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Neue Hoffnung: Biochip imitiert die Retina fast perfekt

DMZ –WISSENSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦                 

 

Für die meisten von uns ist Sehen selbstverständlich und wenn sich keine Probleme zeigen, denken wir kaum darüber nach, was für ein Glück gesunde Augen sind und wie belastend es sein muss, Farben, Formen, die Gesichter der Mitmenschen und der Liebsten nicht mehr klar erkennen zu können.

 

Ja, gut funktionierende Augen sind ein Segen, denn für eine defekte Netzhaut gibt es kaum Reparaturmöglichkeiten. Nun bringt ein neuer Biochip Hoffnung: Alle Eigenschaften einer funktionierenden künstlichen Netzthaut, welche bis anhin bei anderen Lösungen fehlten, sind darin enthalten. An sich sind Netzhautimplantate keine neue Erfindung. Die Probleme damit waren bislang die „mangelnde Perfektion“, der extrem hohe Preis und die relativ geringe Haltbarkeit. Der neue Biochip hat die Fähigkeit viel besser mit dem menschlichen Körper zu verschmelzen und die Sehbahnen ebenso nachzuahmen wie die elektrischen Impulse, die das Bild im Gehirn verursachen.

 

Dies soll stark sehbeinträchtigten Menschen bald wieder (fast) ihre normale Sehkraft zurückgeben. Es handelt sich bis heute zwar um eine reine Laborsimulation, aber sie ist ein großer Hoffnungsträger. Der Biochip stammt von Francesca Santoro und ihrem Team am Jülicher Institut für Bioelektronik. An der Entwicklung beteiligt sind auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Universität von Neapel und das ebenfalls italienische Istituto Italiano di Tecnologia in Genua. Die künstliche Netzhaut setzt sich aus leitfähigen Polymeren zusammen, also einem Kunststoff, in Zusammenspiel mit lichtempfindlichen Molekülen. Wie Francesca Santoro dazu erklärt, registrieren die organischen Halbleiter das auf sie gelangende Licht und können auch die Lichtmenge erkennen, vergleichbar zum menschlichen Auge. Es ist schlussendlich die Lichtmenge, die auf die einzelnen Fotorezeptoren trifft, welche schlussendlich das Bild im Gehirn erzeugen. Die flexiblen Komponenten sind ausnahmslos natürlichen Ursprungs und vollständig ungiftig. Im Gegensatz zu den bisherigen starren Halbleitersystemen aus Silizium, in denen sich Elektronen bewegen, hat die Form die Fähigkeit sich der Umgebung anzupassen.

 

Im neuen Netzhautimplantat bewegen sich geladene Atome und Moleküle. Auf diese Weise ist das Integrieren von Santoros Biochip in biologische Systeme einfacher. Auch diese kommunizieren mit Ionen und steuern so gewisse Prozesse. Von der Technik her sind die Voraussetzungen also in jeder Hinsicht optimal. Nun gehen die Forscher zum Testen der Funktionalität unter Rahmebedingungen über. Danach wird sich zeigen, ob durch den neuen Biochip nicht nur Hoffnung, sondern auch wieder Licht und Farbe in das Leben vieler Menschen kommt.

 

 

 

±futurezone.at/trendsderzukunft.de±


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