DMZ – KULTUR ¦ Patricia Jungo ¦
Wer kennt sie nicht, die Tage oder Nächte, an denen tausend Gedanken wie wild durch unseren Kopf jagen und wir verzweifelt nach diesem einen Stopp-Schalter suchen, der uns in Sekundenschnelle zu Ruhe verhelfen würde?
Aber nichts zu machen, wir finden ihn nicht. Uns bleibt nichts anderes, als irgendwelche Strategien zu suchen, die wenigstens die Wirkung einer „Pause“ erzeugen könnten. Patentrezepte gibt es dabei wohl nicht. Auch ich bin noch nicht auf den besagten Stopp-Schalter gestossen. Worauf ich aber immer wieder zurückgreifen darf, sind ein Blatt weisses, reines Papier und einen Stift. Obwohl ich es seit Kindesbeinen gewusst und auch gespürt habe, hat es doch sehr lange gedauert, bis wir uns begegnet sind: das Schreiben und ich. Für manche Begegnungen ist es nie zu spät und sie öffnen ein Tor in eine neue Welt, in der es nur noch ein Miteinander gibt.
Wenn die Grenzen sich im Nebel auflösen und das Echo alter Zweifel und Ängste schlussendlich der Sehnsucht und dem inneren Glauben weichen, darf sich das Vertrauen festigen, denn Schreiben ist immer und in jedem Moment für uns da. Unsere Worte wollen geschrieben werden. Sie trotzen dem verstaubten Glauben, dass Schreiben viel Talent braucht, ein Studium und dass andere sowieso etwas viel Wichtigeres und Interessanteres zu sagen und schreiben haben. Auch die grosszügig mit Rotstift dekorierten Aufsätze aus unseren Schultagen ziehen mit dem Wind. Wenn wir beginnen, nur für uns zu schreiben, ohne zu überlegen, ob wir damit auch anderen gefallen, ist der erste Schritt getan.
Auf einmal bekommen wir vielleicht voller Erstaunen mit, dass unsere Worte Anklang finden, inspirieren, aufwühlen, beruhigen, bewegen, gut tun. Manchmal finden Menschen auch keine Worte mehr und das Schreiben wird zu einem wichtigen Schlüssel. Oder sie suchen den besagten Stopp-Schalter und finden im Schreiben die ersehnte Pause, das Entladen des inneren Drucks von Gedanken und Gefühlen.
Auf diese Weise wird das Schreiben zu unserem Wegbegleiter, zu einer Quelle von Kraft, Mut und Vertrauen. Ich habe auf diesem Weg gelernt, mir selber zuzuhören, einfach zu beginnen und darauf zu bauen, dass die Worte sich schon fügen werden. Wenn ich nicht überlege, ob ich gut schreibe, sondern einfach schreibe, dann sind das Leben und ich gemeinsam am Werk. Bei dieser Art von Aussprache zwischen uns geht es um Ehrlichkeit. Alles andere rückt in den Hintergrund, es gibt kein Können, kein Schämen, kein Bewerten, keinen Druck und keine Angst. Im wertfreien Raum dürfen Gedanken und Gefühle zu Worten werden und sich sanft auf das weiße Blatt Papier legen.
Es bedarf keiner Eile und jeder Satz singt seine Melodie und bringt etwas Einmaliges zum Klingen. Sinfonien gibt es dabei ebenso viele wie Arten zu schreiben. Ob wir literarisch, wissenschaftlich, tagebuchmässig, kreativ, intuitiv, automatisch oder noch anders schreiben, eines ist gewiss: Der Anfang besteht immer darin, mit dem Schreiben zu beginnen.er Ruhe und im Schweigen sehr viel Potenzial. Anstatt Introversion als Schwäche zu sehen und Extraversion in den Himmel zu loben, wären wie so oft gegenseitige Bereicherung und Ergänzung der wertvolle Weg für alle. Weder Extravertierte noch Introvertierte sind „besser“. Die Gesellschaft könnte die Vorteile von beiden sinnvoll nutzen und bestrebt sein, die Menschen weniger in Schubladen zu stecken.
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