DMZ – LEBEN ¦ S. Koller / A. Aeberhard / L. Wallner
KOMMENTAR
In Europa sterben jedes Jahr über 100'000 Menschen an Krankenhauskeimen. Auch sterben jedes Jahr Tausende an Grippe und anderen Viren. Die Ursachen sind weder Corona-Maßnahmen in Kitas oder ähnliche absurde Theorien, sondern ganz einfach die fehlenden Maßnahmen. Da macht es aktuell keinen Unterschied. "Es war schon immer so und ist leider immer so geblieben, aus Fehlern wird nicht gelernt, obschon man schon lange weiß, woran diese Katastrophe festzumachen ist. Sie ist menschengemacht und wird offenbar toleriert. Seit Jahrzehnten." Dies steht für einen Virologen fest, der hier, wegen massiver Anfeindungen in der Vergangenheit, nicht (mehr) namentlich genannt werden möchte. Andere Expertinnen und Experten, die wir mit dieser Aussagen konfrontiert haben, bestätigen den Richtigkeit seiner Feststellung.
Zur Recherche
Während der Recherche mussten wir auch diesmal mehrmals leer schlucken. Einerseits wegen den angetroffenen Zuständen, andererseits noch viel mehr wegen diverser Reaktionen von Krankenhäusern, die uns gar mit Klagen drohten, sollten wir entsprechend berichten. In den vergangenen Jahren haben die Bedrohungen und Einschüchterungen von Journalistinnen und Journalisten an Ausmaß und Intensität zugenommen. Das weiss man. Aber dass dies bald schon bei jedem beliebigen Thema Usus ist, erstaunt deshalb umso mehr.
Wir stehen dafür, Nachrichten und Informationen zu liefern, die korrekt, objektiv und frei von kommerzieller und politischer Beeinflussung sind. Es ist unsere Aufgabe, neutral, unbeeinflusst, unbefangen, unparteiisch und vorurteilslos zu berichten und unseren Leserinnen und Lesern Informationen zu vermitteln, auf die sie sich verlassen können. Gegen die wachsende Ausbreitung von Desinformationen engagieren auch wir uns seit Anfang an, um Meldungen zu prüfen und Fake News offenzulegen. Aber auch, wie in vorliegendem Fall, unschöne Tatsachen. Wie wichtig diese Aufgabe ist, zeigt sich in der Heftigkeit des teilweise blasenden Windes, der uns entgegenschlägt.
Wenn kritische Journalisten zunehmend bedroht und angegriffen werden, ist die Pressefreiheit nicht mehr gewährleistet. Wenn neue Medienmodelle aktiv werden, sind diese oft falscher Kritik ausgesetzt, nur weil sich bestehende Medienhäuser bedroht oder konkurrenziert fühlen. Wenn Medienhäuser nur noch über andere Medienhäuser herziehen, ist der journalistische Sinn und Zweck verfehlt. Denn zu berichten und die Strategien der Mächtigen zu durchleuchten, ist die Aufgabe der freien Presse, auch dann, wenn man sie als Lügner diffamiert. Denn zu berichten und Fake-News als solche zu entlarven, ist die Aufgabe der freien Presse, auch dann, wenn man sie als Mainstream-Medien schimpft. Denn zu berichten und als Art Korrektiv in einem Informationsmarkt, der zunehmend in der Hand weniger Personen ist, zu fungieren, ist die Aufgabe der freien Presse, auch dann, wenn man versucht sie zu zerstören. (Auszug Artikel Feindbild Presse - Journalistenverbände und “Reporter ohne Grenzen” schlagen Alarm)
Ohnmacht
Die Tatsachen: Die Regierungen sind einfach nicht mehr im Stande zu reagieren, sind komplett überfordert und viele Politikerinnen und Politiker haben längst resigniert. Da hilft eine Pandemie, die bereits über 18 Millionen Todesopfer forderte, natürlich auch nicht weiter. Nur politische Extreme treiben weiterhin Unfug im Sandkasten der Absurditäten. Die Katastrophe, in der wir uns seit Jahren befinden, ist sehr viel schlimmer als bisher angenommen. Tägliche orchestrierte Schönfärberei und Selbstbeweihräucherung von gescheiterten Instanzen lässt viele Menschen weiter im Glauben, dass irgendjemand das Desaster richten wird, dass jemand da Oben alles im Griff hat. Dabei ist uns das alles längst entglitten. Desinformation beherrscht die Szene.
Soweit zu den Tatsachen. Gerede von Maßnahmen ist und bleibt nur Gerede. Beobachten wir die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, erkennt man sehr gut die nach unten zeigende Kurve: Medienkrise, Bildungskrise, Finanzkrise, Gesundheits(system)krise, Politkrise, Armut, Wirtschaftskrise, Klimawandel, Umwelt- und Klimakrise.
Reagiert jemand mit Vehemenz darauf? Nein. Wieso nicht? Weil der Zug abgefahren ist.
Die Probleme haben sich selbständig gemacht und ziehen die Menschheit in der dynamischen Abwärtsspirale weiter nach unten. Klingt schlimm - aber übertrieben? Kaum.
Es wird Zeit, die Probleme beim Namen zu nennen und endlich zu reagieren. Auf allen Ebenen. Jeder Mensch steht in der Verantwortung, ganz besonders aber die Politik, die alleine mit Regeln und Gesetzen endlich diese Probleme regeln kann. Denn das Konzept „Eigenverantwortung“ ist kolossal am Ego des Menschen gescheitert. Also endlich aktiv werden, sich an Staaten orientieren, die diese Probleme gar nicht erst haben aufkommen lassen. Und auch endlich weg vom Größenwahn, Europa irgendwo in Front zu sehen. Es wurde hier breit versagt - und nicht anderswo. Auch das aktuelle Chinabasching ist ein klares Anzeichen für die absolute Überforderung und Ohnmacht in Europa. Es wird hier aber leider nicht besser, wenn man weiterhin auf andere zeigt.
Zum eigentlichen Thema
Im Zuge unserer Recherche zu „Notaufnahmen und Krankenhäusern“ stellten wir in der Schweiz schnell fest, dass in vielen der besuchten Einrichtungen weder ein Hygienekonzept, noch eine Maskenpflicht besteht. Masken werden weder von Ärzten, Pflegenden noch von Patienten getragen. Schlicht ein Skandal. Also auch hier zeigt sich die Schweiz einmal mehr und wie erwartet sehr rückständig. Viele Ärzte fabulieren derweil sogar von einer Immunschuld und ähnlichen inexistenten Absurditäten. Besser sieht es bezüglich Maßnahmen in Österreich und Deutschland aus. Hier gelten meist immer noch Maskenpflicht und 2G, bzw. 3G Regeln. Regeln, die man in der Schweiz nicht mehr kennt. Aber auch in den beiden Staaten werden die Maßnahmen immer weniger.
Am Hotspot der Hotspots schlecht hin, werden munter und aktiv Viren und Bakterien ausgetauscht. Hier wird grob fahrlässig mit Menschenleben gespielt. Die Angst vor Krankenhausinfektionen kommt also nicht von ungefähr. Eine Studie für Europa hat die beachtlichen Zahlen bereits vor Jahren hochgerechnet. Heute liegen die Zahlen unter anderem auch wegen der Pandemie weit höher. Die Forscher gehen von mehr als 3,5 Millionen Infektionen aus, die sich Patienten erst in einer Klinik zuzogen. Dadurch kommt es geschätzt zu bis zu 15'000 Todesfällen. Krankenhausinfektionen die als vermeidbar gelten - zum Beispiel durch bessere Hygiene und entsprechende Schutzmaßnahmen und einer Maskenpflicht.
Hunderte Grippetote pro Jahr, die sich im Krankenhaus infizieren
Alleine in der Schweiz sterben pro Jahr Hunderte von Menschen, weil sie sich im Spital mit der Grippe angesteckt haben. Seit Jahren fordern Experten ein Impfobligatorium für das Personal in Hochrisikoabteilungen. Vergebens. Viele dieser Fälle liessen sich verhindern – durch erhöhte Hygienemaßnahmen wie Schutzmasken und eine hohe Durchimpfungsquote des Personals. Die Geschichte wiederholt sich mit der laufenden Pandemie.
In der Schweiz haben wir 20 Krankenhäuser besucht. Was wir angetroffen haben ist katastrophal und untragbar. Keine Maskenpflicht, keine Schutzmaßnahmen. Obschon bereits die Maske Ansteckungen aller geläufigen Krankheiten, die aktuell die Krankenhäuser und die Belegschaft an ihr Limit bringen, verhindern würde. Dies am HotSpot der HotSpots – dem Krankenhaus, der Notaufnahme. Aus Rücksichtnahme auf Personal, Patientinnen, Patienten und deren Angehörigen verzichten wir darauf, die schlimmsten Krankenhäuser nicht namentlich aufzuführen. Eine öffentliche Nennung wäre zum jetzigen Zeitpunkt falsch. Natürlich werden wir uns noch einmal explizit an alle besuchten Krankenhäuser wenden und diese mit unseren Feststellungen konfrontieren - mit einem entsprechenden Bericht und mit der Bitte um Stellungnahme. Ebenfalls werden wir zuständige Ämter und Politik entsprechend informieren. Das Ziel ist keine Bloßstellung von Personen und/oder Institutionen, sondern eine Verbesserung der Situation.
Die Lage ist auch in Europa mehr als ernst
Es gibt es aktuell kaum noch freie Betten für Kinder auf Intensivstationen. Diese Schlagzeile kann man landauf, landab lesen. Nebst Grippe- und Coronaviren, kann auch das RS-Virus, das sich aktuell rasend verbreitet, gefährlich werden, insbesondere für kleine Kinder. Viele Ärzte europaweit warnen seit längerem: „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“. Alles eine Folge u.a. wegen fehlender Maßnahmen. Denn auch ohne diese „selbstproduzierten“ zusätzlichen Fälle, hätten die Belegschaften der Krankenhäuser immer noch mehr als genug Arbeit. Also wieso riskiert man das Leben so vieler Patienten (jeden Alters), wenn es doch so simpel wäre, die Infektionen massiv einzudämmen, mit einfachen, etablierten und eigentlich auch selbstverständlichen Maßnahmen?
Maskenpflicht als wichtigste virenunabhängige Vorsichts- und Eindämmungsmaßnahme
Der ärztlicher Direktor im Spital Wallis, Reinhard Zenhäusern befand bereits im Juni '22, dass die wiedereingeführte Maskenpflicht durchaus Sinn mache. Wie man sich zu einer solchen Aussage bewegt sehen kann, obschon eine solche Feststellung auch für 90% Laien ohnehin klar ist, erschliesst sich uns nicht wirklich. Es scheint immer häufiger, dass sich auch Experten zu Themen äussern, nur um diese unnötig zu verkomplizieren, statt es einfach zu benennen, wie es ist: Masken schützen, immer und fast in jedem Fall, egal bei welchem Virus. So gesehen macht Maskentragen in diesem Zusammenhang immer Sinn. Müßig darüber zu diskutieren.
Auch die Begründung Zenhäuserns ist dann auch absurd: „Weil wir da (Intensivstationen) die vulnerablen Patienten haben und wir keine Überlastung des Spitals wollen, haben wir die Maskenpflicht wieder eingeführt.“ Statt die 'zig Tausend Toten pro Jahr als Grund zu nehmen, eine generelle Maskenpflicht einzuführen. Kann man sich nicht ausdenken.
Rückständige Schweiz - einmal mehr
In Schweizer Spitälern gibt es für das Personal immer noch kein Impfobligatorium.
Nach Angaben des Basler Spitalarztes und Infektiologen Andreas Widmer sterben in der Schweiz jährlich bis 300 Menschen, nachdem sie sich in einem Schweizer Spital mit der Grippe angesteckt haben. Ein Grund ist die Impfverweigerung beim Spitalpersonal. Den Rest besorgen fehlende Schutzkonzepte und eine generelle Maskenpflicht. Widmer sagt dann auch klar, dass in der Diskussion simpelste wissenschaftliche Erkenntnisse missachtet würden und man es mit viel Fundamentalismus und Irrationalität zu tun habe.
Genfer Modell - Der Bund müsste dafür lediglich eine entsprechende Weisung herausgeben
Im Universitätsspital Genf, in dem ungeimpftes Personal in der Grippesaison eine Maske und ein Abzeichen tragen muss, werden die Patienten effektiv geschützt, daher wäre es nur vernünftig, wenn dies schweizweit gelten würde. Wieso dies nicht umgesetzt wird, bleibt wie immer in der Schweiz, auch hier ein großes Rätsel.
Für Hochrisikoabteilungen befürwortet Widmer ein Impfobligatorium. Wer besonders schwache Patienten betreue, müsse sich impfen lassen. Für den Widerstand von Pflegeverbänden zeigt er kein Verständnis. Bei anderen Berufen gebe es auch Schutzmaßnahmen und im Spital gehe es „um Patienten, um Leben und Tod“.
Einige unserer Leserinnen und Leser berichten ebenfalls von gemachten Erfahrungen. So wird z.B. beschrieben, dass man eine Isolierstation in einem Krankenhaus im Kanton AG in normaler Bekleidung betreten könne, obschon Patienten dort positiv seien. Lediglich eine FFP2 Maske müsse man tragen. Auf Anfrage bestätigte uns das Krankenhaus, dass es auch sonst keine Maßnahmen geben würde im Rest des Gebäudes.
"Im medial omnipräsenten Kantonsspital Freiburg HFR (im Üechtland) gibt es keine Maskenpflicht, weder in den Abteilungen, beim Notfall oder in der Kinderabteilung. Personal, Besucherinnen und Besucher und die Ärztinnen und Ärzte bewegen sich unmaskiert im gesamten Spital."
Maskenpflicht erst seit Ende Oktober
In der Insel Gruppe Bern gilt in den Innenräumen der Insel Gruppe eine Maskenpflicht (Kinder: ab 6 Jahren). Zum Essen und Trinken darf die Maske abgenommen werden. Eltern und Begleitpersonen von Kindern können gemäss Angaben z.B. am Patientenplatz auf die Maske verzichten. Im Empfangsbereich und beim Restaurant zirkulieren die Menschen ohne Maske (Pflegepersonal, Besucherinnen und Besucher, Ärztinnen und Ärzte). Eine Leserin berichtet uns, dass beim Notfall des Kinderspitals, soweit sie sehen konnte, „alle mit einer Hygienemaske ausgerüstet unterwegs“. Dies wurde uns auch von der offiziellen Stelle bestätigt.
Spitex hält sich an Empfehlungen des BAG
Die Spitex versteckt sich hinter dem BAG und verweist auf die Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), wo Bevölkerung und Fachpersonen laufend über den aktuellen Stand und die beschlossenen Massnahmen rund um das Coronavirus informiert würden. Leider sind das nicht Empfehlungen, die vor Ansteckungen schützen. Ein bestätigter Fall aus dem Aargau: „Schwiegermama, 82 Jahre alt, schwere Diabetes, mehrere Hirnschläge, Herzinfarkt etc. wird 1x pro Woche von Spitex betreut (Rest machen wir). Spitex kommt ohne Maske, auf ihre Bitte Maske zu tragen "nein, wir testen 1x p Woche". Haben interveniert.“ Immerhin empfiehlt die Kantonsärztin in Zürich der Spitex, aufgrund der steigenden Zahlen und der hohen Dunkelziffer ab sofort Masken zu tragen. „Einzelne Spitäler haben die Maskenpflicht bereits wieder eingeführt. Eine kantonale Pflicht besteht jedoch nicht.“
Die Spitäler fmi AG der beiden Akutspitäler Interlaken und Frutigen teilen uns auf Anfrage mit, dass „seit dem 7. November wieder eine generelle Maskenpflicht in allen Innenräumen unserer Betriebe gilt.“ Damit wolle man Covid-Übertragungen in den Räumen verhindern und krankheitsbedingte Personalausfälle reduzieren. Späte Erkenntnis, aber immerhin. Zum Schutz der vulnerablen Personen gilt bereits seit Mitte Juli in den Spitälern, Seniorenzentren und Praxen der Spitäler fmi AG eine teilweise Maskenpflicht bei nahem Personenkontakt. Für den Besuch einer Covid-Patientin oder eines Covid-Patienten ist das Tragen einer FFP2-Maske nötig.
„Warum lernen wir nicht aus der Krise und nehmen ein paar Schutzkonzepte mit in die Zukunft? Ich persönlich werde auch nach der Pandemie in der Grippesaison beim Bahnfahren Maske tragen, weil ich keine Lust darauf habe, mir eine Infektion einzufangen.“
Immunologin Prof. Christine Falk
Positives Beispiel
Als weiteres positives Beispiel in diesem Zusammenhang, nebst Genf, ist das Universitätsspital Zürich zu nennen. Hier herrscht eine generelle Maskenpflicht. Auf Anfrage wird uns mitgeteilt, dass am USZ eine generelle Maskenpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Patientinnen und Patienten, sowie Besucherinnen und Besucher bestehe. „Die aktuelle Regelung ist jeweils auf der Website publiziert.“ Es wird auch ein striktes Schutzkonzept eingehalten. So wird im Rahmen der Eintrittsuntersuchungen bei stationären Patientinnen und Patienten mit Erkältungssymptomen z.B. auch ein SARS-CoV-2-Test (Coronatest) durchgeführt.
Situation in Deutschland
Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei. Lediglich 83 freie Betten gibt es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland – das sind 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Ad-hoc-Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
„Das ist eine katastrophale Situation, anders ist es nicht zu bezeichnen. Deshalb fordern wir die sofortige Optimierung von Arbeitsbedingungen in den Kinderkliniken, den Aufbau telemedizinischer Netzwerke zwischen den pädiatrischen Einrichtungen und den Aufbau von spezialisierten Kinderintensivtransport-Systemen. Wir müssen jetzt endlich handeln“, sagt DIVI-Generalsekretär und Kinder-Intensivmediziner Professor Florian Hoffmann heute bei einer Pressekonferenz zur Lage der Kinder-Intensivmedizin im Rahmen des DIVI-Kongresses in Hamburg.
Fehlende Maßnahmen verschärfen die Situation
Die DIVI-Zahlen belegen die alarmierende Situation der Kinderkliniken in Deutschland: Die 110 rückmeldenden Häuser weisen insgesamt 607 aufstellbare Betten aus, von denen aber lediglich 367 Betten betrieben werden können. Grund für die Sperrung von 39,5 Prozent der Intensivbetten für Kinder ist hauptsächlich der Personalmangel. Dieser wäre ebenfalls nicht so extrem hoch, wenn man sich und anderen schützen würde, wie man es im ersten Jahr der Pandemie erfolgreich gemacht hatte. Die Probleme haben sich seit Pandemiebeginn nun zusätzlich verschärft, da Maßnahmen nicht mehr überall gelten.
"Die Lage ist ohnehin schon prekär. Doch die enorme Welle von Infektionen mit dem
Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) hat die Situation noch einmal verschlimmert. Jetzt werden drei Jahrgänge von Kindern diese Infekte durchmachen, weil sie ohne Mundschutz durch die Gegend
rennen."
Michael Sasse, leitender Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover
Michael Sasse warnt, dass die aufgehobenen Corona-Beschränkungen die Kliniken in "totaler Weise" überfordern. Inzwischen würden Kinder auf Normalstationen behandelt, die eigentlich auf Intensivstationen gehörten. DIVI-Kongresspräsident Sebastian Brenner sagt: „Wir alle wünschen uns die bestmögliche Versorgung schwer kranker Kinder – das muss für uns gesellschaftlich selbstverständlich werden – denn Kinder sind unsere Zukunft“. Da wäre es durchaus schon einmal sinnvoll, mit der Durchseuchung aufzuhören. Alles andere ist blanker Hohn.
Auch wenn in Deutschland vielerorts in Krankenhäusern noch Maßnahmen greifen, berichten uns Leserinnen und Leser, dass sich bei anderen med. Einrichtungen die Zustände anders darstellen: „Nachlässigkeit und Inkonsequenz zieht sich durch die Alltagsmedizin, inkl. HNO und Zahnarzt. OP-Maske wenn überhaupt, keine Luftfilter.“ In der Tat gibt es hier grosse Unterschiede in der Handhabung.
Problem Gesundheitsministerinnen und -minister
Einige Gesundheitsministerinnen und -minister bewegen sich weiterhin fernab jeder Realität. Hier sei eine Ministerin repräsentativ erwähnt: "Wir kennen die Kapazitäten unserer Kliniken aus der Corona-Zeit sehr gut und gehen - Stand heute - auch nicht davon aus, dass wir zukünftig regelmäßig Patienten in andere Bundesländer verlegen müssen." sagt Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Forderungen von Medizinern nach einer Rückkehr zur Maskenpflicht, um RSV-Infektionen einzudämmen, lehnte Behrens ab: "Ich glaube nicht, dass wir dieses Fass aktuell wieder aufmachen sollten." Auch flächendeckende Kita-Schließungen, um die Kleinsten zu schützen, seien kein Thema. "Darüber denken wir nicht nach."
Situation Österreich
in Österreich gilt fast noch überall die 2G plus Regel: Zutritt ist nur für Personen möglich, die geimpft bzw. genesen sind und einen gültigen PCR Test (max. 48h) vorweisen. So auch in der
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien). Hier haben generell nur noch geimpfte oder genesene Personen, PLUS PCR Test (nicht älter als 48h) zutritt. „Bei fehlender 2G plus Regel bei Begleitpersonen bzw. einem Besucher bei einem unbegleiteten Kind entscheidet der/die verantwortliche Arzt/Ärztin über die Unabweisbarkeit und dementsprechend erfolgt an der ZCT ein Antigen-Test sowie anschließend ein Zutritt mit Schutzkittel und Handschuhen (Befundüberprüfung erfolgt durch den Spezialbereich / Station)“.
"Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass Social-Distancing und Maskentragen vor Infektionen schützen. Eltern mit einem Säugling, insbesondere in den ersten sechs Monaten, sollten größere Menschenmengen möglichst meiden. So kann man das Risiko einer Ansteckung verringern, auch wenn eine Ansteckung dadurch natürlich nicht auszuschließen ist."
Volker Strenger, Kinderarzt und Infektiologe von der Med Uni Graz
Auch im Universitätsklinikum St. Pölten gilt die Maskenpflicht weiterhin. Voraussetzung für den 'Einlass' ist unverändert die 3G-Regelung: Geimpft oder genesen oder getestet (PCR-Test nicht älter als 72 Stunden). „Medizinisch begründete strengere Regelungen sind natürlich weiterhin möglich.“
Fakt ist, dass sich trotzdem auch Krankenhauspersonal infizieren kann (egal womit). Denn ohne weitgreifende geltende Maßnahmen passiert dies oft unterwegs, in der Freizeit und im privaten Umfeld. Auch Patienten im Krankenhaus können sich anstecken, die lasse sich nicht 100-prozentig ausschließen, sagt eine Sprecherin des Fürther Klinikums. Man tue aber sehr viel dafür, dass das nicht passiert.
Es ist nun an der Zeit, endlich entsprechende Maßnahmen einzuführen, um die Menschen zu schützen, egal welchen Alters, egal ob vulnerabel oder nicht, egal vor welchem Virus.
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Studienergebnisse zum Krankheitsverlauf bei Omikron
Aus bislang acht Ländern liegen elf Studienergebnisse - die Mehrzahl noch im Peer-Review-Verfahren - mit realen Daten (real-world data) über den Krankheitsverlauf bei der Omikron-Variante vor. Im Vergleich zur Delta-Variante liegt die Hospitalisierungsrate in diesen Ländern um mehr als die Hälfe niedriger, das Risiko für Intensivaufenthalte und Beatmung ist rund 80% geringer und der Anteil asymptomatischer Verläufe 7 bis 12 mal höher:
Quellen:
sychiatric disorder: retrospective cohort studies of 62 354 COVID-19 cases in the USA
Dennis, Andrea et al.: Multi-organ impairment in low-risk individuals with long COVID (medRxiv, 2020)
Barker-Davies, Robert M. et al.: The Stanford Hall consensus statement for post-COVID-19 rehabilitation (British Journal of Sports Medicine, 2020)
Puntmann, Valentina O. et al.: Outcomes of Cardiovascular Magnetic Resonance Imaging in Patients Recently Recovered From Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) (JAMA Cardiology, 2020)
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