DMZ –INTERNATIONAL ¦ Patricia Jungo ¦
Karotten standen wohl bereits in der Antike auf dem Speiseplan der Menschen und ab dem 10. Jahrhundert züchtete man im heutigen Iran rotviolette und gelbe Sorten.
In Europa setzte sich ab dem 15. oder 16. Jahrhundert die orange gefärbte Variante großflächig durch (gelbe und violette Karotten feiern gerade wieder ein Comeback). Ein Team um Kevin Coe von der North Carolina State University in Kannapolis hat sich mit der Frage befasst, welche Gene für die beliebte Variante in Orange verantwortlich sind – und warum dies die Karotten zu Vitaminbombe macht.
Dazu untersuchte die Arbeitsgruppe 630 unterschiedliche Karottenvarianten und sequenzierte deren Genom. Für die Selektion auf den orangefarbenen Phänotyp tragen drei spezifische Gene die Verantwortung. Zugleich sorgen sie auch für einen hohen Gehalt an alpha- und beta-Karotin, welche zur Stoffklasse der Karotinoide gehören und im menschlichen Körper zu Vitamin A umgewandelt werden. Dieses Vitamin ist grundlegend für die Gesundheit der Augen, das Immunsystem und etliche andere Prozesse im Körper. Besteht ein Mangel an Vitamin A, kann dies schwere Schäden bis hin zu Blindheit zur Folge haben. Bei ausgeschalteten Genen wurden von den Karotten mehr Pigmente produziert, welche für die orangene Färbung und auch für den hohen Vitamingehalt verantwortlich sind. Bei einem einzigen aktiven Gen behielten die Karotten ihre violette, gelbe oder weiße Farbe. Diese Varianten enthalten größere Mengen an Karotinoiden, die der Körper nicht in Vitamin A umwandeln kann. Außerdem haben etliche orangefarbene Möhren Genvarianten, welche ihre Blüte verzögern. Denn, wenn die Blüte einsetzt, kommt es normalerweise zum Verholzen der Wurzeln und so werden sie ungenießbar.
Laut Massimo Iorizzo, der ebenfalls an der Studie beteiligt war und auch an der North Carolina State University in Kannapolis forscht, scheint es so, als hätten die Landwirte diese vorteilhaften Eigenschaften ohne ihr Wissen durch ihre Zucht ausgewählt.
Durch ihre Farbe und ihren süsseren Geschmack erfreute sich die orangefarbene Karotte großer Beliebtheit und so züchteten die Landwirte auf diese Eigenschaft hin. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in Nordeuropa dann stets weitere Arten von orangefarbenen Karotten entwickelt. Dies lässt sich auch an den verschiedenen Schattierungen von derartigen Karotten auf Gemälden dieser Zeit beobachten. Ab dem 19. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach dieser Sorte stetig, gestützt von den Belegen, die zeigten, wie gesund dieses Gemüse doch war. Die Arbeitsgruppe konnte auch die These festigen, dass das Wurzelgemüse zuerst im westlichen und zentralen Asien richtig angebaut wurde.
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