DMZ – INTERNATIONAL ¦ Lena Wallner ¦
Zum ersten Mal in diesem Jahr traf der russische Präsident Wladimir Putin einen Regierungschef eines EU-Staates. Die Gespräche zwischen Putin und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán befassten sich unter anderem mit dem Konflikt in der Ukraine. Putin zeigte sich erfreut darüber, dass trotz der Spannungen mit dem Westen einige europäische Länder, darunter Ungarn, ihre Verbindungen zu Russland aufrechterhalten. Orbán beschrieb das Treffen als "schwierig".
Die Beziehung zwischen Russland und Ungarn war in der Geschichte geprägt von verschiedenen politischen und geopolitischen Entwicklungen:
Sowjetische Besetzung Ungarns: Während des Zweiten Weltkriegs wurde Ungarn von der Sowjetunion befreit und anschließend besetzt, was zur Entstehung einer kommunistischen Regierung in Ungarn führte.
Ungarischer Volksaufstand von 1956: Im Jahr 1956 brach in Ungarn ein Volksaufstand gegen die sowjetische Dominanz aus, der jedoch von sowjetischen Truppen brutal niedergeschlagen wurde.
Ende des Kalten Krieges: Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und des Kalten Krieges normalisierten sich die Beziehungen zwischen Ungarn und Russland. In den 1990er Jahren zog Russland seine Truppen aus Ungarn ab.
Wirtschaftliche Beziehungen: Russland ist ein wichtiger Energielieferant für Ungarn, insbesondere im Bereich der Gasversorgung. Diese wirtschaftlichen Verbindungen haben die bilateralen Beziehungen gestärkt.
Politische Kontroversen: Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, wurde in der EU für seine pro-russische Haltung kritisiert, insbesondere im Zusammenhang mit der Russland-Politik der Europäischen Union.
Kritik und Sanktionen: Im Kontext des Ukraine-Konflikts und der Annexion der Krim haben einige westliche Länder Sanktionen gegen Russland verhängt, was auch Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Ungarn und der EU hatte.
Energieprojekte: Ungarn hat sich in Projekten wie dem Bau des Kernkraftwerks Paks II, bei dem russische Unternehmen beteiligt sind, verstärkt an Russland gewandt.
Geopolitische Spannungen: Die Beziehung zwischen Russland und der EU bleibt angespannt, und diese Spannungen wirken sich auch auf Ungarns Rolle in der EU und auf seine bilateralen Beziehungen mit Russland aus.
Trotz der historischen Hintergründe und der geopolitischen Spannungen bleibt die Beziehung zwischen Russland und Ungarn ein komplexes und umstrittenes Thema. Orbáns russlandfreundlicher Kurs in der EU sorgt immer wieder für Kritik. Auch das Treffen in China rief in Brüssel Unverständnis hervor, wobei einige Politiker Orbáns Annäherung an Putin kritisierten und eine Einleitung von Vertragsverletzungsverfahren forderten. Die Zukunft der Beziehung zwischen Russland und Ungarn bleibt somit von politischen Entwicklungen und geopolitischen Spannungen geprägt.
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Über Viktor Orbán
Viktor Orbán ist ein ungarischer Politiker, der seit 2010 das Amt des Ministerpräsidenten in Ungarn innehat. Er gehört der rechtskonservativen Fidesz-Partei an und ist in der politischen Landschaft äußerst kontrovers diskutiert. Seine politische Karriere ist geprägt von starker Unterstützung in Ungarn sowie von erheblicher Kritik, besonders in Bezug auf seine als illiberal und populistisch wahrgenommene Politik.
In Ungarn und darüber hinaus polarisiert Orbán durch seine Betonung der nationalen Souveränität und eine strikte Einwanderungspolitik. Er hat auch Maßnahmen ergriffen, um die Medien und die Justiz stärker unter politische Kontrolle zu bringen. Dies hat Bedenken hinsichtlich der demokratischen Prinzipien und des Rechtsstaats aufgeworfen.
Orbán pflegt enge Beziehungen zu Russland und verfolgt in der EU eine Politik, die als russlandfreundlich angesehen wird. Dies hat ebenfalls zu Spannungen innerhalb der EU geführt, insbesondere im Hinblick auf Themen wie Sanktionen gegen Russland und die Beziehungen zu anderen EU-Mitgliedsstaaten.
Insgesamt ist Viktor Orbán eine polarisierende Figur in der europäischen Politik, und seine politischen Entscheidungen und Ansichten sind häufig Gegenstand leidenschaftlicher Diskussionen und Debatten.
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