DMZ - SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦
Ist man mit über 50 auf Stellensuche, machen einem die vielen Vorurteile schwer zu schaffen: Überqualifiziert, zu teuer, unflexibel sind die häufigsten davon. Im Schweizer Sozialsystem fühlen sich die Alterslangzeitarbeitslosen gefangen und von Altersarmut stark bedroht.
Politiker und Medien nutzen zurzeit oft den Begriff der Altersdiskriminierung, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erlangen oder sich zu profilieren. Um das Thema kreisen nur negative Schlagzeilen und dies seit Jahren. Gemäss Feststellungen des Schweizerischen
Arbeitnehmerverbandes 50Plus/SAVE 50Plus ist es bei Beratungen sehr oft so, dass vor allem die älteren Stellensuchenden zunehmend verunsichert sind und sich oft auch gleich selbst stigmatisieren und schon davon ausgehen, keine Chance mehr zu bekommen. Sie fühlen sich klar diskriminiert. Ihnen wird auch suggeriert, dass Altersdiskriminierung der Grund für die Schwierigkeiten bei der Stellensuche ist.
Dabei wird vergessen, die Gegebenheiten des modernen Arbeitsmarktes in Betracht zu ziehen. Die meisten denken, sie seien zu teuer wegen der hohen Pensionskassenbeiträge und glauben, die Lösung wären gleiche Beitragsprozente. Diese würden somit das Ende der Altersdiskriminierung und den Beginn von Chancengleichheit bedeuten. Leider liegen sie mit dieser Meinung falsch. Es ist zu einfach, allein die Pensionskassenbeiträge für alles verantwortlich zu machen. Auch jüngere Menschen begegnen Problemen bei der Stellensuche; z.B. den Mangel an Erfahrung. Bringt man alles mit den höheren Sozialabgaben in Zusammenhang, lenkt man von anderen Faktoren ab, die wichtiger und schneller zu lösen wären.
Ein neues, zwar gut gemeintes Altersdiskriminierungsgesetz würde wenig helfen und die 50Plus-Generation würde sich damit nur selbst stigmatisieren und unattraktiv auf Arbeitgeber wirken. Eine positive Wirkung auf die Stellenfindung wäre kaum zu beobachten. Den Stellensuchenden über 50 hilft es auch kaum, die Schuldigen zu suchen, dafür geht nur wertvolle Zeit verloren. Um nicht in der Opferrolle zu verharren und falsche Signale zu setzen und somit die Chancen zur Stellenfindung noch zu vermindern, braucht es ein rasches Umdenken bei den Betroffenen, damit sie neue Chancen rasch erkennen und nutzen können. Sie müssen die Bereitschaft zeigen, selbstbewusst auf den Arbeitsmarkt zuzugehen. Anstatt sich wertlos zu fühlen, müssen die über 50-jährigen Stellensuchenden lernen, die Entscheidungsträger in der Schweizer Wirtschaft positiv zu beeindrucken. Erfahrungsbasierte Kompetenzen werden im Arbeitsmarkt zunehmend gebraucht und die 50Plus-Generation muss sich ihrer Vorbildfunktion bewusst werden.
Und die von Arbeitslosigkeit betroffenen älteren Stellensuchenden brauchen zusätzliche professionelle Unterstützung, um zu lernen, sich besser zu verkaufen. Laut Aussage des Geschäftsführers des des Arbeitnehmerverbandes 50Plus/SAVE 50Plus Schweiz ist bereits ein leichter Trend zum Umdenken spürbar. Die Nachfrage von Arbeitgebern, die explizit eine ältere Arbeitskraft bevorzugen, ist steigend. Es braucht also keinen Schutz, aber wirkliche Chancen.
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