DMZ – UMWELT / KLIMA ¦ Sarah Koller ¦
Im Hinblick auf die bevorstehenden Ski-Weltcuprennen in Zermatt wollten wir einige Anliegen und Fragen zur geplanten Veranstaltung sowie deren Auswirkungen auf die Umwelt ansprechen. Diese Fragen sind von großer Bedeutung, und wir glauben, dass eine ausführliche Diskussion erforderlich ist.
In der malerischen Schweizer Region Zermatt sorgen Baggerarbeiten auf dem Theodulgletscher für heftige Diskussionen und Kritik, da sie im Vorfeld der Skiweltcup-Rennen der Männer und Frauen Mitte November stattfinden. Dieser unerwartete Eingriff in die Natur hat die Gemüter erregt und erhitzt die Gemüter.
Die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet, dass die Baggerarbeiten auf breite Ablehnung stoßen, da es Anschuldigungen gibt, dass sie außerhalb der genehmigten Zone durchgeführt werden. Auf Fotos ist zu erkennen, wie Bagger ihre Schaufeln durch das Gletschereis bewegen.
Franz Julen, der Präsident des lokalen Organisationskomitees, wies auch diese erneuten Anschuldigungen entschieden zurück und betonte, dass sie alle notwendigen Genehmigungen sowohl von den schweizerischen als auch von den italienischen Behörden und Verbänden für die Arbeiten erhalten haben. Er erklärte, dass die Bagger darauf abzielen, Spalten mit Eis und Schnee aufzufüllen und zu sichern, ohne den Gletscher zu beschädigen. Dem Nachhaltigkeitskonzept der Veranstalter ist zu entnehmen: "Die Natur ist das größte Kapital des Tourismus. Deshalb werden wir möglichst nachhaltige Rennen organisieren. Zwei Drittel der Rennstrecke sind auf Gletscher. Hier wird kein Wasser und kein technischer Schnee benutzt. Die Spalten werden mit Eis und Schnee des Gletschers gesichert. Es ist seit Jahren erwiesen, dass die Gletscherflächen, die für Pistenzwecke präpariert werden, weniger abschmelzen als unbearbeitete Flächen.
Der Schnee bildet eine Schutzschicht gegen die Sonnenerwärmung. Hinzu kommt der sogenannte Albedo-Effekt. Die Schneeschicht reflektiert die Sonneneinstrahlung am besten." Unsere Frage an den Veranstalter, warum die Pistenarbeiten für die Ski-Weltcuprennen in Zermatt auf dem Theodulgletscher durchgeführt werden, obwohl der Gletscher bereits unter starkem Schmelzdruck steht, blieb leider unbeantwortet. Ebenso die Frage: "Gibt es keine umweltverträgliche Alternative zur Durchführung der Rennen, die den Gletscher schützt?"
Kritik kam nicht nur von Umweltschützern, sondern auch von der NGO Greenpeace. Ursula Bittner, Sprecherin von Greenpeace in Österreich, äußerte sich besorgt darüber, dass natürliche Landschaften für Skiweltcup-Rennen beeinträchtigt werden. Sie betonte, dass dies nicht mit nachhaltigem Wintersport vereinbar sei und forderte den Internationalen Skiverband (FIS) auf, konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen.
Die Beantwortung unserer Frage, ob der Veranstalter eine Genehmigung von den lokalen Behörden für die Durchführung der Wettkämpfe auf dem Theodulgletscher erhalten hatten, erhielten wir die Antwort wie folgt: "Beim ersten und letzten Drittel der Gran Becca handelt es sich um Pistenflächen, welche außerhalb der Rennzeit von den Touristinnen und Touristen befahren werden. Für den mittleren Teil - Schweizer Grenze bis Ende Gletscher - besteht gegenwärtig eine Bewilligung zur Durchführung der Rennen. Sobald die Bewilligung für eine Touristenpiste eintrifft, steht die gesamte Gran Becca der breiten Öffentlichkeit während des Winters zur Verfügung."
Auch Skifahrerinnen kritisierten das Vorgehen öffentlich. Wie der Veranstalter auf die Kritik von Skirennfahrerinnen wie Mikaela Shiffrin und Michelle Gisin reagiert, die den frühen Saisonstart und die Auswirkungen auf die Umwelt in Frage stellen, erhielten wir ebenfalls keine Antwort.
Dem Nachhaltigkeitskonzept ist zu entnehmen, dass im Gletscherbereich nur temporäre Installationen erstellt würden, die alle nach den Rennen wieder abgebaut werden. "Der unterste Drittel der Strecke wird mit Naturschnee und technischem Schnee präpariert. Der technische Schnee wird zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie produziert. Der Großteil des Schmelzwassers fließt zurück in die Wasserfassung und kann für die Stromproduktion wiederverwendet werden."
Hauptbegründung für eine Durchführung ist wie immer die wirtschaftliche Sicht: "Diese Nachhaltigkeitsmaßnahmen, verbunden mit den positiven wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf den Tourismus, von dem wir in Zermatt und Cervinia zu 100 Prozent leben, rechtfertigen diese Rennen. Sie sichern Arbeitsplätze, die wiederum helfen, die Abwanderung aus den Berggebieten aufzuhalten", ist dem Konzept zu entnehmen.
Einige Experten wie der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich argumentierten, dass Bauarbeiten auf Gletschern zwar lokale Auswirkungen auf die Eisdicke haben könnten, aber nicht zwangsläufig schädlicher für den Gletscher seien als der normale Skibetrieb. Dennoch sollte der ökologische Fußabdruck des Skitourismus in den Hochgebirgen kritisch hinterfragt werden.
Diese Debatte erinnert an ähnliche Kontroversen, wie sie vor Kurzem im österreichischen Sölden auf dem Rettenbachgletscher auftraten, als dort Bauarbeiten ebenfalls in die Natur eingriffen. Trotz naturschutzrechtlicher Genehmigungen spielt der Umweltschutz weiterhin eine wichtige Rolle in Diskussionen über alpine Wintersportveranstaltungen.
Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse und Bedenken, die gegen Bauprojekte und Veranstaltungen auf Gletschern und in alpinen Gebieten sprechen. Einige dieser Fakten und Bedenken umfassen:
Gletscherschmelze
Gletscher sind empfindliche Ökosysteme, die weltweit aufgrund des Klimawandels schmelzen. Der Eingriff in Gletscher, sei es durch Baumaßnahmen oder Pistenpräparierung, beschleunigt oft die Schmelzraten und kann langfristige negative Auswirkungen auf diese Ökosysteme haben.
Verstärkung des Klimawandels
Die Nutzung von Schneekanonen und anderen energieintensiven Maßnahmen, um Schnee zu erzeugen, kann den Energieverbrauch erhöhen und somit zur Treibhausgasemission beitragen, was den Klimawandel weiter vorantreibt.
Ökologische Auswirkungen
Der Bau von Infrastruktur, Skipisten und Veranstaltungsstätten in Bergregionen kann zu Bodenerosion, Wasserverschmutzung und Beeinträchtigung der Tierwelt führen.
Albedo-Effekt
Während das Vorhandensein von Schnee auf Gletschern und Skipisten dazu beitragen kann, Sonnenstrahlen zu reflektieren und die Erwärmung zu verringern (Albedo-Effekt), ist dieser Effekt nicht ausreichend, um die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auszugleichen.
Tourismus und soziale Auswirkungen
Obwohl Tourismus in alpinen Gebieten wirtschaftliche Vorteile bietet, kann er auch negative Auswirkungen auf die lokale Umwelt und Gesellschaft haben, einschließlich des Drucks auf Wohnraum, Infrastruktur und Wasserversorgung.
Nachhaltigkeit
Fragen zur Nachhaltigkeit von Sportveranstaltungen und Bauprojekten in alpinen Regionen bleiben bestehen. Es gibt Bedenken, dass wirtschaftliche Gewinne und kurzfristige Freude an Veranstaltungen den langfristigen Schutz der Umwelt überschatten können.
Es gibt Bemühungen, umweltfreundlichere Praktiken im alpinen Tourismus und Skisport zu fördern, so wie im vorliegenden Fall. Zum Beispiel die Reduzierung des Energieverbrauchs, die Förderung des öffentlichen Verkehrs und die Begrenzung von Bauprojekten in sensiblen Gebieten.
Allerdings genügen die genannten Bemühungen, die von den Veranstaltern des Ski-Weltcups und den lokalen Behörden unternommen werden, nicht. Sie können lediglich dazu beitragen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Dazu gehören die Verwendung von natürlichen Materialien, das Befüllen von Gletscherspalten mit Eis und Schnee, der Einsatz erneuerbarer Energien und temporärer Installationen, die nach den Rennen wieder abgebaut werden. Diese Maßnahmen sind Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Durchführung von Sportveranstaltungen in alpinen Gebieten.
Viele negative Auswirkungen bleiben bestehen und können nicht kompensiert werden. Der grundlegende Umweltaufwand, der mit Sportveranstaltungen in alpinen Gebieten einhergeht, insbesondere auf Gletschern, bleibt eine Herausforderung. Hier sind einige Gründe, warum diese Maßnahmen nicht ausreichen:
Schmelzraten
Der Klimawandel und die Schmelzraten der Gletscher sind bereits in vollem Gange. Obwohl temporäre Installationen und Maßnahmen wie das Befüllen von Spalten mit Eis und Schnee vorübergehend die Schmelzraten verlangsamen können, können sie die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels nicht rückgängig machen.
Energieverbrauch
Selbst wenn erneuerbare Energien verwendet werden, um beispielsweise Schnee zu produzieren, bleibt der Energieverbrauch dieser Prozesse hoch. Dies trägt zur Emission von Treibhausgasen bei und verstärkt somit den Klimawandel.
Baugenehmigungen und Flächeninanspruchnahme
Der Bau von Skipisten und Veranstaltungsstätten auf Gletschern und in alpinen Regionen führt zu einem erheblichen Eingriff in die Natur und zur Inanspruchnahme von Flächen, die normalerweise als ökologisch sensibel gelten.
Langfristige Auswirkungen
Obwohl temporäre Installationen nach den Rennen abgebaut werden, können die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen längerfristig bestehen bleiben.
Es gibt immer einen Kompromiss zwischen der Durchführung von Sportveranstaltungen und dem Schutz der Umwelt. Um die Auswirkungen zu minimieren, ist es wichtig, dass die Veranstalter kontinuierlich nach besseren, umweltfreundlicheren Praktiken suchen und wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen berücksichtigen. Die Diskussion und der Druck von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und anderen sind entscheidend, um die Öffentlichkeit für diese Fragen zu sensibilisieren und Veränderungen zu bewirken.
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