DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦
KOMMENTAR
Immer dann, wenn selbsternannte Expertinnen und Experten, Querdenkerinnen und Querdenker sich vor Freude überschlagen und sich bestätigt sehen, muss man genauer hinsehen. Leider verbreiten Leitmedien immer häufiger massive Fake News. Allerdings sehr unterschwellig und meist nur in Titeln und Leittexten. Im Artikel zeigt sich dann gar oft, dass das Gegenteil der Fall ist. Aktuellstes Beispiel von katastrophaler „journalistischer“ Arbeit, die allerdings bewusst so ausgeführt wird, ist die mediale Übernahme einer Aussage Drostens, die aus dem Zusammenhang gerissen, erneut nur Fake News sind. Europaweit behaupten die Medien heute, dass Christian Drosten das Ende der Pandemie ausgerufen habe. Das ist aber durchaus nicht so, wenn man den exklusiven Artikel des Tagespiegels liest.
Im Interview sagt Christian Drosten lediglich: „Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-Cov-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei“. Gemeint ist natürlich lediglich die epidemische Lage, die von pandemisch zu endemisch wechselt. Und nicht, dass die Pandemie als solche vorbei wäre und sich das Virus in die Ferien begeben hätte.
Leider haben die meisten Medien bis heute nicht verstanden was Pandemie und Endemie heißt oder gar bedeutet. Trotzdem schwurbeln alle munter drauflos und sorgen damit für eine nie vorher dagewesene und orchestrierte Desinformationskampagne.
Pandemie bedeutet „weltweite Ausbreitung“. Es breitet sich also eine Krankheit nicht nur regional, sondern über Länder und Kontinente hinweg aus, Dann sprechen Experten von einer Pandemie. Eine Endemie hingegen ist eine ständige Bedrohung. Eine Krankheit, die in bestimmten Regionen regelmäßig auftritt. Bei einer Endemie bleibt die Zahl der Erkrankungen über die Zeit relativ konstant. Viele Virologen gehen seit Längerem davon aus, dass das Virus endemisch wird, gerade seit Omikron. Das bedeutet allerdings nur, dass das Virus gekommen ist um zu bleiben. Die Aussage von Drosten ist also keine gute Nachricht, sondern vielmehr eine schlechte.
Die Welt schreibt sogar; „Der Virologe Christian Drosten hat die Pandemie für beendet erklärt – und kommt damit arg spät. Andere Experten haben die Gefahr schon vor Monaten gebannt gesehen. Nicht, dass damit alle Schutzmaßnahmen überflüssig wären. Es schlägt aber die Stunde der Eigenverantwortung.“ Untragbare Desinformation, sogar für die Welt unterirdisch. Viele Mitarbeitende bei Redaktionen sind Querdenker und arbeiten seit Jahren mit unlauteren Methoden, um die Leserschaft falsch zu informieren und/oder zu verunsichern.
Zu den Fakten: Christian Drosten sagt also weder, dass das Virus weg, die Gefahr gebannt ist und/oder Vorsichtsmaßnahmen überflüssig wären. Im Gegenteil: Er verteidigt im Artikel auch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.
Man muss sich weiterhin schützen. Wie gefährlich diese Medien, die mit den falschen Überschriften arbeiten, sind, zeigt sich auch diesmal in der Flut an Tweets, Kommentaren, Artikeln, die lediglich die falsche Information des Titels übernommen haben. In Windeseile wurden diese Fake News weltweit in bereits beinahe allen Sprachen und in allen Ländern gestreut. Der Schaden ist angerichtet.
Querdenker, Pandemieleugner, Maßnahmengegner – sie alle sehen sich bestätigt und plötzlich ist Drosten, ärgster Feind der letzten drei Jahre, ihr "Hauptargument". Dabei sind sie nur nicht in der Lage, Artikel zu lesen und gemachte Aussagen einzuordnen und zu verstehen. Sie vertrauen blind den Informationen dieser Medien, denen es nur um Klicks geht. So sieht Eigenverantwortung und aufgewacht sein also aus.
Dass es auch 2023 keinen Platz für COVID-Endstimmung gibt, zeigt auch ein Nature-Artikel. Vielerorts wurden im Jahr 2022 Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung aufgeben. Maskentragen wurde aufgegeben und der internationale Reiseverkehr wurde wieder aufgenommen. Es hat sich gezeigt. Erneut zu früh.
Weltweit ist Corona weiterhin sehr aktiv und von einer Beendigung der Bedrohung kann keine Rede sein. Jetzt kommt noch China dazu, wo leider zu wenig auf die Karte Impfung gesetzt wurde. Modelle deuten darauf hin, dass das Land im nächsten Jahr mit bis zu einer Million Todesfällen konfrontiert sein könnte. Ein realistisches Szenario. Die Menschen, die geimpft wurden, erhielten nur Impfstoffe gegen den ursprünglichen Stamm des Virus. Deshalb ist niemand richtig geschützt.
Sogar weitere Infektions- und Todeswellen werden wahrscheinlich folgen, entweder durch neue Varianten, die in der Bevölkerung auftreten, oder durch Varianten, die importiert werden, wenn das Land seine Grenzen für Besucher öffnet.
Die COVID-19-Impfraten sind in vielen Ländern ins Stocken geraten. In einigen Fällen war die Aufnahme von Boostern trostlos, obwohl diese Tod und schwere Krankheiten erheblich reduzieren. Nature befürchtet zudem neue Varianten und weist darauf hin, dass auch Long-Covid und Post-Covid massive Probleme darstellen und man weltweit unbedingt endlich in diese Richtung forschen müsse. Ein Virus ist nichts, das ein Ablaufdatum trägt.
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