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Kritik an Expertenaussagen zur Krankenkassenprämiensteigerung

DMZ –  GESUNDHEIT ¦ Lena Wallner ¦                                    

KOMMENTAR 

 

In der heutigen Zeit können Experten im medizinischen Bereich ihr Wissen und ihre Meinungen ohne viel Kontext äußern, was zu Missverständnissen führen kann. In einem kürzlichen Interview auf watson.ch äußerte sich Felix Schneuwly, ein Experte beim Vergleichsportal Comparis, zur erwarteten Steigerung der Krankenkassenprämien im Jahr 2024 und kritisierte dabei die politischen Entscheidungsträger, insbesondere Bundesrat Alain Berset. Kritik ist zweifellos berechtigt, aber sie sollte auf nachvollziehbaren Fakten basieren.

 

Schneuwly spricht einerseits von „nach“ der Pandemie, obwohl diese noch immer in vollem Gange ist, und verschweigt andererseits, dass die Prämienerhöhungen unter anderem eine direkte Folge der anhaltenden Pandemie sind. Es ist entscheidend, die aktuellen Umstände in Betracht zu ziehen und die Auswirkungen der Pandemie auf das Gesundheitswesen fair zu bewerten.

 

Schneuwly kritisierte die geplante Prämienerhöhung von 8,7 Prozent und bezeichnete sie als "happig". Er betonte, dass diese vor allem die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten hart treffen werde. Ebenfalls bemängelte er, dass die Reserven der Krankenkassen während der Corona-Pandemie angezapft wurden, was nun zu den gestiegenen Prämien führe. Er betonte, dass dies vermeidbar gewesen wäre. Allerdings ist es unrealistisch anzunehmen, dass dieses Anzapfen allein für die Prämienerhöhungen verantwortlich ist. Es gibt andere plausible und offensichtliche Gründe dafür.

 

In seiner Kritik berücksichtigt Schneuwly wichtige Aspekte nicht ausreichend. Er erwähnt nicht, dass die COVID-19-Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitskosten hatte, da viele Menschen an COVID-19 erkrankten und weiterhin erkranken, und einige von ihnen unter den Folgen von Long COVID leiden. Diese zusätzlichen Belastungen des Gesundheitssystems haben zweifellos zu den gestiegenen Kosten beigetragen.

 

Schneuwly kritisiert auch die Reformen von Bundesrat Alain Berset in den letzten zehn Jahren und bezeichnet sie als "schlecht". Insbesondere die Sparmaßnahmen und ihre Auswirkungen auf das medizinische Personal sind ihm ein Dorn im Auge, und hier hat er durchaus Recht. Dies ist ein Problem, das schon seit Jahrzehnten besteht. Allerdings vernachlässigt er, dass Reformen im Gesundheitswesen oft komplex sind und nicht sofortige Ergebnisse zeigen. Langfristige Reformen sind notwendig, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

 

Schneuwly führt korrekt an, dass die Politik oft nicht aus der Vergangenheit lernt, ein Problem, das wir in den letzten Jahrzehnten immer wieder beobachten konnten. In Bezug auf die Kostenbremse-Initiative und die Prämien-Entlastungs-Initiative weist Schneuwly darauf hin, dass bereits bestehende Gesetze und Lösungen vorhanden seien und dass diese Vorstöße unnötig seien. Was er hierbei jedoch übersieht, ist die Tatsache, dass das Vorhandensein von Gesetzen nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie in der Praxis ausreichend effektiv umgesetzt werden.

 

Insgesamt zeigt die Diskussion rund um die Prämienerhöhungen in der Schweiz, dass die Situation im Bereich der Krankenkassenprämien und des Gesundheitswesens äußerst komplex ist und verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. Solange jedoch wichtige Fakten ignoriert werden, wie zum Beispiel die noch immer andauernde Pandemie, wird eine sachliche Diskussion über solche Probleme erschwert.

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