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Schweizer Chirurg - Trotz Informationen über die Probleme fehlerhafte Implantate eingesetzt!

DMZ – GESUNDHEIT ¦ Patricia Jungo ¦

 

 

Im Berner Salem-Spital hat der Berner Orthopäde Max Aebi sieben Patienten künstliche Bandscheiben implantiert, obwohl er auf über fehlgeschlagene Studien auf dem Laufenden war. Die besagten Implantate waren bei den Studien durchgefallen. Ein neuer Untersuchungsbericht bringt dies zu Tage. Der Arzt war zu dieser Zeit Mitglied des Beirates der Herstellerfirma Ranier Technolgoy. Nun ist gegen ihn eine Strafuntersuchung am Laufen.

 

Die im 2018 in den Medien veröffentlichten Vorwürfe wurden nun im Untersuchungsbericht bestätigt. Der Vorwurf der Berner Staatsanwaltschaft gegen den Chirurgen Max Aebi lautet Schwere Körperverletzung. Er ist in der Hirslanden-Klinik Salem-Spital tätig. Den sieben Patienten wurden von 2011 bis 2014 ein Bandscheiben-Implantat eingesetzt; dies obwohl bekannt war, dass dieses Komplikationen zur Folge haben kann. Ein internationales Konsortium investigativer Journalistinnen und Journalisten hat diese Missstände ans Licht gebracht. Nun werden die Vorwürfe durch ein unabhängiges Gutachten der Hirslanden-Gruppe noch erhärtet. Der Chirurg stand für den Bericht nicht zur Verfügung.

 

Der Bericht weist auf die zwielichtige Rolle des Chirurgen im Detail hin. Hingegen lässt er keine abschliessende Beurteilung des Verhaltens von Aebi in straf- oder haftungsrechtlicher Hinsicht zu. Das Implantat Cadisc-L wurde 2010 erstmals bei Patienten eingesetzt. In diesem Jahr wurde es nämlich von der britischen Konformitätsbewertungstabelle British Standards Institution zertifiziert und freigegeben. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass zuvor zwei Studien grössere Probleme bei Affen gezeigt hatten. Bei der ersten Studie ging es um die nicht korrekt funktionierende Transplantation, bei der zweiten traten in den Monaten nach der Transplantation Komplikationen auf. Die Herstellerfirma Ranier Technology Ltd. beauftragte darauf einen Wissenschaftler die Röntgenbilder der zweiten Studie zu analysieren.

 

Dabei stiess er auf beunruhigende Veränderungen zwischen Implantat und Knochen. Das Problem dabei ist, dass diese Resultate verschwiegen wurden und in veröffentlichten Artikeln sowohl die Firma wie deren Scientific Board ein positives Bild der Implantate vermittelten. Als Mitglied des Gremiums und Beteiligter an der Produktentwicklung war Max Aebi über die Probleme also informiert. Natürlich war sein Interesse am Erfolg des Implantats auch finanzieller Natur, er war ja Teil des Beirats. Dies hält der Untersuchungsbericht fest. Im Jahr 2009 soll Aebi an einer Sitzung des Beirats geäussert haben, das sei nur eine radiologische Überblicksstudie und habe mit der Realität nichts zu tun. Das Implantat wurde 2010 im Rahmen einer klinischen Studie von Wissenschaftlern der britischen Herstellerfirma Ranier Technology Ltd. an 29 Patienten getestet. Nach drei Monaten zeigte eine klinische Prüfung keine negativen Ergebnisse. Schwerwiegende Komplikationen scheinen erst nach drei oder vier Jahren aufzutreten. Trotz der Informationen über die Probleme mit dem Implantat Cadisc-L setzte der Chirurg Max Aebi die besagten Implantate zwischen 2011 und 2014 sieben Patienten ein.

 

Des Weiteren verschwieg er der Privatklinik-Gruppe Hirslanden seine Funktion bei Ranier; dies, obwohl solche Mandate laut Rahmenvertrag mitgeteilt werden müssen. Bis 2014 gingen beim Hersteller immer mehr Meldungen über fehlerhafte Implantate ein. Es ging dabei darum, dass diese sich im Rücken zersetzten, so Schmerzen verursachten und zu weiteren Operationen führten. Zu dieser Zeit waren in Europa etwa bei 200 Personen solche Implantate eingesetzt worden. Dies bewog das Unternehmen dazu, das Produkt im März 2014 aus dem Handel zu nehmen. Ranier Technology riet den Ärzten, Nachuntersuchungen bei ihren betroffenen Patienten durchzuführen. Aebi jedoch tat nichts dergleichen und setzte auch die Leitung der Klinik nicht darüber in Kenntnis. Laut Bericht hat er so seine Sorgfaltspflicht nicht wahrgenommen. Nun läuft gegen ihn eine Untersuchung der Berner Staatsanwaltschaft, wobei die Unschuldsvermutung gilt. 2015 ging Ranier Technology Ltd. in Konkurs.

 

 

Quellen: Higgs.ch/ Studie: Unabhängige Untersuchung zur Verwendung von Bandscheibenimplantaten des Typs CAdisc-L des Herstellers Ranier Technology Ltd. in Spitälern der Privatklinikgruppe Hirslanden


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