DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Dirk Specht ¦
KOMMENTAR
Es ist gänzlich inakzeptabel, wie einige Mediziner mit Zahlen und Risiken für Kinder hantieren. Seit einem Jahr hören wir insbesondere von zwei Verbänden, DGKJ und BVKJ sowie einzelnen Kinderärzten unerträgliche Beschwichtigungen. Unterstützt wurde das durch unhaltbare „Studien“ zum Geschehen in Kitas und Schulen – die berühmten „keine Treiber“-Papiere.
Vor allem im letzten Jahr wurde das Geschehen in und um Schulen vor allem kaum getestet, weshalb diese Aussagen sich auf angeblich niedrige Zahlen stützen konnten. Der aktuelle Lagebericht des RKI – siehe folgendes Bild – zeigt aber, welchen Sprengstoff selbst diese verkürzten Daten eigentlich beinhalten: Demnach sind nämlich von den Infizierten Kindern 1% ins Krankenhaus gekommen und 2,4 pro 100.000 sogar verstorben. Das sind für unseren Nachwuchs dramatische Zahlen, denn das lässt nicht nur auf schwere Verläufe, sondern auch auf viele LongCovid-Fälle schließen.
Wie man bei diesen Zahlen als Mediziner auf die geringe Fallzahl schauen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar. Natürlich stimmt die Fallzahl nicht, gerade bei Kindern und Jugendlichen ist die Dunkelziffer erheblich, weshalb auch die genannten Quoten so nicht stimmen. Aber ich kann als Mediziner kaum mit der Fallzahl argumentieren, diese also als zutreffend ansehen und dann diese Quoten ignorieren. Mindestens wäre eine Warnung vor der Gefährlichkeit angezeigt gewesen!
Nun hat aber bekanntlich das RKI dem Thema zuletzt mehr Aufmerksamkeit gewidmet, dazu eigene Studien gemacht und der sowohl wissenschaftliche als auch gesellschaftliche Druck ist gewachsen, das Geschehen bei Kindern und Jugendlichen nun besser zu erfassen. Dadurch ist die Testmenge endlich wenigstens auf demselben Niveau wie das der Erwachsenen angekommen. Wir erleben also Jahr zwei einer Pandemie und wir widmen unserem Nachwuchs erstmals dieselbe Aufmerksamkeit wie dem Rest der Gesellschaft.
Das führt seitens der genannten Verbände zu einer aberwitzigen Reaktion: Hier wird anhand eines komplett unhaltbaren statistischen Arguments einfach nur behauptet, das Geschehen bei Kindern und Jugendlichen sei nicht überproportional. Immerhin kassiert man damit stillschweigend die bisherige These, führt aber gegen die halt doch überproportionalen Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen sowie in der Elterngeneration mal wieder das gerne genutzte Argument der Testmenge an. Als Vergleich nimmt man die Testmenge vom Jahresanfang und behauptet, deshalb würden die Daten nun überzeichnet?
Das hat jetzt Wodarg-Niveau! Zunächst sind Daten mit unterschiedlicher Teststrategie von KW06 mit KW12 schlicht unvergleichbar. Zweitens gilt nach wie vor bei einer opportunistischen Teststrategie, dass mehr Tests die Genauigkeit der Testergebnisse erhöhen und drittens ist klar, dass bei einer proportionalen Testmenge über verschiedene Gruppen die Ergebnisse sehr wohl vergleichbar sind. Das bedeutet: Wir haben bei Schulen und Elterngeneration überproportionales Geschehen. Das kann man in einem sehr praktischen Tool, welches die RKI-Daten in Altersgruppen unterteilt, sehr schön und täglich aktuell nachvollziehen: https://semohr.github.io/risikogebiete_deutschland/.
Wie das Geschehen an Kitas und Schulden im vergangenen Jahr tatsächlich war, wird vermutlich erst die nachträgliche Forschung wirklich ergeben. Die nun besseren Testungen zeigen jedenfalls, dass wir in der Generation des Nachwuchses sowie bei deren Eltern momentan Schwerpunkte haben – und das sollte für eine einigermaßen gesunde Gesellschaft nun wirklich ein Alarmsignal sein. Wir erleben gerade eine Ausbreitung in exakt den Teilen unserer Gesellschaft, die nach hoffentlich noch existierenden Wertvorstellungen den allerhöchsten Schutz erwarten darf!
Was in dem Zusammenhang besonders bedenklich stimmt: Diese „Verjüngung“ der betroffenen Personenkreise findet sich zunehmend in den Krankenhäusern wieder. Die Datenlage ist noch nicht ganz klar, aber Berichte aus einzelnen Häusern sowie von Intensivmedizinern sprechen von deutlich jüngeren Patienten, auch unter Beatmung. Hier nur eine Auswahl:
Dabei zeigen die Berichte grundsätzlich eher zwei Schwerpunktgruppen, nämlich Personen aus der noch nicht geimpften Hochrisikogruppe über 70 Jahre und solchen aus der Altersgruppe der Eltern von Schulkindern um 40 Jahre. Der offiziell genannte Durchschnittswert von etwas über 60 Jahre könnte demnach ein falsches Bild ergeben!
Mit Blick auf die verfügbaren Gesamtdaten ist leider festzustellen, dass die Hospitalisierungen trotz der Impfungen in den zuvor am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen nicht abgenommen haben. Vielmehr folgen die DIVI-Daten bis zur Beatmung sehr ähnlichen Mustern wie im letzten Jahr. Die Intensivmediziner sprechen zudem unverändert von 50% Sterbequote unter der Beatmung.
Da die im letzten Jahr einen Großteil der klinischen Daten ausmachende Gruppe der Ü80 inzwischen eine recht hohe Impfquote aufweist, kann diese Entwicklung nur zwei mögliche Erklärungen haben: Entweder ist uns unter B117 die Dunkelziffer komplett enteilt, so dass wir tatsächlich weit mehr Infizierte haben oder diese Mutation ist eben doch biologisch gefährlicher. Die meisten Stimmen gelten der zweiten These und das sollte mit der oben genannten Feststellung der Gefährdung unseres Nachwuchses bzw. der jungen Eltern nun endgültig jede Frage verstummen lassen, ob wir jetzt tatsächlich Maßnahmen zur Eindämmung benötigen.
Wir wissen aus Ländern wie Brasilien, Südafrika sowie Indien, dass die Evolution bei jüngeren Populationen einen Selektionsdruck auf Mutationen ausübt, die für jüngere Organismen biologisch gefährlicher sind. Entsprechende Bilder von Säuglingen und Kindern unter Beatmung, einer hohen Quote von jüngeren Sterbefällen sowie LongCovid-Fällen bis zu Kindern, sind auch bei uns zu erwarten, wenn wir diese hohen Inzidenzen zulassen.
Erste Fälle sind bei uns bereits bekannt, die Daten aus der o.g. Tabelle sind möglicherweise von den Quoten her nicht so dramatisch gewesen, aber 825 Kinder in Krankenhäusern sind auch keine kleine Zahl und es sieht so aus, dass die auch bei uns unter B117 bereits steigen.
Das dürfte erst der Anfang sein, es gibt keinerlei Grund, Entwicklungen wie in Brasilien auszuschließen. Die Narrative von „harmlosen Infektionen“ bei Jüngeren müssen enden, alle „mit dem Virus leben“-Strategien, die letztlich so etwas wie Teildurchseuchungen bedeuten, sind ein inakzeptables biologisches Experiment mit den besonders schutzbedürftigen Teilen unserer Bevölkerung. Auf viele Mediziner dürfen wir nicht hören, bei einer Zoonose, die ihren evolutionären Weg im Menschen gerade erst begonnen hat, gilt es nicht, über Jahrzehnte Immunsysteme zu trainieren und abzuwarten, wer übrig bleibt. Das ist Mittelalter, das wäre ein Weg, wenn Wissenschaft und Technologie keine Alternativen böten!
Denn diese Daten legen erneut nah, dass die Risiken einer Covid-19-Infektion für JEDEN bedeutend höher sind, als die einer Impfung mit welchem Wirkstoff auch immer. Das bezieht Kinder ausdrücklich ein. Daher kann es für eine einigermaßen klar denkende Gesellschaft, die noch so etwas wie ihre biologischen Wurzeln besitzt, nur eines geben: Herdenimmunität durch Impfungen für alle. Bis dahin Schutz für alle durch Eindämmungsmaßnahmen.
Es gibt keine ungefährdeten Bevölkerungsgruppen und es gibt daher auch keine Interessenkonflikte. Vor allem signalisieren diese Nachrichten eindrucksvoll den Bedarf von Impfstoffen auch für Kinder. Die entsprechenden Studien laufen, aber bisher sprechen wir vom Jahresende oder dem ersten Quartal 2022 bis zur Verfügbarkeit.
Ich weiß nicht, ob wir in der Geschichte der Menschheit ein Zeitalter identifizieren können, in dem Homo Sapiens dermaßen verantwortungslos mit seinem Nachwuchs umgegangen ist!
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