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Die «BAGNI DI CRAVEGGIA» im Onsernonetal

Bildquelle: Monika Romer
Bildquelle: Monika Romer

DMZ – NATUR/KULTUR ¦ Monika Romer ¦    

AUSFLUGSTIPP

 

Das steile und verschachtelte  Onsernone Tal gehört zweifelsohne zu den eindrucksvollsten und geheimnisvollsten Tälern im Tessin.  

Ein Tal, das bekannt dafür ist, besonders wild und abgelegen zu sein und gerade deshalb von berühmten Dichtern, Künstlern und Schriftstellern aus der Vergangenheit und der Gegenwart geliebt wurde.

 

Sie fanden ihre Inspiration in der Stille des fast schon vergessenen Tales. Wer die Einsamkeit sucht, dürfte im Onsernone fündig werden. So wie Max Frisch, der viele Jahre im Dörfchen Berzona verbrachte: “Ausserhalb von allem” sei man hier, notierte der Schriftsteller, in einem Tal, “waldig wie zur Steinzeit”. 

Viele Aussteiger, die der Konsumgesellschaft überdrüssig wurden, fanden ab Ende der 1960er-Jahre ebenfalls den Weg dorthin. «Make love, not war», freie Liebe, leben in der Kommune, arbeiten, um zu leben und nicht leben, um zu arbeiten. Das war der Tagtraum, den die Generation der «1968er» träumte.  Viele von Ihnen leben heute noch im Tal.

 

Die wilde und naturbelassene Landschaft, die vom Bach Onsernone ganz im Westen und dem weiter östlichen Fluss Isorno mit allen Seitenbächen durchflossen wird, prägen das Tal und es beheimatet seltene Tier- und Pflanzenarten. Das milde Klima des Tales lässt trotz der Höhe Palmen, Reben und Edelkastanien wachsen. Ein ehemaliger Maultierpfad, die Ruinen eines alten Bades mit zugehöriger Thermalquelle und die alten Mühlen sind nur drei der charakteristischen Merkmale des Valle Onsernone. Entlang einer kurvenreichen Strasse durch das Onsernonetal, die bis zum hintersten Ort, dem veträumten Weiler Spruga führt, befinden sich mehrere grossartige Dörfer, die sich alle auf der Nordseite, ausser einer Ausnahme, die früher «Terra vecchia» genannte Siedlung von Oviga, auf der Südseite des Flusses befindet.

Ab hier geht es nur noch zu Fuss weiter. Es führt ein einfacher Wanderweg zu den Ruinen der Therme Bagni di Craveggia  auf gut tausend Metern über Meer auf Iialienischem Boden. Ein beliebtes Ausflugsziel mit grossem Entspannungsfaktor. Nach gut 40 Minuten erreicht man die  Ruinen der Bagni di Craveggia, auf Deutsch Bäder von Craveggia, am Ufer des Isorno, wo einst ein Kurhaus auf italienischer Seite stand. Das Kurhaus wurde 1812 erbaut und brannte 1881 wieder vollständig ab. Wer schwanger werden wollte, setzte sich dereinst in eine Wanne der Bagni di Craveggia und hoffte auf ein Wunder. Aus der Thermalquelle fliesst 28 Grad warmes Wasser mit heilsamen Eigenschaften. Die Quelle ist allerdings nicht sehr ergiebig, vielleicht einer der Gründe, weshalb das Kurbad nie richtig florierte. Rundum ragen Zwei- und Dreitausender auf. Die Quelle ist immer noch in Betrieb und die Betreibergruppe hat zwei Granitwannen installiert, wo Gäste gratis das heilsame Wasser geniessen können.

 

Die zwei Granitwannen sind von April bis November immer zugänglich. Die Bäder von Craveggia haben eine bewegte Geschichte. In diesem Niemandsland fand am 18. Oktober 1944 eine Schlacht statt, bei der mehrere Partisanen starben und die heute als die Schlacht der Bäder von Craveggia bekannt ist. Eine Gedenktafel auf Schweizer Seite erinnert heute noch daran. Im Lawinenwinter 1951, an dessen Folgen im Alpenraum 265 Menschen starben, ging eine Lawine von der Schweizer Seite her auf die Bagni nieder und zerstörte sie fast vollständig. Die Überschwemmung von 1978 vollendete die Zerstörung. Das Ende war besiegelt. Seit ein paar Jahren wurden die verbliebenen Reste gesichert. Die Bäder von Craveggia wurden wieder in Betrieb genommen, aber in reduzierter Form, da das Wasser nie in grossen Mengen aus dem Felsen sprudelte. Der Ort ist seit ein paar Jahren wieder ein attraktives Ausflugsziel. Statt im alten Becken in feuchtdunklem Gemäuer, badet man heute in geometrischen Granitwannen im Freien oder kneippt sich durch das Fussbad auf der neu gestalteten Terrasse. EinAbstecher zum Bagni di Craveggia ist lohnenswert.  Das Valle Onsernone mit seinen dichten Wäldern, spektakulären Schluchten und Wildwasser ist eines der eindrucksvollsten und geheimnisvollsten Täler im Tessin. Das Tal hat seine Stille und Ruhe und seinen ganz besonderen Zauber von Natur und Kultur bis heute bewahrt.

Wer einmal im Onsernonetal war, kommt immer wieder gerne an diesen magischen Ort zurück.


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