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Alter und Krankheit treiben die Sozialausgaben in die Höhe

DMZ - SOZIALES ¦

 

Gemäss dem dritten statistischen Sozialbericht Schweiz nimmt sowohl die Langzeiterwerbslosigkeit als auch die Zahl der Einelternhaushalte zu. Bei einem moderaten Wirtschaftswachstum ist die Armutsquote gestiegen, während sich die Sozialhilfequote kaum verändert hat. Parallel zur Zunahme der Bevölkerung ab 65 Jahren haben sich auch die Sozialausgaben für Alter und Krankheit erhöht. Soweit einige Ergebnisse der Ausgabe 2019 des statistischen Sozialberichts Schweiz, der vom Bundesamt für Statistik (BFS) alle vier Jahre veröffentlicht wird.

 

Zwischen 1996 und 2017 verlief die Konjunktur in längeren Aufschwung- und kurzen Abschwung-phasen. Die Ungleichheiten bei der Einkommensverteilung haben sich kaum verändert. Die Erwerbslosenquote gemäss Definition des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) ist zwischen 2001 und 2003 sowie zwischen 2008 und 2010 stark gestiegen. Seit 2013 hat sie sich stabilisiert und lag im Jahr 2018 bei 4,7%. Die Langzeitarbeitslosigkeit nimmt seit einigen Jahren tendenziell zu, wobei ältere Arbeitnehmende stärker betroffen sind.

 

Diese Entwicklungen gehen mit einem demografischen Wachstum einher. Die Einwohnerzahl der Schweiz ist von 1996 bis 2017 um 19,8% auf 8,5 Millionen gestiegen. Die Zahl der älteren Menschen steigt stetig, wobei die Alterung der Bevölkerung durch die Zunahme der mehrheitlich jüngeren ausländischen Wohnbevölkerung verlangsamt wird. 2017 kamen bei den Schweizerinnen und Schweizern 37 ältere Menschen (ab 65 Jahren) auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre). In der ausländischen Bevölkerung entsprach dieses Verhältnis 11 zu 100.

 

Die Zusammensetzung der Haushalte hat sich in den letzten Jahren ebenfalls verändert. Obwohl Einelternhaushalte im Jahr 2017 weiter in der Minderheit waren (4,5% der Haushalte), hat ihre Zahl seit 1990 um mehr als 50% zugenommen. Die Zahl der Eheschliessungen und Scheidungen ist hingegen relativ stabil geblieben. 2017 waren 42,4% der Bevölkerung verheiratet und 8,4% geschieden. Eltern bekommen ihr erstes Kind in einem zunehmend höheren Alter und die Zahl der nicht ehelichen Geburten steigt.

 

8,2% der Bevölkerung sind von Armut betroffen

2017 galten 8,2% der Schweizer Wohnbevölkerung und 4,3% der Erwerbstätigen als einkommensarm. Die Armutsquote ist seit 2014 angestiegen. Am stärksten von Armut betroffen sind nach wie vor Alleinlebende, Personen in Einelternhaushalten mit minderjährigen Kindern, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sowie Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige.

Die Sozialhilfequote der Gesamtbevölkerung ist seit 2005 stabil geblieben und betrug 2017 insgesamt 3,3%. Bei den Kindern und den 46- bis 64-Jährigen verzeichnete sie hingegen einen Anstieg. Ausserdem ging der Anteil der erwerbstätigen Sozialhilfebeziehenden zwischen 2008 und 2017 zurück und die Dauer des Sozialhilfebezugs hat sich verlängert. Wirtschaftliche Wachstumsphasen oder eine rückläufige Wirtschaftsentwicklung haben kaum Auswirkungen auf die Sozialhilfequote.

 

Jede 20. Person fühlt sich einsam

Das Einkommen, das den Personen für den Konsum und zum Sparen zur Verfügung steht (verfügbares Einkommen), stagniert seit 2014. 2016 belief es sich auf monatlich 4121 Franken pro Person. Im gleichen Jahr fühlten sich 4,9% der Bevölkerung einsam, und 6,0% der Bevölkerung waren nicht in der Lage, einmal im Monat Freundinnen und Freunde, Familienangehörige oder Bekannte zu treffen.

Was die Lebensbedingungen insgesamt betrifft, so waren 2016 3,6% der Bevölkerung von Mehrfachbenachteiligungen in verschiedenen Lebensbereichen betroffen. Dazu gehören die finanzielle Situation, die Wohnsituation, die Arbeit und Ausbildung, die Gesundheit, die sozialen Beziehungen, die soziale und politische Partizipation, die persönliche Sicherheit und das Wohlbefinden. Besonders hoch war dieser Anteil bei Erwerbslosen, Einkommensschwachen und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung.

 

Sozialausgaben in Höhe von 175 Milliarden Franken

Die Ausgaben für die soziale Sicherheit nehmen weiter zu und beliefen sich 2017 auf 175 Milliarden Franken bzw. 26,1% des BIP. Kostentreiber sind dabei vor allem die Risiken Alter und Krankheit. 2017 entfielen auf diese beiden Bereiche 42,4% bzw. 31,7% der gesamten Sozialausgaben. Bei den Ausgaben für die Arbeitslosigkeit lässt sich hingegen trotz der zunehmenden Anzahl Erwerbsloser gemäss ILO kein Aufwärtstrend erkennen.

Die Ausgaben für Invalidität sind seit Mitte der 2000er-Jahre stabil, jene für die wirtschaftliche Sozialhilfe und die Ergänzungsleistungen zur AHV/IV haben hingegen zugenommen. 2017 wurden für die wirtschaftliche Sozialhilfe und für die Ergänzungsleistungen netto 2,8 bzw. 4,9 Milliarden Franken entrichtet.

Zum Vergleich: In Europa (EU28) sind die Ausgaben für die soziale Sicherheit höher; sie betragen 27,1% des BIP. Wie in der Schweiz sind auch dort vor allem die Sozialausgaben für die Bereiche Alter (dies aufgrund der Bevölkerungsalterung) und Gesundheit angestiegen.