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Covid-19: Kritische Betrachtung der Aussagen von Berger: Gefahren der Verharmlosung und die Verantwortung der Medien

Christoph Berger (Bildquelle: kispi.uzh.ch)
Christoph Berger (Bildquelle: kispi.uzh.ch)

DMZ – WISSEN ¦ Lena Wallner ¦                  Christoph Berger (Bildquelle: kispi.uzh.ch)   

 

Die jüngsten Äußerungen von Christoph Berger in der NZZ, dem Präsidenten der Eidgenössischen Impfkommission, werfen wichtige Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die mögliche Förderung der Viruszirkulation. Diese Perspektive, die auf immunologischen Überlegungen basiert, birgt jedoch erhebliche Gefahren, die nicht ignoriert werden dürfen. Dieser Artikel befasst sich kritisch mit den Aussagen von Berger und der Verantwortung der Medien, solche Informationen unkommentiert zu lassen.

 

Ein weiteres Mal äußert Christoph Berger falsche Annahmen und Aussagen, indem er weiterhin das Virus und seine Auswirkungen ignoriert und verharmlost. Dies steht im Widerspruch zu den vergangenen vier Jahren, in denen Bergers Äußerungen widerlegt wurden.

 

Gefahr der Verharmlosung

Die Idee, die Viruszirkulation bewusst zu fördern, birgt die Gefahr einer Verharmlosung von COVID-19. Obwohl junge und gesunde Menschen möglicherweise mildere Verläufe erleben, sind die Folgen für andere Bevölkerungsgruppen, insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, nach wie vor schwerwiegend. Es ist entscheidend, diese Aspekte zu betonen und nicht den Eindruck zu erwecken, dass eine bewusste Viruszirkulation unbedenklich ist. Die Pandemie betrifft und beeinträchtigt Menschen jeden Alters sowohl direkt als auch indirekt, sowohl wirtschaftlich als auch gesundheitlich.

Die Pandemie hat nicht nur direkte gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch soziale, psychologische, bildungstechnische, arbeitsbezogene und gesundheitsversorgungsbezogene Aspekte. Es wird deutlich, dass die Auswirkungen der Pandemie weit über die direkte Ansteckung hinausreichen und zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens beeinflussen können. Offensichtlich ist diese Tatsache noch nicht überall angekommen, was auf die langanhaltende und fortgesetzte Verharmlosung hindeutet.

 

Long COVID

Die Langzeitfolgen von COVID-19, unter dem Begriff Long COVID bekannt, stellen eine ernsthafte und nachweisbare Bedrohung dar. Bergers Äußerungen könnten den irreführenden Eindruck erwecken, dass die Förderung der Viruszirkulation für die Grundimmunität ohne nennenswerte Risiken ist. Es ist entscheidend zu betonen, dass selbst vermeintlich milde Fälle zu lang anhaltenden gesundheitlichen Problemen führen können. Diese problematische Realität darf nicht ignoriert werden, da sie Menschen jeden Alters betrifft. Bereits Hunderttausende sind direkt von den Auswirkungen von Long COVID betroffen, und die umfassenden gesellschaftlichen Folgen sind unübersehbar.

 

Medien

Die Medien tragen eine bedeutende Verantwortung, solche kontroversen Aussagen nicht unkommentiert zu lassen. Das unreflektierte Verbreiten von Informationen ohne kritische Einordnung kann zu Verwirrung und Missverständnissen in der Öffentlichkeit führen. Die Medien sollten ihre Rolle als Vermittler von genauen und ausgewogenen Informationen stärker betonen.

 

Richtigstellung 

Grundimmunität:

Christoph Berger irrt, wenn er behauptet, dass die Zirkulation des Virus aus immunologischer Sicht positive Aspekte habe, indem sie die Grundimmunität fördere und das Risiko schwerer Infektionen bei jüngeren, gesunden Menschen verringere. Die vermehrten Krankheitsfälle deuten eindeutig darauf hin, dass die vorhandene Immunität in der Bevölkerung nicht ausreichend ist, um eine umfassende Kontrolle der Krankheit zu gewährleisten. Dies unterstreicht die unablässige Notwendigkeit von Maßnahmen wie Impfungen und anderen präventiven Strategien, um die Ausbreitung der Krankheit zu minimieren und die öffentliche Gesundheit zu schützen.

Genau dieser Ansicht ist auch die Genfer Virologin Isabella Eckerle. Sie betont, dass selbst bei bereits geschützten Personen ein Restrisiko für Komplikationen oder die Entwicklung von Long Covid besteht. Diese Risiken könnten zu Arbeitsausfällen führen, insbesondere im Gesundheitswesen, und zusätzlichen Stress verursachen.

 

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Long COVID

Wenn Christoph Berger Long COVID stets ausklammert, entspricht dies einer aktiven Desinformation und Verharmlosung.

 

Impfungen

Durch Bergers Verharmlosungen könnten erhebliche Konsequenzen entstehen, da dies potenziell viele Menschen davon abhalten könnte, sich impfen zu lassen. Diese Haltung könnte schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der bisher Geimpften und vor allem Ungeimpften haben, insbesondere vor dem Hintergrund der nachweisbaren Wirksamkeit von Impfungen bei der Prävention schwerwiegender Krankheitsverläufe und Komplikationen durch COVID-19. Es ist entscheidend, dass solche Aussagen kritisch hinterfragt werden, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Bevölkerung über die potenziellen Risiken einer Nicht-Impfung aufzuklären.

 

Wiederansteckungen

Die Ergebnisse einer umfassenden Studie verdeutlichen, dass wiederholte COVID-19-Infektionen erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Es ist nicht nur von entscheidender Bedeutung, Reinfektionen zu verhindern, sondern auch die damit verbundenen gesundheitlichen Auswirkungen zu minimieren. In Anbetracht der kontinuierlichen Veränderungen des Virus und dem Auftreten neuer Varianten wird deutlich, wie dringend umfassende Strategien erforderlich sind, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Dies steht im klaren Kontrast zu den Aussagen von Berger.

 

Einseitige Aussagen führen immer zu falschen Annahmen, die sowohl die Gesundheit der Bevölkerung als auch die Wirtschaft gefährden. Aus jahrelanger Erfahrung sollte man lernen. Personalausfälle und steigende Infektionszahlen verursachen ebenfalls erhebliche wirtschaftliche Schäden. Dies sollte auch in der Diskussion um die Viruszirkulation berücksichtigt werden.

 

Schlussfolgerung

Es ist von entscheidender Bedeutung, eine ausgewogene und verantwortungsbewusste Diskussion über die Impfstrategie und die Förderung der Viruszirkulation zu führen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung dürfen nicht durch unklare Informationen und einseitige Standpunkte gefährdet werden. Medien haben die Verantwortung, diese Fragen kritisch zu hinterfragen und präzise Informationen zu liefern.

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