Was Freundlichkeit bewirkt

DMZ – BLICKWINKEL ¦ Patricia Jungo ¦  

KOMMENTAR

 

Wie sehr bereits ein kleiner Akt der Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft andere Menschen berühren kann, ist nicht allen ausreichend bewusst. Freundlichkeit unterhält das soziale Miteinander.

 

Auch wenn Gesten wie einem Fremden die Türe aufzuhalten, dem Nachbarn die Einkäufe in die Wohnung zu tragen oder Komplimente zu verteilen, uns eigentlich wenig kosten, können sie beim Gegenüber viel bewirken. Diese systematisch unterschätzte Wirkung wurde nun im Rahmen einer Studie von Margaret Echelbarger von der Stony Brook University und Nicholas Epley von der University of Chicago untersucht. Sie konnten aufzeigen, dass sogar schon Kinder die Wirkung von Freundlichkeit stark unterschätzen Für ihr Experiment suchten die beiden Psychologen in einem Museum 50 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren sowie 50 Erwachsene.

 

Die Versuchspersonen erledigten vorerst eine andere Aufgabe, deren Absolvieren dann mit zwei Stiften belohnt wurde. Einen davon war für sie selbst gedacht, den anderen sollten sie einem fremden Museumsbesucher aus ihrer Altersgruppe schenken. Sobald die Teilnehmenden eine Person bestimmt hatten, befragten die Forschenden sie dazu, wie die andere Person wohl auf diesen spontanen Akt der Freundlichkeit reagieren würde und welche Auswirkungen er auf deren Gefühle haben könnte. Die Wissenschaftler überreichten dann im Auftrag der Probanden den Stift und befragten die Beschenkten ebenfalls. Es zeigte sich dabei, dass die Wahrnehmung von Schenkenden und Beschenkten in beiden Altersgruppen stark auseinanderklaffte.

 

Kinder und Jugendliche bewerteten zwar den Effekt des Geschenks grundsätzlich als höher, unterschätzten aber im Durchschnitt die positiven Auswirkungen, die ihre Freundlichkeit auf die andere Person hatte. Bei einem zweiten Experiment mit Erwachsenen und jüngeren Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren war das Ergebnis ähnlich. Frühere Untersuchungen an Erwachsenen hatten Hinweise darauf geliefert, dass solche Unterschiede in der Wahrnehmung Menschen letztlich von prosozialem Verhalten abhalten könnten.

 

Wie Echelbarger und Eply ihre Ob dies auch für Kinder gelte, könne diese Untersuchung allerdings nicht beantworten, schränken Echelbarger und Epley ihre Ergebnisse ein. Dafür brauche es weitere Studien.

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