DMZ – GESUNDHEIT ¦ Lena Wallner ¦
Die hohe Übersterblichkeit im Jahr 2022 liegt erwartungsgemäß nicht am Hitzesommer, wie gewisse Medien fälschlicherweise berichtet haben. Die Übersterblichkeit ist fast dreimal so hoch wie die offiziell gemeldeten Todeszahlen. In den Jahren 2020 und 2021 sind also deutlich mehr Menschen verstorben, als zu erwarten war. Dies zeigt eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO in der Fachzeitschrift «Nature». Man kann daraus schließen, dass die Ziffer der Übersterblichkeit weltweit der Anzahl Personen entspricht, die offiziell an Corona gestorben sind. Experten halten mittlerweile andere Möglichkeiten für ausgeschlossen.
Der Experte, Marcel Zwahlen, Geschäftsführender Direktor des Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) in Bern glaubt, dass diese diese zehn Millionen Todesfälle, die man nicht durch die offiziellen Corona-Todeszahlen erklären kann, trotzdem an Corona gestorben sind. Gegenüber SRFNews erklärt er im Interview, dass das damit zusammenhänge, wie versucht wurde, die Corona-Toten zu berechnen. „Man nimmt die Entwicklung der Sterbefälle in den Jahren 2016 bis 2019. Wenn man den historischen Trend und die Saisonalität für die Jahre 16 bis 19 errechnet und den weiterzieht, mit dem Argument, das hätten wir erwartet, wenn Corona nicht gekommen wäre, dann kommt man auf diese Übersterblichkeit.“
Jonas Schöley, Ph.D., Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Population Health Lab, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, sagt, dass Studien auch sehr deutlich zeigen, dass der Effekt von COVID-19 auf die Übersterblichkeit im Jahr 2020 in den meisten europäischen Ländern weitaus größer war als jener der schweren Grippesaison 2015. „Die außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit hat sich während der Winterwelle 20/21 und während der Deltawelle im Winter 21/22 wiederholt und vor allem in Osteuropa zu drastischen Werten in der Übersterblichkeit geführt.“
Dass die Berechnung einer globalen Übersterblichkeit insbesondere deshalb kompliziert sei, weil es für viele Länder keine verlässlichen Daten zu Sterbefällen vor und während der Pandemie gebe, gibt Prof. Dr. Christoph Rothe, Leiter des Lehrstuhl für Statistik, Universität Mannheim, zu bedenken. „Die Autoren schätzen diese Werte daher mithilfe statistischer Verfahren aus den Daten vergleichbarer Länder mit besserer Informationsbasis. Die sich aus dem Verfahren ergebende globale Übersterblichkeit von etwa 14,8 Millionen Todesfällen in den Jahren 2020 und 2021 ist daher mit einer gewissen Unsicherheit verbunden, sollte aber von der richtigen Größenordnung sein.“ Das Ifo Institut erwähnt, dass es auffällig sei, dass die Kurve der Todesfälle „ohne Corona“ nahezu deckungsgleich zur Kurve der durchschnittlichen Zahl der Todesfälle in den Jahren 2016-2019 verläuft. „Dies deutet ebenfalls auf eine coronabedingte Übersterblichkeit hin.“
Man darf nicht vergessen, dass die Übersterblichkeit nur eine wichtige Kennzahl ist, um das Ausmaß von Pandemien abzuschätzen. Wichtiger sind bei der Corona-Pandemie etwa auch die gesundheitlichen, psychischen, wirtschaftlichen und andere Folgen, wie etwa Long Covid oder Post-Covid-ME/CFS.
Zitierte Literaturstelle
Rothe C (31.05.2022): WHO-Studie zur Corona-Übersterblichkeit nutzt störanfällige Methode. Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Pressemitteilung.
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