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Die jüngst veröffentlichten Zahlen zu Tierversuchen in der Schweiz für das Jahr 2022 werfen erneut Fragen zur ethischen Vertretbarkeit und Notwendigkeit solcher Experimente auf. Laut der Tierversuchsstatistik des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) wurden im vergangenen Jahr 585.991 Tiere für Forschungszwecke verwendet - das sind etwa 2 Prozent mehr als im Jahr 2021. Dieser Anstieg mag auf den ersten Blick durch die verstärkte Forschungsaktivität begründet sein, wirft jedoch zahlreiche ethische Bedenken auf.
Steigende Anzahl von Tieren in Tierversuchen
Die Zunahme der Tierversuche widerspiegelt nicht nur eine erhöhte Forschungsaktivität, sondern auch das fortgesetzte Versagen bei der Entwicklung und Anwendung alternativer Methoden. Die Zahl der Tiere, die für Tierversuche eingesetzt werden, stieg 2022 um zwei Prozent an. Es ist besorgniserregend, dass trotz jahrelanger Bemühungen, Tierversuche zu reduzieren und zu ersetzen, die Anzahl der betroffenen Tiere weiterhin wächst. Dies wirft Zweifel an der Ernsthaftigkeit und dem Engagement der wissenschaftlichen Gemeinschaft bei der Einhaltung des 3R-Prinzips (replace, reduce, refine) auf.
Zunahme von Tierversuchen im Schweregrad 3
Besonders alarmierend ist die Zunahme von Tierversuchen im Schweregrad 3, bei denen Tieren schweres Leiden und Schmerzen zugefügt werden. Im Vergleich zu 2021 wurden etwa 5 Prozent mehr Tiere in diese höchst belastenden Versuche einbezogen. Dieser Trend ist seit 2014 zu beobachten und wird teilweise auf angepasste Richtlinien zurückgeführt. Dabei muss betont werden, dass Tierversuche im Schweregrad 3 hauptsächlich durchgeführt werden, um Krankheiten beim Menschen zu untersuchen. Diese drastische Zunahme wirft die Frage auf, ob solche Tests wirklich die einzige Möglichkeit sind, medizinischen Fortschritt zu erzielen.
Rückgang der Anzahl von Mäusen und Anstieg der Fischnutzung
Die Abnahme der Verwendung von Mäusen mag auf den ersten Blick ermutigend erscheinen, ist jedoch Teil eines langfristigen Trends. In den letzten zehn Jahren hat die Anzahl eingesetzter Mäuse pro Forschungsprojekt um rund 20 Prozent abgenommen. Dies könnte auf die Suche nach alternativen Tiermodellen zurückzuführen sein, sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Tierarten wie Fische vermehrt für Experimente verwendet werden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der für Tierversuche genutzten Fische um das Doppelte an. Diese Verschiebung zu mehr Fischnutzung wirft Fragen zur ethischen Behandlung dieser Tiere auf.
Nationale Forschungsprogramme und gesetzliche Regelungen
Um die Anwendung der 3R-Prinzipien voranzutreiben, hat die Schweiz das Nationale Forschungsprogramm "Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft" ins Leben gerufen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um Tierversuche zu reduzieren und zu verbessern. Dennoch müssen dringend wirksamere gesetzliche Regelungen und Durchsetzungsmechanismen entwickelt werden, um sicherzustellen, dass Tierversuche nur als letzte Option in Betracht gezogen werden und Alternativen aktiv erforscht und genutzt werden.
Insgesamt bleibt die steigende Zahl von Tierversuchen in der Schweiz ein Anlass zur Sorge. Es ist an der Zeit, die ethische und wissenschaftliche Notwendigkeit dieser Praktiken kritisch zu hinterfragen und verstärkt in alternative Forschungsmethoden zu investieren, die ohne Tierleid auskommen. Nur so können wir sicherstellen, dass der wissenschaftliche Fortschritt im Einklang mit dem Tierschutz und der Ethik steht.
Herausgeber
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
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