DMZ – WIRTSCHAFT ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Das neue Jahr ist kurz und gleich die erste ärgerliche Meldung in den Medien. Aus einer dpa-Umfrage unter “Experten” wird die Forderung nach Änderung der Geldpolitik postuliert. Schön, dass dpa Volkswirte der Banken befragt. Die haben nebenbei bemerkt ein hohes Interesse an Zinsanhebungen, da der Niedrigzins ihr Geschäftsmodell nahezu eliminiert hat. Mag trotzdem sein, dass diese “Experten” eine unabhängige Meinung äußern. Ich würde sie gerne dazu befragen, wie denn Zinsanhebungen dämpfend auf Importpreise für Energie sowie ausgefallene Lieferketten wirken sollen? So mal ganz direkt nachgehakt?
Ich bleibe dabei: Wir stehen vor einer Stagflation: https://dirkspecht.de/…/nicht-inflation-sondern…/ und https://dirkspecht.de/…/wir-stehen-vor-einer…/ Dass die Inflation hoch bleiben wird, ist nicht schwer vorher zu sagen. Zugleich wird das Wachstum aber niedrig bleiben. Viele Unternehmen können gar nicht ausreichend produzieren, viele können die höheren Beschaffungspreise nicht weiter geben. Energie- und Rohstoffpreise werden hoch bleiben – bei zugleich anhaltender Knappheit.
Es wäre vielleicht mal an der Tagesordnung, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen und dann über Mittel zu sprechen, wie man da ansetzen kann. Ob das Zinsanhebungen sind, bezweifle ich sehr. Das Thema wird ernst werden. Wir müssen sowohl Verbraucher vor unbezahlbaren Preisen für Energie und Waren des täglichen Bedarfs schützen, aber auch sehr auf die Unternehmen achten, die dadurch in Bedrängnis kommen können.
Das Thema lässt sich nicht mit der Schablone deutsch/österreichischer VWL aus den 80ern lösen. Es könnte gerade in Europa schwierig werden und sollte bei den Finanz- und Wirtschaftsministern Agendapunkt Nummer 1 sein. Wir sehen hier wirtschaftspolitisch und damit auch gesellschaftlich die vermutlich relevanteste Folge von Corona. Das Problem wird nicht schnell verschwinden, zumal auch Corona nicht weg ist. Es bedarf einer gesamteuropäischen Lösung und die dürfte eher mehr als weniger geldpolitische Stimulation erfordern. Die bisherigen Wege sind dafür aber vermutlich zu breit, die Unterstützung muss gezielter kommen. Darüber ist zu sprechen und nicht über Holzhammer-Methoden aus einem anderen Jahrtausend.
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