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Die Preisoptimierung der Endenergie ist der alles entscheidende ökonomische Faktor – dieser Wettbewerb beginnt erst und wird sehr hart

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Grundvorlesung.

Weltweit galt in der Energiebeschaffung ein Preisband zwischen 2-4 Cent pro KWh als wettbewerbsfähig. Je nach Standort war das durch Kohle, Öl oder Gas möglich. Die Preisunterschiede der Standorte lagen im zweistelligen Prozentbereich, vielleicht war es hier und da mal 30% teurer oder billiger. Andere Faktoren der Standorte waren wesentlich relevanter.

 

Gemeckert wurde über Energiepreisunterschiede und Wettbewerbsfaktoren bei den Standorten immer. Relevant war das nicht. Die meisten fanden überall einen Weg zur wettbewerbsfähigen Beschaffung, die Namen der Quellen lauten von „Fracking“ über „Putin“ bis zur im Überfluss und dort nicht verwendbaren australischen Kohle.

 

Durch die Verbrennung dieser fossilen Stoffe, sei es direkt in einer Produktion oder zur Stromerzeugung, gehen im Mittel 60% bis 80% der Energie verloren. Das war technisch kaum zu vermeiden, überall gleich und wurde ökonomisch daher lange ignoriert. Ökonomen rechnen gerne oft und viel, selten vollständig.

Heute gilt weltweit eine Energiebeschaffung von 1-2 Cent pro KWh als Benchmark, Tendenz sinkend, in 10 Jahren werden es, heute bereits klar erkennbar, 0,5-1 Cent pro KWh sein. Der weltweit führende, dies erzeugende Lieferant ist PV. In besten Lagen kann Wind es auch erreichen. Der Output ist Strom.

Kurzdenker erkennen, für Kurzdenker typisch, sehr schnell: Nutzt man den Strom für die Transformation in einen Brennstoff, um diesen dann in die bisher existierenden Energiesysteme zu speisen, so resultieren – weitere industrielle Skalierung der Prozessketten voraussetzend – Brennstoffpreise im bisherigen Preisband.

 

Alles fein. Schlecht informierte Ökonomen schlagen das daher vor. Man produziere und importiere solche Brennstoffe, erhalte dabei vorhandene Infrastrukturen, Geschäftsmodelle und Standorte. Wasserstoffwirtschaft substituiert Fossilwirtschaft. An einer kleinen Stellschraube eingreifen, sonst alles lassen, wie es ist. Wer hört es ungern.

 

Besser informierte Ökonomen entdecken den Unterschied zwischen Primär- und Endenergie. Nutzt man den Strom direkt für Wärmeerzeugung, Mobilität, Produktion, so resultieren Endenergiepreise nahezu im Preisbereich der Strompreise. Wirkungsgrade, Energieeffizienz, die, das sei Fans von Ebert et al. gesagt, nicht Erntefaktor ist, diese ganzen technischen Begriffe und Kennziffern, zeigen dem etwas tiefer denkenden oder wenigstens rechnenden: Geht man den Weg der ineffizienten, oft mehrfachen Transformation von Energie, bis es zur Nutzung kommt, ist der Endenergiepreis um Faktor 5-8 schlechter.

Aus einer Preisdifferenz im zweistelligen Prozentbereich wird eine im hohen dreistelligen Prozentbereich, mit etwas mehr Mühe beim Kurzdenken, wenn man etwa auch noch globale Transport- und Logistikketten „vorschlägt“, können es auch 1.000% Aufpreis werden. KEIN anderer Faktor ist relevanter.

 

Elektrifizierung ist das Maß der Dinge und die Speisung durch Erneuerbaren Strom ohne weitere Overheads durch die Infrastruktur („Netzentgelte“) deren Voraussetzung. Das gilt auch für Prozesse, bei denen die Produktion synthetischer Stoffe technisch weiter erforderlich ist. Hier ist das Maß der Dinge die Integration dieser Transformationsprozesse und die Nutzung der dabei anfallenden Energieverluste im Gesamtdesign der Anlage.

 

Die Preisoptimierung der Endenergie ist der alles entscheidende ökonomische Faktor. Punkt.

Das ist auch ökologisch so. Die Preisunterschiede bei der Endenergie sind so gewaltig, dass kein Geschäftsmodell durch welche Subventionen auch immer das lange aushält.

Endlich finden Ökonomie und Ökologie besser zusammen.

 

In vielen Köpfen ist das leider immer noch nicht so. Was insbesondere Politiker heute mit E-Fuels oder Wasserstoffwirtschaft anzubieten haben, ist kein De-Industrialisierungsprogramm, es ist ein ökonomisches Gesamtvernichtungsprogramm, weil dabei zuerst die Staatsfinanzen ausbluten und dann die Produktionsstandorte final aussterben.

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