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CH: Erster Fall von Epizootischer Hämorrhagischer Krankheit bei einem Kalb nachgewiesen

DMZ –  TIERWELT ¦ MM ¦ D.avid Aebischer ¦            

 

Bern - Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kanton Bern haben die Veterinärbehörden erstmals in der Schweiz einen Fall der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit EHD bei einem Kalb nachgewiesen. Diese Krankheit wird durch Mücken übertragen und tritt hauptsächlich bei Hirschen und Rindern auf. Sie stellt keine Gefahr für den Menschen dar.

 

Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD), auch als epizootic haemorrhagic disease bezeichnet, wurde bei einem Kalb auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Gemeinde Wohlen bei Bern festgestellt. Diese von Mücken (Gnitzen) übertragene Krankheit kann plötzliches hohes Fieber, Teilnahmslosigkeit, Blutungen an verschiedenen Körperstellen und Fressunlust verursachen. Gelegentlich tritt auch blutiger Durchfall auf. Allerdings verlaufen viele Fälle, wie auch der aktuelle im Kanton Bern, mild. Rinder sind am stärksten betroffen, wobei die klinischen Symptome der EHD denen der Blauzungenkrankheit ähneln.

 

Schafe und Ziegen können ebenfalls angesteckt werden, zeigen jedoch selten erkennbare Symptome.

In der Schweiz wird die EHD als zu bekämpfende Tierseuche eingestuft. Die Einschleppung und Ausbreitung der Krankheit ist möglich, solange empfängliche Tiere und Überträger vorhanden sind. Die Hauptgefahr liegt in der Verbreitung durch infizierte Mücken. Die Sterblichkeitsrate bei Nutztieren ist sehr gering. Es besteht keine Verpflichtung besteht, infizierte Tiere zu töten, es sei denn, sie sind schwer erkrankt. Diese Regelung gilt auch für die übrigen Tiere auf dem Betrieb.

 

Einschränkungen im internationalen Handel

Das Auftreten dieses Falls hat zur Folge, dass die Schweiz nicht mehr als EHD-frei gilt. Dies führt zu Einschränkungen im internationalen Handel mit Nutztieren und deren Zuchtmaterial (Samen, Eizellen und Embryonen). Seit 2022 breitet sich die Krankheit in Europa aus, mit bisherigen Ausbrüchen in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich.

 

Bekämpfung

Derzeit gibt es weder in der Europäischen Union noch in der Schweiz einen zugelassenen Impfstoff gegen EHD. Die Tierseuche unterliegt der Meldepflicht. Seuchenfälle und verdächtige Anzeichen müssen dem Tierarzt oder der Tierärztin gemeldet werden. Für den Menschen stellt sie keine Gefahr dar, da weder Übertragung noch der Verzehr von Produkten, die von einem infizierten Tier stammen, eine Gefahr darstellen.

 

Nachdem wir uns über den ersten bestätigten Fall der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHD) in der Schweiz informiert haben, wollen wir nun näher auf die Maßnahmen und Auswirkungen eingehen.

 

Hierzu haben wir das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) befragt, um mehr Einblicke in die Situation zu erhalten und zu verstehen, wie die Schweiz auf diesen Fall reagiert. Wir sprachen mit dem BLV über die Erkennung des ersten EHD-Falls, die Schritte und Maßnahmen zur Verhinderung der Krankheitsausbreitung, die Übertragung von EHD durch Mücken und präventive Maßnahmen sowie die Auswirkungen auf den internationalen Handel mit Nutztieren und deren Samen. Wir möchten auch herausfinden, ob es bereits Pläne oder laufende Forschungen zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen EHD in der Schweiz gibt. Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie die Schweiz mit dieser neuen Herausforderung im Bereich der Tiergesundheit umgeht.

 

DMZ: Wie erfolgte die Erkennung des ersten Falles der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHD) bei einem Kalb in der Schweiz? Gab es spezielle Überwachungsmaßnahmen, die zur Früherkennung beigetragen haben?

 

BLV: Aufgrund eines klinischen Verdachts wurde das Kalb durch einen Tierarzt beprobt und auf EHD untersucht. Im Radar Bulletin informiert das BLV monatlich zur nationalen und internationalen Seuchenlage und zu möglichen Bedrohungen durch neue Krankheiten. Das trägt zur Sensibilisierung der Tierhalter und Tierärzte bei.

 

DMZ: Welche Schritte und Maßnahmen hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ergriffen, nachdem der erste EHD-Fall in der Schweiz bestätigt wurde, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern?

 

BLV: Für die Schweiz gilt im Tierseuchenbereich eine äquivalente Gesetzgebung zur EU. Die Schweiz ist zum ersten Mal von EHD betroffen. Derzeit wird eine dringliche Verordnung ausgearbeitet, in welcher die notwendigen Maßnahmen geregelt sind. Sie wird in den nächsten Tage in Kraft treten.

 

Der Betrieb wurde für den Tierverkehr sofort gesperrt. Da die Krankheit von Gnitzen (eine Mückenart) übertragen wird, gibt es nur sehr beschränkte Möglichkeiten, die weitere Verbreitung zu verhindern.

 

DMZ: Welche Informationen stehen zur Verfügung bezüglich der Übertragung von EHD durch Mücken und welche präventiven Maßnahmen werden ergriffen, um Mückenbisse bei Nutztieren zu verhindern?

 

BLV: Die Erfahrung mit der Blauzungenkrankheit, die von denselben Mücken übertragen wird, hat gezeigt, dass es kaum griffige Maßnahmen gibt, um Mückenbisse zu verhindern.

 

DMZ: Welche Auswirkungen hat das Auftreten von EHD in der Schweiz auf den internationalen Handel mit Nutztieren und deren Samen?

 

BLV: Der Verlust der EHD-Freiheit der Schweiz hat Einschränkungen für den Export von empfänglichen Nutztieren und deren Zuchtmaterial (Samen, Eizellen und Embryonen) zur Folge.

 

Die Frage, ob es derzeit Pläne oder laufende Forschungen zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen EHD in der Schweiz gäbe wurde mit nein beantwortet.

 

Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit EHD

EHDV sind unbehüllte Viren mit doppelsträngiger RNA, die in 10 verschiedene Segmente aufgeteilt sind. Mindestens acht verschiedene Serotypen werden unterschieden. EHDV ist instabil bei höheren Temperaturen (Inaktivierung bei 50 °C und 3h Einwirkzeit; bzw. 60 – 121 °C und 15 min Einwirkzeit). Organische Lösungsmittel wie Ether und Chloroform sind relativ wenig wirksam (unbehülltes Virus). Wirksam sind Desinfektionsmittel auf Basis von ß-Propiolactone, 2% w/v Glutaraldehyde, Säuren, Laugen (2% w/v NaOH), 2-3% w/v Natriumhypochlorit, Iodophore und Phenole.

 

Symptomatik

EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen. Bei Rindern kommen Blauzungenkrankheit (BT), Bovines Virusdiarrhoe (BVD), Maul- und Klauenseuche (MKS), Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR), Vesikuläre Stomatitis (VS) und Bösartiges Katarrhalfieber (BKF) als Differentialdiagnosen in Betracht. Schafe und Ziegen erkranken nicht klinisch.

 

 

 

Herausgeber

Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

http://www.blv.admin.ch

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