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Die Stimme der Elefanten

DMZ – TIERWELT ¦ Patricia Jungo ¦         

 

Thailand und Elefanten - das tönt nach ferner Magie. Doch leider ist diesen Tieren selten ein artgerechtes Dasein gegönnt.

 

Dies, obschon sie jahrelang in Thailand als heilige Tiere verehrt wurden. Heute sieht ihr Leben meist anders aus und sehr viele werden in diversen Industrien ausgebeutet und gar misshandelt mit Stöcken und Haken. Wie gut, gibt es auch Menschen, die sich für die Elefanten einsetzen und verbissen dafür kämpfen, dass diese Tiere in Thailand ein würdiges Leben führen können. Eine davon ist Lek Chailert. Sie ist die weltweit bekannteste Elefantenschützerin.

 

Lek verbrachte ihre Kindheit in den Bergen nördlich von Chiang Mai, entwickelte dort schon sehr früh eine besondere Beziehung zu den Tieren und schwor sich, sich für diese einzusetzen. Heute ist die charismatische Tierschützerin die Stimme der Elefanten und kann auch als eine Art Verlobte der Elefanten bezeichnet werden. Eine Journalistin des Blogs für Ökotoursimus Cap sur la Terre hatte das Glück, von ihr in den Elefanten-Naturpark eingeladen zu werden.

 

Dort durfte sie auch einer Art Abendritual folgen, wenn Lek eine Elefantenfamilie über Nacht in ihr Gehege begleitet. Sie beobachtete und verstand dabei die fast spirituelle Beziehung, die Lek zu diesen Giganten aufgebaut hat. "Ich liebe sie", betont die Frau. Wenn sie sich in die Mitte der Herde schiebt, um sie zu füttern, führt sie einen Tanz auf, ein Ballett von betörender Ästhetik in der Wärme des Abendlichts. Sie ist ein bisschen Mutter der Elefanten, aber vor allem diejenige, die sie vor einem schlimmen Schicksal bewahrt hat.

 

Wie Lek berichtet, leiden die Elefanten, die in den Park kommen, oft an einer psychischen Pathologie, weil sie in etlichen Fällen jahrzehntelang misshandelt wurden. Denn während die einen für den Zirkus abgerichtet wurden, hatten die anderen das Gewicht der Touristen auf dem Rücken zu tragen. Die Techniken, die von den Mahouts (Elefantentrainern) für die Unterhaltungsindustrie oder für Spaziergänge angewandt werden, können beinahe mit Folter verglichen werden. 50 % der Elefanten überleben diese Misshandlungen nicht. Wenn ein Elefant zum Beispiel ein Bild malen soll, tut er dies, weil er Angst hat. Für ihn ist der Mensch ein Feind. Lek braucht manchmal mehrere Monate, um ein Vertrauensverhältnis zu einigen traumatisierten Dickhäutern aufzubauen, die mit Steinen werfen, sobald sie einen Menschen erblicken. Leks große Gabe ist es, mit diesen Tieren in Kontakt zu treten, und sie dahin zu begleiten nach und nach ihre Aggressionen abzulegen. Nicht jeder kann sich unter eine Elefantenherde mischen, ohne zertrampelt zu werden!

 

Lek wurde schon in jungen Jahren auf das Problem der misshandelten Elefanten aufmerksam. Ihr Vater brachte ihr Respekt und Liebe für Tiere bei. Leks Kampf hat vor Jahren begonnen und sie ist auch regelmäßig in den Medien. Zusammen mit ihrem Mann Adam Flinn gründete sie 1996 den Elephant Nature Park. Dort gibt sie den geschundenen Elefanten ein Zuhause. Sie war vor allem bei den Mahouts, die seit der Einstellung des Holzeinschlags arbeitslos waren, nicht sehr beliebt. Damals hatten sie in der Unterhaltungs- und Tourismusindustrie einen Weg gefunden, um zu überleben. Den Mahouts zu erklären, dass sie aufhören sollten, die Elefanten auszubeuten, um die Touristen zu beglücken, war, als würde man ihnen das Brot aus dem Mund nehmen. Auch der Elefanten-Mafia war die mutige Kämpferin ein Dorn im Auge, denn es handelte sich für diese um ein dickes Geschäft.

 

Doch Lek ließ nie locker und gab trotz der vielen Todes-Drohungen, die sie erreichten, nie auf. Heute ist der Elefanten-Naturpark ein großer Erfolg bei den Touristen. Lek zeigt den Weg zu einer neuen wirtschaftlichen Entwicklung auf, die auf nachhaltigem Tourismus basiert. Zentren, die früher Trekking-Touren mit Elefanten anboten, ermutigen die Besucher, ein Tier zu entdecken, dessen Population immer weiter zurückgeht. Und das funktioniert!

 

Vorausgesetzt, es gibt auch ein Bewusstsein auf Seiten der Touristen. Lek Chailert ist nun die Stimme der asiatischen Elefanten und führt mit ihrer Stiftung Aktionen in verschiedenen Ländern durch. Ihr Ziel ist es auch, so viele Elefanten wie möglich wieder in die Wildnis zu entlassen. Dafür müssen jedoch noch andere Kämpfe ausgefochten werden. Es ist nicht möglich, Elefanten in der Nähe freizulassen, weil die Bauern darunter leiden könnten. Die Stiftung muss daher weiteres Land kaufen und Genehmigungen von der Regierung einholen.

 

 

 

Quelle:

±www.capsurlaterre.com±


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