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"Maybrit Illner" - Medien und ihre Fehler in der Berichterstattung während der Pandemie

DMZ – MEDIEN ¦ Sarah Koller ¦                 

KOMMENTAR

 

Die Sendung "Maybrit Illner" hat einmal mehr die drängenden Fragen der Pandemiezeit aufgegriffen, doch anstatt Antworten zu liefern, verdeutlicht sie die wiederkehrenden Schwächen der Medienlandschaft. Es ist ein alarmierendes Muster, dass prominente Persönlichkeiten wie Jan Josef Liefers eingeladen werden, um über komplexe gesellschaftliche Themen zu sprechen, obwohl ihre Expertise fragwürdig ist und ihre Ansichten polarisierend wirken können.

 

Ein Hauptproblem ist das Phänomen des "false balance", bei dem kontroverse Ansichten als gleichwertig präsentiert werden, obwohl wissenschaftlich fundierte Konsensmeinungen existieren. Christian Drosten, ein führender Virologe, kritisierte dies in der Sendung deutlich. Er bemängelte, dass die Medien oft den Eindruck vermitteln, als ob es zwischen etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen und kontroversen Minderheitsmeinungen keinen klaren Unterschied gebe. Dies führt zu einer Verwirrung in der Bevölkerung und einer Untergrabung des Vertrauens in wissenschaftliche Fakten.

 

Ein weiteres Problem ist die Einladung von Gästen wie Jan Josef Liefers, die sich vehement gegen Impfungen und andere notwendige Maßnahmen aussprechen. Solche Persönlichkeiten können einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinung haben, auch wenn ihre Standpunkte nicht durch wissenschaftliche Evidenz gestützt sind. Dieser "Celebrity-Effekt" verstärkt oft irrationale Ängste und Zweifel, die die Pandemiebekämpfung behindern können.

 

Ein besonders gravierender Fehler der Medien war auch die unzureichende Aufarbeitung von Fehlern in der Berichterstattung während der frühen Phasen der Pandemie. Statt sich auf sensationelle Schlagzeilen zu konzentrieren, hätten Journalisten die Verantwortung gehabt, klare und präzise Informationen zu liefern. Die Sensationslust und die schnelle Verbreitung unüberprüfter Informationen haben das Vertrauen in die Medienlandschaft stark beschädigt.

 

Zudem hat die Berichterstattung oft die Komplexität der wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht angemessen vermittelt. Die nuancierten Diskussionen über Effektivität und Risiken von Maßnahmen wie Schulschließungen oder Impfpflicht wurden häufig auf vereinfachte Narrative reduziert, die nicht der Realität entsprechen. Dies trägt zur weiteren Polarisierung in der Gesellschaft bei und erschwert eine sachliche Diskussion über notwendige Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

 

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Medien eine entscheidende Rolle in der Informationsvermittlung während Krisenzeiten spielen. Ihre Verantwortung reicht jedoch weit über die reine Berichterstattung hinaus. Sie müssen sorgfältig darauf achten, welche Stimmen sie in ihre Sendungen einladen und wie sie komplexe Themen erklären. Nur so können sie dazu beitragen, Vertrauen zurückzugewinnen und eine informierte öffentliche Debatte zu fördern, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und nicht auf fragwürdigen persönlichen Meinungen.


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