DMZ – POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦
Initiative #ProtectTheKids kritisiert fehlerhaften Tagesschau-Text der Journalisten Markus Grill und Christin Latniak
Die Initiative #ProtectTheKids monierte gestern einen fehlerhaften Tagesschau-Online-Beitrag von Markus Grill und Christin Latniak über Luftfilter.
#ProtectTheKids ist eine ehrenamtliche Initiative die sich vehement für die Belange von Kindern in der Pandemie einsetzt, insbesondere für Gesundheit und saubere Luft in Schulen und Kitas. Auch gegen Desinformation im Netz engagiert sich die Gruppe, ganz besonders dann, wenn Leitmedien zu solchen Mitteln greifen. Laut dem Artikel von Markus Grill würden Wissenschaftler kritisieren, dass der Nutzen von Luftfiltern immer noch nicht ausreichend untersucht wurde, was faktisch so unzutreffend ist. „Sehr wohl gibt es evidenzbasierte Nachweise für die Wirksamkeit mobiler Luftfilter“, betont die Initiative #ProtectTheKids.
Markus Grill wiederholt seine bereits in der „Süddeutschen Zeitung“ am 14.10. aufgestellte Falschbehauptungen, dass die Wirksamkeit von mobilen Luftfiltern nicht nachgewiesen sei, gestern in einem Textbeitrag für http://tagesschau.de (parallel auch in leicht abgewandelter Form unter Mitautorenschaft von Berit Uhlmann in der SZ veröffentlicht): https://tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/luftfilter-schulen-corona-105.html…
Nicht erwähnt wird in Grills Text, dass es inzwischen evidenzbasierte Studien aus Italien und Belgien/Niederlande zusätzlich zu den bereits im Herbst vorliegenden Erkenntnissen des CDC in den USA gibt. Auf Twitter hält er so an seiner Behauptung fest, dass die Frage bleibe: „Ist es überhaupt gut, sinnvoll, nützlich, viele Geräte zu haben?“
Auf Twitter verleumdete Grill dazu gestern auch erneut den angesehenen Aerosolforscher Prof. Kähler als angeblich „von den Luftfilterherstellen finanziert“ und wiederholte seine Anwürfe vom vergangenen Herbst. Die Universität der Bundeswehr, an der Kähler lehrt, hatte bereits am 14.10. in einer Gegenstellungnahme Grill über die Grundsätze von Drittelmittelforschung versucht aufzuklären (nachzulesen unter: https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/10/21.html…) – offenbar vergebens.
Deshalb forderte #ProtectTheKids postwendend die Tagesschau und die SZ auf, ihren heutigen, von Grill mitverfassten Beitrag „Luftfilter gegen Corona – Brummen auf hohem Niveau“ entweder zu korrigieren oder vom Netz zu nehmen. Kritik äußert sie auch an Texte, die sich auf der Homepage des Journalisten seit November finden: „Herr Grill täte gut daran, seine Verleumdung von Kähler wie auch uns als „Luftfilter-Lobby“ von seiner Webseite zu löschen“, schreibt die Initiative dazu in einem Twitter-Thread, der unter folgendem Link zu finden ist: https://twitter.com/_ProtectTheKids/status/1579887596993679361…
Mit Blick auf den Text von Grill und den Stil seiner Berichterstattung, wundert es, dass sie hier unter dem Label „Investigativ Recherche“ erscheint. Statt Meinungsmache wäre hier eigentlich zu erwarten, dass Grill auf valide Studien als Belege für seine Thesen hinweisen würde. Stattdessen wird in seinen Artikeln und Tweets lieber vorzugsweise darauf rumherumgeritten, dass angeblich Steuergelder verschwendet würden seien und evidenzbasierte Studien fehlten – obgleich sie außerhalb Deutschlands ja inzwischen bereits zu finden sind.
Viele Studien belegen Wirksamkeit von Luftfiltern in Schulen
Viele Studien sind zu dem Schluss gekommen, dass Luftfilter in Schulen sehr wirksam sind und daher eingesetzt werden müssten. Ihr Fazit: Das einfache Lüften, welches bisher als wirksamste und gleichzeitig auch günstigste Maßnahme für Klassenzimmer propagiert wird, reiche nicht aus.
Kurzes Stoßlüften reicht nicht, um Viruslast wirklich zu reduzieren
So haben unter anderem Wissenschaftler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr das Lüftungskonzept der Kultusminister untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Möglichkeit durch regelmäßiges kurzes Lüften die Viruslast im Klassenzimmer zu reduzieren, stark überschätzt wird.
Wann Lüften sinnvoll ist
Lüften sei physikalisch nur dann sinnvoll, wenn ein großer Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen bestehe oder es tatsächlich ziemlich windig draußen sei, so die Münchner Wissenschaftler. Wenn das nicht der Fall sei, dann würde es sehr lange dauern einen Luftaustausch durchzuführen – 3 bis 5 Minuten seien da längst nicht ausreichend.
Immer wieder Lüften - das Hygiene-Konzept der Kultusminister für Schulen wird im Winter schwierig einzuhalten.
Im Winter ist Dauerlüften keine gute Idee mehr
Zudem sei gerade im Winter Dauerlüften keine gute Option. Dadurch kühlten die Räume zu stark aus und der ständige Durchzug könne auch Erkältungen bei Schüler*innen und Lehrer*innen verursachen.
Im Winter wird Dauerlüften schwierig. Die Räume kühlen zu stark aus und der ständige Durchzug kann auch Erkältungen bei Schüler*innen und Lehrer*innen verursachen.
Raumluftreiniger helfen, die Luft von Viren zu reinigen
Sie empfehlen daher zusätzlich zum Stoßlüften hocheffiziente Raumluftreiniger einzusetzen. Dabei saugt ein Luftreiniger über einen möglichst großen Ventilator die Umgebungsluft an und leitet sie in das Innere des Luftreinigers, wo sie durch Filter gereinigt wird. Danach wird die Luft sauber wieder in den Raum abgegeben.
Ein Luftreiniger saugt die Umgebungsluft an und leitet sie in sein Inneres, wo sie durch Filter gereinigt wird. Danach wird die Luft sauber wieder in den Raum zurück geleitet.
Raumluftreiniger für den Einsatz in Schulen müssen drei Kriterien erfüllen
Raumluftreiniger für Schulen müssen dabei drei Kriterien erfüllen, um die Virenlast im Raum sehr schnell abzubauen:
- Die Geräte müssen so dimensioniert sein, dass sie die Raumluft mindestens sechs mal pro Stunde durchfiltern.
- sie müssen mit HEPA-Filter der Klasse 14 ausgestattet sein. Erst ab dieser Stufe werden die Tröpfchen, die beim Atmen, Sprechen, Singen und Husten erzeugt werden, sicher abgeschieden.
- Natürlich muss das Gerät so geräuscharm arbeiten, dass es den Schulbetrieb nicht stört.
Studie mit vollbesetztem Klassenzimmer
Die meisten Versuche mit Raumluftreinigern fanden bisher mit Dummies statt echten Menschen statt. Wie gut die Geräte in vollen Klassenzimmern funktionieren, in denen bis zu 30 Menschen sitzen, war nicht untersucht worden. Eine Studie der Uni Frankfurt hat diese Lücke geschlossen.
Frankfurter Atmosphärenforscher haben eine Woche lang vier Luftreiniger in einer Schulklasse mit Lehrern und 27 Schüler*innen getestet. Das Ergebnis: 30 Minuten nach dem Anschalten hatte ein Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernt.
Frankfurter Atmosphärenforscher haben die Leistungsfähigkeit von Luftreinigern in einer voll besetzten Schulklasse getestet. Nach 30 Minuten hatte ein Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernt.
Ansteckungsgefahr lässt sich deutlich verringern
Studienleiter Joachim Curtius erklärt, dadurch werde die Ansteckungsgefahr durch eine hoch infektiöse Person im Klassenzimmer, einen Superspreader, sehr deutlich reduziert.
"Deshalb empfehlen wir den Schulen in diesem Winter den Einsatz von HEPA-Luftreinigern mit einem ausreichend hohen Luftdurchsatz."
Joachim Curtius von der Arbeitsgruppe Experimentelle Atmosphärenforschung an der Goethe-Universität Frankfurt
Umweltbundesamt macht Kehrtwende und erkennt Wirksamkeit von Luftreinigern in Schulen an
Mittlerweile hat auch das Umweltbundesamt (UBA) die Wirksamkeit mobiler Luftfiltergeräte bei richtiger Aufstellung und Anwendung in Schulen bestätigt. "Natürlich helfen mobile Luftfilter gegen Viren – wenn es sich um geprüfte Geräte handelt und sie richtig im Klassenraum aufgestellt sind" – so UBA-Sprecher Heinz-Jörn Moriske gegenüber der Zeitung "Handelsblatt".
An der Wirksamkeit von mobilen Luftreinigungsgeräten zweifelt keine der Studien
Festhalten sollte man aber: Keine der Studien zweifelt daran, dass mobile Luftreinigungsgeräte grundsätzlich wirksam sind und bis zu 90% der Aerosole aus der Luft filtern.
Wichtig ist in der Diskussion vor allem: Mobile Luftfilter reduzieren den Lüftungsbedarf in Klassen- und Gruppenräumen auf ein normales Maß – im Winter keine Kleinigkeit. Und alle Studien sprechen davon, dass zusätzlich auch gelüftet werden muss, schon allein zum CO2-Austausch, um Feuchtigkeit abzutransportieren und die Raumluft auszutauschen.
Einige Berichte zur Evidenz von Massnahmen, inkl. Luftfiltern
-
Covid-Schutzmassnahmen an Schulen: Schulleitung beantwortet Fragen besorgter Eltern nicht
-
Lüftungssysteme reduzieren die Übertragung von Covid-19 in Schulen um mehr als 80 Prozent
-
CH: Durchseuchung keine Option für eine breite Allianz zivilgesellschaftlicher Gruppen
-
In den Schulen nehmen die Corona-Infektionen europaweit weiter rasch zu
Ausflugstipps
Unterstützung
Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.
Rezepte
Persönlich - Interviews
Kommentar schreiben