
DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦
Eine wegweisende Studie, veröffentlicht von medRxiv, wirft einen detaillierten Blick auf die kognitiven Auswirkungen von COVID-19 und den sogenannten postakuten Zuständen von SARS-CoV-2 (PASC). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) verwenden unterschiedliche Kriterien, um das sogenannte PASC zu definieren, das durch anhaltende COVID-19-Symptome gekennzeichnet ist. Während die WHO darauf besteht, dass Symptome drei Monate nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion auftreten und mindestens zwei Monate anhalten müssen, verlangt die CDC mindestens vier Wochen anhaltender Symptome ohne andere Erklärung.
Die häufigsten Beschwerden von PASC-Patienten
Die Studie hebt besonders häufige Beschwerden von PASC-Patienten hervor, darunter kardiopulmonale Symptome wie Atemnot und Brustschmerzen sowie neuropsychiatrische Symptome wie "Gehirnnebel" (brain fog), Erschöpfung, Kopfschmerzen und Depressionen.
Kognitive Beeinträchtigungen als prävalente Folge
Die Untersuchung hebt hervor, dass kognitive Beeinträchtigungen eine verbreitete und einschränkende Konsequenz für Patienten mit postakuten Zuständen von SARS-CoV-2 (PASC) darstellen. Diese Beeinträchtigungen können mehr als 12 Wochen nach dem Beginn von COVID-19-Symptomen anhalten.
Risikofaktoren für COVID-19-bezogene kognitive Beeinträchtigungen
Die Studie identifiziert Risikofaktoren für kognitive Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit COVID-19, darunter älteres Alter, schwerwiegendere akute COVID-19-Verläufe, weibliches Geschlecht, Bildungsniveau, Überexpression des Angiotensin-Converting-Enzym 2-Rezeptors, psychiatrische Symptome aufgrund sozialer Isolation, Darmdysbiose sowie Risikofaktoren für Demenz wie Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hypertonie.
Interessante Entdeckung: Impfung gegen COVID-19 als Schutz vor kognitivem Verfall
Die Studie zeigt auf, dass die COVID-19-Impfung das Risiko für COVID-19-bezogene kognitive Beeinträchtigungen sowohl vor als auch nach einer COVID-19-Infektion verringern kann. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Impfung latente Infektionen entfernen und die normale Funktion des Immun- und Entzündungssystems wiederherstellen kann.
Executive Dysfunction nach COVID-19
Eine bemerkenswerte Erkenntnis der Studie ist, dass eine sogenannte "Executive Dysfunction" (Funktionsstörung) häufig nach vielen Infektionen auftritt, einschließlich COVID-19. Dies äußert sich in Veränderungen der Arbeitsgedächtnisfunktion, verbalen Flüssigkeit, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Neuropsychiatrische Auffälligkeiten und Bildgebungsbefunde
Die Studie betont, dass COVID-19-bezogene kognitive Beeinträchtigungen mit akuten und subakuten Infarkten, auffälligen Befunden in der Magnetresonanztomographie (MRI) des Gehirns sowie subjektiven Beeinträchtigungen wie Aufmerksamkeitsproblemen, Vergesslichkeit und "Gehirnnebel" verbunden sind.
Die Studie schließt mit der Feststellung, dass SARS-CoV-2-Infektion höchstwahrscheinlich mit kognitiven Beeinträchtigungen verbunden ist. Dies unterstreicht die Bedeutung von weiteren Untersuchungen, um die Langzeitfolgen von COVID-19 besser zu verstehen und geeignete Behandlungsansätze zu entwickeln. Der Artikel betont auch die Rolle der COVID-19-Impfung als potenziellen Schutzfaktor vor kognitivem Verfall.
Limitationen und Stärken der Studie
Die Autoren weisen auf die Begrenzungen der Studie hin, darunter eine mögliche Einschränkung der Generalisierbarkeit aufgrund der vorwiegend männlichen, kaukasischen Stichprobe. Dennoch hebt die Studie die Stärken der angewandten Methoden hervor, darunter die Verwendung hochsensitiver kognitiver Tests und die Berücksichtigung bekannter Risikofaktoren.
Die Erkenntnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Langzeitfolgen von COVID-19 vollständig zu verstehen und effektive Behandlungsstrategien zu entwickeln.