DMZ – TIPPS ¦ Maya West ¦
Für 400 Kiffer in Basel wird demnächst ein Traum wahr: Ab Herbst 2022 können sie ihr Gras ganz legal beziehen. In zehn teilnehmenden Apotheken erhalten sie Cannabis in bester Qualität und dürfen rauchen, was das Zeug hält. Sie sind Teilnehmer eines Pilotprojekts, das die Universität
Basel in Zusammenarbeit mit einem Cannabisunternehmen und dem Gesundheitsdepartment Basel-Stadt durchführt. Das Projekt wird schon seit Jahren vorbereitet und dürfte im Falle eines Erfolgs nicht das letzte dieser Art sein.
Eine veränderte Landschaft
Die Informationen, die in den letzten Monaten auf der Gras-Website Cannaconnection veröffentlicht wurden, zeichnen ein klares Bild: Die Zeiten ändern sich, was Cannabis angeht. Seit vergangenem Oktober ist das Kiffen in Luxemburg legal, als zweites EU-Land folgte im Dezember Malta. Und auch in Deutschland stehen die Zeichen ganz auf Legalisierung. Noch in dieser Legislaturperiode möchte die dortige Bundesregierung dafür sorgen, dass Erwachsene legal kiffen können. Diese Entwicklung geht natürlich auch an der Schweiz nicht spurlos vorüber. Kifferaktivisten, die schon seit Jahren auf die Legalisierung hinarbeiten, haben dadurch Rückenwind bekommen. Und seit einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, die im Mai 2021 in Kraft trat, gibt es endlich einen Rechtsrahmen für ihr Lieblingsprojekt: Die kontrollierte Abgabe von Gras zur privaten Nutzung in Pilotprojekten.
Was lange währt, wird endlich gut
Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit 2016. Schon damals arbeitete die Universität Basel ein Konzept für die Studie aus und warb bei der Politik für den Vorschlag. Es sollte aber noch fünf lange Jahre dauern, bis die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen wurden. Derzeit wird die Rekrutierung der Probanden im August vorbereitet. Und bei der Pure Holding AG, die als Lieferant am Projekt teilnimmt, werden vermutlich gerade die ersten Setzlinge gepflanzt, die im September das Cannabis für die Studie liefern sollen. Die Studienteilnehmer können aus dem Vollen schöpfen: Sie haben in der Apotheke die Wahl zwischen vier verschiedenen Marihuana-Sorten und zwei Haschisch-Sorten mit unterschiedlichem THC-Gehalt. Alles davon wird in der Schweiz angebaut, und zwar in Bio-Qualität. Die Kosten für den Stoff liegen für die Teilnehmer zwischen sechs und zwölf Franken pro Gramm und orientiert sich damit an den Preisen, die auf der Straße üblich sind.
Das erhoffen sich die Macher
Ungewöhnlich ist bei diesem Pilotprojekt, dass die Teilnehmer wissenschaftlich begleitet werden. Ihr Gesundheitszustand wird über den gesamten Versuchszeitraum beobachtet. Dabei werden sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit berücksichtigt. Ausserdem möchten die Wissenschaftler herausfinden, wie sich die Legalisierung auf das Konsumverhalten auswirkt. Die Erkenntnisse sollen dazu dienen, eine Grundlage für die Entscheidung zu liefern, ob Cannabis irgendwann einmal komplett legalisiert wird. Solche Daten wurden in anderen Ländern, die sich für die Legalisierung entschieden haben, nicht erhoben. Dort waren neben Änderungen bei der öffentlichen Meinung vor allem wirtschaftliche Überlegungen und die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Cannabis-Verbots ausschlaggebend. Erstmals soll nun auch eine datenbasierte Bewertung von gesundheitlichen Veränderungen durch die Legalisierung erfolgen. Wenn sich die kontrollierte Abgabe bei den Teilnehmern als unbedenklich erweist, sollen Pilotprojekte in anderen Grossstädten der Schweiz folgen. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zur endgültigen Legalisierung.
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