Die älteste Standseilbahn der Schweiz

DMZ – KULTUR ¦ Patricia Jungo ¦                                          

Mit seinen hundert Jahren ist das Funiculaire von Freiburg zwar nicht mehr das Jüngste; von seiner Anziehungskraft ist jedoch gar nichts verloren gegangen. Das „Funi“, die älteste Standseilbahn der Schweiz, nimmt es locker mit den anderen Sehenswürdigkeiten der Zähringerstadt auf.

Will man vom Stadtzentrum eben gerade diese Sehenswürdigkeiten geniessen, bietet sich das Funi auf rund 120 Metern für eine Fahrt an, die den Besucher innert zwei Minuten in eine andere Zeit entführt und ihm einen wunderschönen Blick auf die Altstadt sowie den Lauf der Saane gewährt. Das Funiculaire verbindet aber weit mehr als die obere Stadt mit der unteren; es ist wie ein Bindeglied zwischen den Zeiten. Kinder wird die Fahrt mit der altmodischen Seilbahn und dem Rattern der Zahnräder besonders faszinieren. Aber das Funi hält noch mehr Überraschungen bereit: Die Fahrt mit der nostalgischen Bahn generiert weder Abgase noch benötigt man dafür Strom; sie läuft allein mit Wasserantrieb.

Das grün bemalte Bähnchen ist die letzte Seilbahn mit Antriebsballast aus einem Wassertank. Man benutzt das städtische Abwasser dazu. Auch darin ist das „Funi“ einzigartig. Wenn einer der zwei Wagen bei der Bergstation ankommt, laufen über 2 Tonnen Abwasser in dessen Tank. Zur gleichen Zeit entleert sich der Tank des Wagens, der sich in der Talstation befindet. Nun ist das obere Fahrzeug so schwer, dass es genug Kraft hat, das untere hochzuziehen. Die Höhendifferenz von 60 m wird also auf ökologische Weise überwunden. Natürlich kann sich beim Bewundern der idyllischen Altstadt auf der Fahrt auch mal ein weniger romantisches Düftchen in den Fahrtwind mischen. Das gehört einfach dazu. Seit 1899 fährt das treue „Funi“ unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit brav von der Unterstadt zum Stadtzentrum hoch und runter. Das nun öffentliche Verkehrsmittel hat seinen Platz als nationales Kulturgut mehr als verdient.