Texte auf Papier für Kinder und Jugendliche besser verständlich

DMZ – BILDUNG ¦ Patricia Jungo ¦  

 

Die weit verbreitete Meinung, dass lesen lesen ist und es keinen Einfluss hat, wo der Text steht, scheint weit gefehlt. Dies macht die Auswertung von 25 Studien zum Leseverständnis mit ungefähr 500.000 Teilnehmern mehr als deutlich.

 

Vor allem bei Kindern und jungen Menschen scheint es sich so zu verhalten, dass sie Texte, die sie in ihrer Freizeit lesen, deutlich besser verstehen, wenn diese auf Papier gedruckt sind. Das steht dem tatsächlichen Leseverhalten diametral entgegen. Durchgeführt wurde diese Metastudie zum Textverständnis von drei Forschern von der Universität Valencia. Sie selbst waren von diesem klaren Ergebnis sehr erstaunt, welches vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen mehr als eindrucksvoll ausfällt.

 

Die wissenschaftliche Untersuchung wurde im Fachblatt »Review of Educational Research« publiziert. Inhalt sind 39 verschiedene Vergleiche zwischen digitalem und analogem Lesen aus Daten der Jahre 2000 bis 2022. Das Ergebnis gestaltete sich wie folgt: Bei jüngeren Personen liegt das Textverständnis etwa sechs- bis achtmal höher, wenn sie sich in ihrer Freizeit mit gedruckten Büchern statt mit digitalen Endgeräten befassen. Mit zunehmenden Alter Richtung Oberstufe, Ausbildung und Studium wird die Diskrepanz zwar deutlich kleiner, verschwindet aber nicht ganz. Je jünger das Kind, desto weniger geeignet ist Onlinelektüre.

 

Selbst das virtuelle Lesen zu reinen Informationszwecken, zum Beispiel auf Wikipedia, erhält dabei schlechte Noten. Zu bemerken ist allerdings, dass bei den Studien verschiedene Messsysteme genutzt wurden, um den Zusammenhang zwischen Lesegewohnheit und Textverständnis zu erfassen. Beim Versuch, eine Erklärung dafür zu finden, warum es vor allem für Jugendliche viel schwieriger ist, Online-Texte kognitiv zu verarbeiten, ist ein Ansatz, dass Texte im Internet, die die Jugendlichen lesen, oft sprachlich weniger komplex sind.

 

Gerade in den sozialen Medien herrscht meistens Umgangssprache, wo komplexer Satzbau oder gehobenes Vokabular kaum oder gar nicht vorkommen. Oft tauchen auch die User nicht vollständig ins Gelesene ein und lesen eher oberflächlich. Gedruckte Texte verlangen sehr viel Konzentration und eine Papierseite lässt sich nicht so rasch durchscrollen und nach fett gedruckten Schlagwörtern durchsuchen. Wie es scheint, wird Gedrucktes in den meisten Fällen ernsthafter gelesen.

 

 

 

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