Nur für die Personen, die der Meinung sind "Pflegen kann jeder"

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Markus Golla ¦   

KOMMENTAR

Nur für die Personen, die der Meinung sind "Pflegen kann jeder", "Die Verantwortung ist in der Pflege nicht so hoch" oder "Wir können ja auch problemlos Langzeitarbeitslose oder Menschen, die sich mit Lernen schwer tun, in die Pflege stecken."

Pflege ist nicht nur Funktionspflege (Waschen, Füttern (sic!), Hintern putzen (sic!),...), sondern eine hoch komplexe Angelegenheit die aus einer Mischung aus Medizin, Physiotherapie, Psychologie, etc. besteht. Ja wir maßen uns nicht an medizinische Diagnosen zu stellen oder eine Therapie zu verschreiben, aber wer die Krankheit nicht versteht, die Parameter zu gewissen Phänomenen nicht kennt, Notfallszenarien, Druckabfälle, psychologisch auffällige Reaktionen nicht versteht, keine Ahnung von Pharmakologie hat, Familiensysteme nicht erfasst, die Ängste von (pflegenden) Angehörigen und PatientInnen nicht erkennt, der hat auch in der professionellen hoch ausgebildeten Pflege nichts zu suchen.

Wer ist denn nach der Visite immer durchgehend für den/die PatientIn da?

Wer mobilisiert den nach der kurzen Therapieeinheit mit dem/der PhysiotherapeutIn den/die PatientIn, wenn sie/er im Anschluss aufstehen will und achtet hier auf die richtigen Bewegungen?

Wer achtet 24 Stunden auf Veränderungen des PatientInnenzustandes?

Richtig: DIE PFLEGE

Die Pflegeinitiative.ch ist in der Schweiz eine tolle Initiative. Leider machen wir in Österreich immer nur auf den Pflegemangel, die Überlastung oder die Bezahlung aufmerksam, aber nicht auf den Weg, den wir zu diesem Beruf gehen oder das Essentielle, für das wir ausgebildet wurden und warum wir uns für diesen Weg entschieden haben. Wir sind nicht PflegeexpertInnen geworden um reine Funktionspflege (sic!) zu machen, wir sind nicht PflegerInnen geworden, um vom Nachtkastlputzen, Zimmerservice, Schreibkraft bis hin zum Kaffeeservice der kompletten Krankenhausbelegung alles zu übernehmen.

Wir wollen professionelle Pflege als unseren Hauptfokus haben, der den Menschen ganzheitlich in den Fokus stellt und hier bedarf es einer guten hochwertigen Ausbildung und guten Rahmenbedingungen.

Wir sollten weltweit gemeinsam auf das IMMER und IMMER wieder aufmerksam machen, auch wenn wir müde oder es leid sind.