DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦
Zu dem Ergebnis kommt eine Promovendin der Uni Witten/Herdecke – ihre Ergebnisse wurden nun im internationalen Journal „Children“ veröffentlicht.
Kinder- und Jugendärzt:innen spielen als primäre Ansprechpartner:innen zu Gesundheitsthemen eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung von Kindesmisshandlung. Jedoch sind sie oftmals enorm emotional gestresst und in der Folge unsicher, wenn sie erste Anzeichen dafür bemerken. Auffallend ist, dass dieses Phänomen bei jungen wie erfahrenen Ärzt:innen auftritt.
Louisa Thiekötter ist selbst Kinder- und Jugendärztin in Weiterbildung an der Vestischen Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Datteln, einem Kooperationskrankenhaus der Universität Witten/Herdecke (UW/H). In ihrer Promotionsarbeit sammelte sie Daten dazu, wie gestresst Kinderärzt:innen sind, wenn sie womöglich misshandelte Kinder oder Jugendliche untersuchen. „Der Stressgrad, den die befragten Ärztinnen und Ärzte angeben, übersteigt deutlich klassische Notfallsituationen in der Primärversorgung.
Das ist ein Zeichen dafür, dass es hier in der Ausbildung, aber auch in der Bereitstellung von Ressourcen Verbesserungsbedarf gibt“, fasst Thiekötter die Ergebnisse zusammen. „Zwar sind Ärzt:innen grundsätzlich vertraut mit der Kinderschutzleitlinie, doch nicht immer sind die Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung eindeutig als solche einzuordnen“, ergänzt Prof. Dr. med. Oliver Fricke, Co-Autor der daraus entstandenen Publikation. „Auch in der Kommunikation mit Eltern oder Behörden fehlen häufig konkrete, praxistaugliche Prozesse und Informationen zur Umsetzung der Gespräche. Zudem ist der fachliche sowie interdisziplinäre Austausch – zum Beispiel zum eng benachbarten Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie und zur Psychotherapie – ausbaufähig.“
Die Untersuchung wurde vom Berufsverband der Kinder- Jugendärzte unterstützt. Die nun vorliegenden Ergebnisse sollen dazu genutzt werden, die notwendigen Verbesserungen im Umgang mit Stressoren im Kinderschutz anzustoßen und dadurch die fachliche Versorgung in diesem Gebiet weiterzuentwickeln. Insbesondere könnten gesundheitspolitisch veranlasste Änderungen in der Ausbildung der Kinder- und Jugendärzte verstärkt werden, so dass diese für solch belastende Situationen besser ausgebildet werden. Dann könnten auch die bereits bestehenden Gesetze und Leitlinien effektiver greifen.
Alle Ergebnisse sind als Publikation im internationalen Journal „Children“ im Open Access erschienen: https://www.mdpi.com/1892938
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Originalpublikation:
https://www.mdpi.com/1892938
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