamtgehalt an Polyphenolen, die die Verdaulichkeit der Pflanze beeinträchtigen, als Nahrungsmittel für den Menschen nicht in Frage kommt. Doch gemeinsam mit Francesco Di Gioia, Assistenzprofessor für Gemüseanbau, kam er auf die interessante Spur, die besagt, dass der kleine Algenfarn wohl dabei eine Ausnahme ist.
Der Farn ist zudem nahrhaft und könnte zur Lösung der Nahrungsmittelknappheit in vielen Weltregionen beitragen. Es wurde festgestellt, dass der Phenolgehalt dieser Carolina-Sorte viel niedriger ist als jener der anderen Mitglieder dieser Pflanzenfamilie. Beim Kochen sinkt er sogar noch. Wenn Polyphenole, die in Pflanzen natürlich vorhanden sind, in niedrigeren Konzentrationen vorkommen, stellen sie auf Grund ihrer antioxidativen Wirkung für die menschliche Gesundheit einen Vorteil dar. Bei hohen Konzentrationen verhält es sich anders, denn diese schränken die Nährstoffaufnahme durch den Körper ein. Die Pflanzen rutschen gewissermaßen einfach durch und leisten so auch keinen Beitrag zu Ernährung.
Der kleine Algenfarn bedarf nur minimaler Pflege. Die Forscher bauten ihn in einer glasüberdachten Plastikschale an. Sie stellten fest, dass der Phenolgehalt bei 4,26 Gramm Gallussäureäquivalenten pro Kilogramm Trockengewicht lag. Bei diesem Maß handelt es sich um ein gängiges zum Vergleich der Polyphenolgehalte. Essbare Feldfrüchte weisen Werte zwischen 1,4 und 6,2 auf. Bei Nüssen können es sogar 19 sein. Bei anderen Azolla-Arten zeigen sich Werte zwischen 20 und 69 Gramm. Auch drei Garmethoden wurden von den Forschern getestet. Es handelte sich dabei im Kochen, Druckgaren und natürliche Fermentation. Mehrere Studien haben gezeigt, dass diese den Polyphenolgehalt in Lebensmitteln verringern können.
In der Tat konnte der Gehalt im Vergleich zur rohen Pflanze um 88, 92 beziehungsweise 62 Prozent verringert werden, was sie noch besser verdaulich machte. Einen kleinen Nachteil gibt es zu erwähnen: Der kleine Algenfarn ist eher geschmacksneutral. Gewürze können da ganz einfach und schnell Abhilfe schaffen.
±Penn State University/trendsderzukunft.de±
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