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Fake-News-Organisationen als Geschäftsmodell

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN  ¦ AA ¦                            

KOMMENTAR

 

Es ist seit Beginn der Pandemie zu beobachten, wie Leute, die vorher in anderen diffusen Organisationen (Esoterik und Homöopathie-Ecke, braune Aktivisten, Vaterlandskämpfer, aufrechte Bürger uvm.) tätig waren, die Pandemie-Verleugnung als neues Geschäftsmodell entdeckt haben. So stossen sich eine Reihe von erklärten Fake-News-Verbreitern und Fake-News-Produzenten-Gruppierungen extrem gesund an Spenden ihrer blinden Gefolgschaft, bis jetzt! Denn plötzlich macht sich in den eigenen Reihen auch Widerstand breit, da man allgemein realisiert, dass keine Transparenz herrscht über Spendengelder, Merchandisingeinnahmen -  und vor allem für die "führenden" Mitglieder von solchen Geldern profitieren. So ist es für viele "Führer" gar zur Hauptbeschäftigung geworden zu hetzen, provozieren oder Falschinformationen und Fake-News generell zu verbreiten. Da muss man keiner anderen geregelten Arbeit mehr nachgehen. Das gefällt längst nicht mehr allen "Widerstandskämpferinnen und -kämpfern." Höchste Zeit!

 

Diese "Organisationen" melden sich auch meist als Vereine oder gemeinnützige Organisationen an, um Steuerzahlungen vorzubeugen. Das Ganze hat also im Prinzip nur einen Zweck, der nicht weiter erläutert werden muss.

Auf Websites dieser "Geldmaschinen" wird sogar mitgeteilt, wie man als "Kunde" den Staat austrickst. Wieso es Leute gibt, die solchen "Organisationen" trotzdem noch vertrauen, hat offensichtlich nur noch mit der Intelligenzfrage zu tun. 

 

"WICHTIG: ‍Bitte bestellt jeweils immer 1 Hoodie! Ab 2 oder mehr wird eine teure MWST verrechnet! Diese könnt ihr auf diese Art umgehen. Die Versandkosten liegen weit unter dieser MWST. (Mass-Voll)"

 

Getarnt als Widerstandskämpfer

Der Ausdruck Widerstandskämpfer bezeichnet im Übrigen einen oder mehrere Menschen, die sich meist kollektiv in Widerstandsbewegungen gegen eine bestimmte, meist politische Macht engagieren. Dies können Regierungen, Kolonialmächte, Aggressoren, Besatzungsmächte oder aber auch ganz allgemein fremdes Militär, Sicherheits- und Polizeikräfte und andere bewaffnete Gruppierungen wie Nationalgarde, Land- oder Bürgerwehr sein.

 

Der Widerstandskampf kann dabei gewaltfrei, passiv, militant oder bewaffnet sein. Richtet sich das Handeln eines Widerstandskämpfers gegen Sachen, spricht man auch von Sabotage. Dies ist in vielen Ländern bei den Massnahmegegnerorganisationen gegeben. Man macht sich also als Gruppierung bewusst strafbar. Der Übergang vom zivilen Ungehorsam zum militanten Widerstand ist denn auch fliessend, da unter Militanz meist das bewusste Brechen von Gesetzen verstanden wird. Solche Gruppierungen werden immer noch toleriert und es wird gerne damit argumentiert, dass eine Demokratie andere Meinungen auch verkraften müsse. Aber mit eigener Meinung und Demokratie hat Widerstand, Sabotage, Körperverletzung und andere Gesetzesbrüche nichts mehr zu tun. Gar nichts!

 

Oberste Eskalationsstufe des militanten Widerstandes ist der bewaffnete Widerstand. Natürlich sind diese Leute nur solche, die sich selbst als Widerstandskämpfer bezeichnen und somit von der Mehrheit der Bevölkerung rigoros abgelehnt werden. Natürlich fehlt es den "Führern" auch hier an Gespür, um dies auch so festzustellen. Denn nur allzu gerne sehen diese Exponenten sich in der Heldenrolle. Was die "Widerstandsidee" noch peinlicher ausstaffiert.

 

Abkassieren im grossen Stil mit Falschinformationen

 

Gängige (und mehrfach widerlegte) Falschinformationen

  • ­­­Die Corona-Massnahmen verselbständigen sich mehr und mehr
  • Es gibt keine gesetzliche Grundlage für Massnahmen
  • Impfpflicht
  • Regierung verbreitet Falschinformation und Propaganda
  • Zertifikatspflicht kostet Beizen 17 Prozent Umsatz
  • Machtmissbrauch
  • Impfungen sind giftig
  • Überwachungsstaat
  • Verletzte Grundrechte
  • Massenüberwachung
  • Diskriminierung
  • Virus existiert nicht
  • Masken sind schädlich
  • Spaltung der Gesellschaft (obschon nur von diesen "Bewegungen" provoziert)

 

Organisationen, die herausstechen mit Spendeaufrufen und Verbreitung von Falschinformationen

 

Parteien

Auch Parteien wie die SVP, AfD kokettieren mit der Leugnung von Corona oder mit Massnahmenkritikern. Die sozialen Medien sind das wichtigste Kommunikationsmittel der AfD und SVP. Doch mit Corona-Themen können hier beide schlecht punkten. Ein Informant hat der «Rundschau» einen Stapel Austrittsbriefe an die SVP zugespielt. Austrittsgrund in fast allen Briefen: Die Coronapolitik der Partei. Genau so sieht es auch bei der AfD aus. Und nicht nur deshalb, sondern auch, weil die jeweiligen Spenderinnen und Spender ihre Spendengelder falsch eingesetzt sehen. Die Transparenz fehlt gänzlich.

 

«Keine Lösungen, nur Polemik», schreibt ein Parteimitglied, das der SVP nach «vielen Jahren» den Rücken kehrt. Ein anderes Mitglied schreibt, «der absurde Widerstand gegen die Zertifikatspflicht» habe für ihn das Fass zum Überlaufen gebracht. Gemäss dem Informanten sind alleine dieses Jahr «Hunderte» aus der SVP ausgetreten.

Lange galten die Sozialen Medien als eine Art Allzweckwaffe der beiden rechten Parteien. Auf Facebook, Twitter und Co. schafften sich die Rechten eine Parallelöffentlichkeit. Sie machten gegen die Regierung und etablierte Medien Stimmung – und konnten gleichzeitig unwidersprochen ihre Botschaften verbreiten. Von den Reichweiten, die die beiden Parteien im Netz erzielten, konnten andere Parteien nur träumen. Dies hat sich extrem gewandelt. Dank Corona.

 

Verschwörungsgläubige Menschen sind nicht kritisch

Es sind nicht die Menschen kritisch, die an Verschwörungstheorien glauben, sondern genau diejenigen, die von Verschwörungstheoretikern gerne als Schlafschafe und mainstreamgesteuert bezeichnet werden. Nicht die Verschwörungstheoretiker hinterfragen und bemühen Quellen, sondern die gechippte Herde. 

Wer an Verschwörungen glaubt, denkt tendenziell weniger kritisch - eine neue Studie zeigt diese neue Facette  auf. Verschwörungsgläubige Menschen sehen sich selbst als sehr kritisch denkende Personen - was aber eben genau nicht zutrifft.

 

Gefühlter Kontrollverlust und Misstrauen gegenüber der Politik scheinen bei manchen durch die Corona-Pandemie verstärkt worden zu sein. Verschwörungstheorien sind deshalb aber nicht erst im aktuellen Zeitalter von Social Media und Fake News Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung geworden. Bereits Popper setzte sich mit ihnen auseinander; seine Definition lautete: Eine solche "Theorie behauptet, dass die Erklärung eines sozialen Phänomens in dem Nachweis besteht, dass gewisse Menschen oder Gruppen an dem Eintreten dieses Ereignisses interessiert waren und dass sie konspiriert haben, um es herbeizuführen."

(Popper 1992 [1957]), 112). 

 

Verschwörungstheorien werden nicht deshalb geglaubt, weil sie rational und kognitiv überzeugend wären, sondern weil sie u. a. dazu beitragen, das eigene Weltbild zu festigen (Salzborn 2017); sie erfüllen also spezifische individuelle Bedürfnisse. Dementsprechend werden ihnen verschiedene Funktionen attestiert, die anscheinend in Gegenwartsgesellschaften weiterhin von besonderer Bedeutsamkeit sind, wird die hohe Anzahl und Verbreitung verschiedener zirkulierender Verschwörungstheorien betrachtet (u. a. 9/11-Verschwörungstheorien, Leugnung der Mondlandung, Reichsbürgerbewegung, Chemtrails). Ähnlich verhält es sich bei den ewig vorgekauten Falschmeldungen ihrer "Gurus". Aber wie bereits erwähnt - hier tut sich endlich etwas und nicht mehr alle lassen sich hinters Licht führen.

 

Distanzierung von Verschwörergruppierungen

Nun als wird spürbar immer stärker auch von "Mitgliedern" Kritik gegen deren Führung geübt: "Ihr wollt doch eigentlich nur unsere Kohle", "Jetzt bekämpfen sich die Deppen schon gegenseitig.", Geht es euch eigentlich nur noch um Geld einkassieren?" und ähnliche Beiträge und Kommentare sind in den einschlägigen Telegramgruppen dieser "Organisationen" immer mehr anzutreffen.

 

Die Diskussion ist lanciert - mal sehen, wie lange sich die Leute noch von solchen Gurus blenden lassen.


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