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DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦
Wie oft wurde doch gerne von Maskengegnerinnen und -gegnern, Verschwörungsgläubigen und gar „Experten“ eine Cochrane-Studie als Beweis dafür genommen, dass Masken nichts nützen würden. Dies vor dem Hintergrund, dass bereits hunderte Studien klar bewiesen haben, dass Masken einen sehr guten Schutz aufweisen. Auch Klaus Stöhr hat sich erneut als Antwiwissenschaftler geoutet, der eine illustre Gruppe von „Experten“ anführt, die offenbar nicht in der Lage zu sein scheint, Studien zu verstehen. Fatal. Dass Masken im Kampf gegen Corona wenig bis nichts bringen, stimmt natürlich auch heute nicht. Masken, insbesondere FFP2-Masken, schützen hervorragend.
Das Tragen einer FFP2-Schutzmaske wird auch in Zukunft in vielen Arbeitsbereichen, aber auch bei manchen Freizeitaktivitäten nötig sein, um die Ausbreitung der Coronapandemie einzudämmen. Wenn nun alle auf Maske verzichten, wird die Pandemie weitergrassieren. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) sprach sich auch kürzlich noch ausdrücklich für Maskenschutz im medizinischen Bereich und im öffentlichen Nahverkehr aus. Nun, mit dem Wegfall der Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln, geht die Schwurbelei wieder los. Ausgerechnet wegen einer Studie. Insgesamt untersuchte man in dieser Studie 78 Studien, darunter Arbeiten zum Influenza-Virus, zum Covid-Erreger Sars-CoV-2 oder zum schweren akuten respiratorischen Syndrom (Sars). Die Mehrzahl der Erhebungen bezieht sich auf klassische Hochsaisons für Atemwegsviren bis ins Jahr 2016 und nicht auf die Corona-Pandemie! In einer Stellungnahme will Cochrane Deutschland gegen „weitreichende Deutungen“ in sozialen Medien vorbeugen: Zu bedenken sei, dass die meisten Studien Interventionen wie das Bereitstellen von Masken untersuchten. Ob und in welchem Umfang diese dann auch von den Menschen getragen worden seien, sei nicht sicher. Also ist diese Studie faktisch unbrauchbar. Das zeigt auch ein aktueller Faktencheck.
Der Hauptautor der Studie ist Massnahmenkritiker der ersten Stunde
Der Hauptautor der Cochrane-Studie, Tom Jefferson, ist bekannt dafür, bestimmte Schutzmaßnahmen sehr kritisch zu sehen. Er hat aus seiner Ablehnung gegen Masken nie einen Hehl gemacht. Dass die "Studie" also vorbelastet sei, sehen auch andere Experten. Er befand übrigens bereits das Testen als eine "Manie".
Cochrane-Studie: Die Mehrzahl der Erhebungen bezieht sich auf klassische Hochsaisons für Atemwegsviren bis ins Jahr 2016 und nicht auf die Corona-Pandemie!
„Die Cochrane-Studie ist wenig aussagekräftig“, erklärt auch Eberhard Bodenschatz, Professor für Physik und Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Ein großes Problem der Studie sei, dass sie verschiedene Atemwegserkrankungen wie etwa Corona und normale Grippe zusammenführe.
„Unsere Studien haben eindeutig gezeigt, dass Masken physikalisch ein wunderbarer Schutz sind“, sagt Bodenschatz. Sie verbesserten den Infektionsschutz mindestens um den Faktor zehn bis hundert. Die verschiedenen Einzelstudien seien nicht vergleichbar.
Auch der Leiter des Instituts für Infektiologie und Krankenhaushygiene an der Uniklinik Jena, Mathias Pletz, sieht die Studie kritisch. Es gebe einige andere Metastudien, die zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen würden, etwa in den Fachzeitschriften Frontiers in Public Health oder The BMJ.
FFP2-Masken bieten einen effektiven Schutz
Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts haben bereits Ende 2021 in einer Studie herausgefunden, dass für Infizierte wie auch Gesunde das Infektionsrisiko im Innenraum auf kurzer Distanz auch nach 20 Minuten nur 0,1 Prozent beträgt. OP-Masken mit guter Passform senken das Risiko auf maximal 10 Prozent. Ohne Maske beträgt das Ansteckungsrisiko dagegen fast 100 Prozent.
Vor allem wird das Tragen einer FFP2-Maske in erster Linie Menschen empfohlen, die zu den vulnerablen Personengruppen zählen und ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Das sind unumstössliche Fakten, die auch in anderen Studien längst bewiesen wurden. Laufend eine neue Diskussion über Masken und deren Wirksamkeit zu beginnen, ist einfach gesagt: unnötig und dumm. Auch nach 1000 Jahren wird sich nichts an den Tatsachen ändern, dass das Tragen von Masken auf lange Sicht die effizienteste Massnahme überhaupt ist. Asien ist der beste Beweis dafür.
Das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen ist auf lange Sicht «die effizienteste Massnahme überhaupt».
Max-Planck-Institut, Göttingen
Wer seine Mitmenschen und sich schützen will (wer sollte das nicht wollen) trägt also weiterhin (auch unaufgefordert) Maske, am besten FFP-2. Alles andere ist grob fahrlässig und nicht zu verantworten. Und nein, eine Durchseuchung ist nach wie vor keine Lösung.
Kritik an Autoren der Masken-Studie
Bodenschatz äußert auch Kritik an den Autoren: „In einem Satz schreiben sie, Masken wirken nicht, und einen Absatz später räumen sie ein, dass sie es eigentlich nicht sagen können.“ Diese Art der Kommunikation sei unglücklich.
Diverse wissenschaftliche Analysen belegen schon lange, dass Masken vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. So ergibt eine Überblicks-Studie von Mitte 2020, die in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, dass Schutzmasken das Infektionsrisiko deutlich senken können.
Es gibt keine plausiblen Grund, der dagegen spricht, Maske zu tragen
Dies schrieben wir bereits im Juli 2022 und wurden nicht müde, die Wirksamkeit und Notwendigkeit der Masken immer wieder zu wiederholen. Allerdings hat es auf Entscheidungsebene nichts gebracht. Aus bereits mehrfach gemachten Fehlern während der Pandemie, wurde nichts gelernt. Angesichts der vielen Todesfälle und der riesigen Anzahl Long-Covid-Patienten, die täglich dazukommt, ist es nicht mehr angebracht auf Masken zu verzichten. Hier braucht es jetzt endlich Fingerspitzengefühl für die jeweilige und aktuelle Lage. Wer seit Jahren auf Eigenverantwortung pocht, soll diese auch endlich übernehmen. Es werden Menschenleben unnötigerweise gefährdet und geopfert, jenseits jeder Logik und Vernunft.
Dass das Tragen der Maske kein großer Eingriff in die persönliche Freiheit darstellt, ist den meisten Menschen klar. Auch aus medizinischer und psychologischer Sicht gibt keinen Grund auf Masken zu verzichten.
Deshalb ist eine Maßnahme auf Ebene der Gesellschaft, wie das Maskentragen, immer dann sinnvoll, wenn Viren extrem zirkulieren. Im Moment sind wir mehreren Viren ausgesetzt. Zudem zeigt die Metaanalyse des ECDC schon lange, dass das Tragen einer Maske ein effizienter Schutz ist.
Auch eine Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC beweist nach einem Vergleich zwischen Schulen mit und ohne Maskenpflicht, dass in solchen ohne Maskenpflicht das Risiko für Infektionen 3,5-Mal höher war. Die Anzahl der ausgebrochenen Infektionen in Schulen ohne Maskenpflicht war sogar fast zehn Mal höher als in Schulen mit Maskenpflicht. Die Studie spricht für eine Fortsetzung der regelmäßigen Testungen an Schulen sowie für eine generelle Maskenpflicht, schlussfolgern auch die Autoren der Studie. Bei den aktuellen Zahlen könnte es sich sonst noch dramatischer entwickeln.
«Die Pandemie ist nicht vorbei»
Prof. Antoine Flahault, MD, PhD, Epidemiologe und Direktor des Instituts für globale Gesundheit in Genf
Letztlich geht es immer nur darum, Menschen zu schützen, insbesondere diejenigen, die besonders Schutz benötigen. Es gibt keine plausiblen Grund, der dagegen spricht, Maske zu tragen. Auch nicht, wenn es keine diktierte Pflicht der Regierung ist.
Maske auf und durch
Die Pandemie ist kein Schlag, sie ist ein Marathon. Ihr Ausmaß als Naturkatastrophe macht das schwer greifbar. Vielleicht hilft es, sich vorzustellen, all diese Menschen wären ebenfalls auf einen Schlag gestorben. Die Pandemie ist eine weltweite Katastrophe. Auch wenn wir dieser Tatsache langsam müde sind, vergessen sollten man sie nicht. Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei. Es wird Zeit, dass man sich dessen wieder bewusst wird und zurückkehrt zur Realität und Vernunft. #KlugeKöpfeSchützenSich
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